radsport-news.com stellt die 18 WorldTour-Teams vor

Team Sky: Die Tour ist nicht genug

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Team Sky: Die Tour ist nicht genug"
Christian Knees (Sky) in seiner Rolle als “Zugmaschine“, hier bei der Vuelta 2015 | Foto: Cor Vos

25.01.2017  |  (rsn) - Radsport News stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 19. Tour Down Under in die Saison eingestiegen sind. Die britische Sky-Mannschaft um Chris Froome hat wieder die Tour de France zum großen Saisonziel auserkoren. Doch der mit Stars gespickte Rennstall von Manager Dave Brailsford will 2017 nicht nur in den großen Rundfahrten Erfolge feiern.

Teil 17: Team Sky

Rückblick 2016:
Es war wieder eine Saison gespickt mit großen Erfolgen. Die Tour de France wurde einmal mehr zur Sky-Machtdemonstration und endete mit dem dritten Gesamtsieg von Chris Froome. Bei der anschließenden Vuelta a Espana zeigte sich der Brite ebenfalls gut aufgelegt, musste sich in der Endabrechnung allerdings Nairo Quintana (Movistar) geschlagen geben. Im Frühsommer hatte Froome bereits den Gesamtsieg beim Critérium du Dauphiné gefeiert. Weitere Erfolge bei einwöchigen Rundfahrten verbuchte das Team durch Geraint Thomas bei der Algarve-Rundfahrt und Paris-Nizza. Und wichtiger: Wouter Poels gelang mit seinem Lüttich-Bastogne-Lüttich-Triumph der lang ersehnte erste Sky-Coup bei einem Monument. Die Saison hatte allerdings auch einige Makel. Mikel Landa war für den Gesamtsieg beim Giro d’Italia geholt worden. Der Spanier fremdelte jedoch merklich in seiner ersten Saison bei Sky und verließ die Italien-Rundfahrt krankheitsbedingt nach zehn Etappen. Hinter den Erwartungen blieb auch Michal Kwiatkowski, ein weiterer Neuzugang von Weltklasseformat. Bis auf seinen Sieg bei E3 Harelbeke war vom Ex-Weltmeister nicht viel zu sehen.

Die wichtigsten Wechsel:
Sorgfältig ausgewählte Zugänge verstärken die britische Equipe für die Saison 2017: ?ukasz Wi?niowski (Etixx-Quick-Step), Kenny Elissonde (FDJ) und Diego Rosa (Astana) entsprechen perfekt dem Anforderungsprofil des loyalen und gut ausgebildeten Helfers und dürften vielseitig zum Einsatz kommen. Sie sollen unter anderem die Abgänge der wichtigen Stützen Nicolas Roche (BMC) und Leopold König (Bora-Hansgrohe) kompensieren. Außerdem trennte sich Sky von Ben Swift (Bahrain-Merida). Perspektivfahrer sind die Neoprofis Owain Doull (Team Wiggins) und Tao Geoghegan Hart (Axeon Hