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01.08.2016 | (rsn) - Peter Sagan wechselt für die kommenden drei Jahre zu Bora-hansgrohe - endlich ist es raus. Der Transfer ist ein Verdienst und der Lohn für jahrelange, gute Arbeit von Manager Ralph Denk und seinem Team. Felix Mattis hat den Raublinger am Mittag für radsport-news.com angerufen, um mit ihm über die Verpflichtung des Weltmeisters und auch mögliche weitere Transfers auf dem Weg in die WorldTour 2017 zu sprechen.
Herr Denk, normalerweise gratuliert man nach Siegen in Radrennen, aber ich denke, heute kann man auch zu einem Sieg am Verhandlungstisch gratulieren. Wie viele Interviews haben Sie heute schon gegeben?
Ralph Denk: "Viele. (Er lacht) Seit acht Uhr läutet das Telefon. Es sind natürlich einige überrascht. Es ist viel spekuliert worden, aber so richtig zugetraut hat man uns das wohl nicht. Deshalb ist der Überraschungsmoment jetzt doch etwas größer, als wenn Peter zu einer großen Mannschaft wie Sky gegangen wäre. Schließlich sind wir aktuell noch in der zweiten Liga - ich hoffe, das ändert sich bald."
Sagan scheint auch das Ticket zur WorldTour zu sein.
Denk: "Ich habe immer gesagt: Wenn wir WorldTour machen, dann richtig. Denn sonst ist der Unterschied der Kosten erheblich, aber der Werbewert eher geringfügig höher, wenn man ein schlechtes WorldTour- mit einem guten ProContinental-Team vergleicht. Aber dank Bora und hansgrohe habe ich auf dem Transfermarkt agieren können."
Sagan bekam angeblich bei Tinkoff zwischen vier und sechs Millionen Euro im Jahr. Wie teuer ist er für Sie?
Denk: "Das will ich nicht kommentieren. Ich denke, er bekommt ein ordentliches Gehalt. Wir haben diesbezüglich auch nicht lange gebraucht, um uns zu einigen. Aber wie hoch es ist, das bleibt in den Verträgen und kommt nicht nach außen."
Geschrieben wird, dass Specialized als neuer Ausstatter des Teams und Partner von Sagan einen Großteil seines Gehalts tragen muss. Wie ist das?
Denk: "Das ist definitiv nicht so. Specialized engagiert sich nicht mehr oder nicht weniger als ein normaler Fahrradhersteller. Der aktuelle Weltmeister kostet schon Geld und da braucht man einen guten Gesamtetat, um das alles zu stemmen. Das hat aber nichts mit einem speziellen Partner zu tun. Es geht ja auch nicht nur um Peter, sondern auch die Helfer außen herum - wir wollen noch etwas Reserve für Rundfahrer haben. Da sind wir ebenfalls noch an zwei bis drei dran, die schon bewiesen haben, bei Grand Tours unter die ersten Fünf zu fahren oder Etappen zu gewinnen. Mir ist es sehr wichtig, dass wir in deren Windschatten Emanuel Buchmann und Silvio Herklotz entwickeln können."
Können Sie da Namen nennen?
Denk: "Es schwirren viele Namen durch mein Notizbuch, aber da ist noch nichts spruchreif."
Rafal Majka wird viel genannt, der bisher ja mit Sagan für Tinkoff fuhr. Seine Verpflichtung wurde jetzt aber nicht im Paket mit Sagan und Majkas polnischen Landsmann Maciej Bodnar und Co. verkündet. Kommt er also nicht?
Denk: "Er kann kommen, er kann nicht kommen. Unterschrieben ist nichts, aber ein interessanter Fahrer wäre er. Da müssen wir in den nächsten Wochen schauen, wie die Gespräche laufen."
Zusammen mit Sagan wurden heute vier weitere Fahrer verpflichtet - keiner davon ist Deutscher. Wie ändert sich die Ausrichtung des Teams?
Denk: "Es wird auch in Zukunft keine Nation häufiger im Team vertreten sein als Deutschland. Das ist mir wichtig. Aber ich kann auch nicht wie eine Nationalmannschaft auftreten, weil es erstens nicht das nötige Fahrerpotenzial gibt und zweitens meine Geldgeber einen internationalen Anspruch haben."
Mit Sagan bekommen, das steht so in Ihrer Pressemitteilung, die Klassiker mehr Gewicht. Große Erfolge gab es dort bisher nicht. Auch das macht weitere Verpflichtungen nötig, um Sagan ideal zu unterstützen, oder?
Denk: "Unter die Top Ten bei einem Monument haben wir es noch nie geschafft, das ist richtig. Aber wenn ich jetzt nur diejenigen anschaue, die wir heute schon verpflichtet haben: Wenn man sieht, was Bodnar mit Sagan in Montpellier bei der Tour gemacht hat, dann muss man schon sagen: Das ist ein richtig guter Helfer. Aber, ja: Von seinem Kaliber werden wir in den nächsten Wochen auch noch den einen oder anderen präsentieren, die schon bei Monumenten unter den ersten Zehn waren."
Auch über eine Verpflichtung von Tony Martin wurde öffentlich spekuliert.
Denk: "Das ist eine Option. Man denkt darüber nach und spricht miteinander. Ich weiß aber auch, dass er auch mit Anderen spricht. Da müssen wir schauen."
Welche Rolle spielt in Gesprächen mit ihm, dass Ihr Team im kommenden Jahr mit seinen vertrauten Specialized-Rädern fährt?
Denk: "Natürlich hat ein Zeitfahrer wie er bei so etwas Wünsche. Das ist auch Teil des Gesprächs. Aber man muss schauen, wie sich das entwickelt. Es kann passieren, es kann aber auch nicht - mehr kann ich nicht sagen."
Welche Umstellungen hängen abgesehen vom Kader an der Verpflichtung eines Peter Sagan? Der Aufwand wird größer, die Aufmerksamkeit... Da müssen auch neue Mitarbeiter kommen, vielleicht auch in der Sportlichen Leitung?
Denk: "Definitiv. Wir bauen gerade an einem Gesamtkonzept - nicht nur, was die Sportliche Leitung betrifft: Wir brauchen mehr Mechaniker, mehr Ärzte, mehr Physiotherapeuten. Wir müssen die PR-Abteilung weiter ausbauen. Diese Gespräche führen wir alle und haben auch schon einige Leute eingestellt. Aber das ist im Vergleich eine recht einfache Arbeit. Das Schwierigste ist, ein Budget an den Start zu bringen, um jemand wie Peter Sagan zu verpflichten. Das ist abgehakt."
Können Sie jemand nennen, der für die Sportliche Leitung in Frage kommt? Wird es auch da internationaler?
Denk: "Da ist noch nichts konkret. Vielleicht wird es auch jemand aus Deutschland, mal schauen."
Zugänge sind die eine Seite, aber es wird auch Fahrer geben müssen, die das Team Ende 2016 verlassen. Simple Frage: Wer?
Denk: "Da ist noch nichts entschieden. Wir haben viele Verträge auch noch nicht verlängert, weil wir die Vuelta noch abwarten. Da stehen viele Junge im Aufgebot, die dort noch die Chance haben, sich in den Kader für 2017 zu fahren. Das werden wir alles erst nach der Vuelta entscheiden."
Zurück zu Sagan - erzählen Sie doch mal, wie sich das angebahnt hat. Die Verpflichtung des Weltmeisters als Zweitliga-Rennstall, das klingt nach einem großen Abenteuer!
Denk: "Ich musste erstmal herausfinden, was Peter will. Seine oberste Prämisse ist es, dass im Team Sachen klar hinterfragt und diskutiert werden, aber eben nie in der Öffentlichkeit. So ist es bei uns. Wir lassen Sportler in Ruhe und wenn wir ein Problem haben, setzen wir uns an einen Tisch. Aber dann bleibt das Problem auch an diesem Tisch. Das ist nicht in jedem Team so und ich glaube, er hat es sehr geschätzt, dass das unsere Philosophie ist. Das Andere ist sicher, dass wir in Deutschland verwurzelte, seriöse Sponsoren haben, die in die Zukunft des Radsports investieren. Da will er Teil von sein."
Ist ihm die Verbindung zu Deutschland wichtig?
Denk: "Er ist stolzer Slowake. Aber für sein Image, und er ist ja eine eigene Marke, da hat er schon bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit einem deutschen Team ihm schon helfe, seine Marke voranzutreiben - eher als mit einem Team, das aus einem etwas anderen Land kommt..." (Denk zögert)
Wie zum Beispiel Russland?
Denk: "Das möchte ich nicht sagen. Aber deutsche Wertarbeit wird schon großgeschrieben."
Wie kam der erste Kontakt zustande?
Denk: "Wir haben uns am Rande des Giro d'Italia getroffen und erste Gespräche geführt."
Sie und sein Manager Giovanni Lombardi? Haben Sie ihn kontaktiert oder umgekehrt?
Denk: "Wir sind uns dort über den Weg gelaufen und sind früher ja auch gemeinsam Rennen gefahren."
Und dann sind Sie sich beim Giro begegnet und Sie haben gesagt: 'Du, warum fährt eigentlich der Peter nicht bei uns?'
Denk: "Ja, so ungefähr..."
Schön, dass sich Lombardi und Sagan diese Frage dann wohl auch irgendwann gestellt haben. Vielen Dank für das Gespräch!
Denk: "Ja, ich danke auch!"
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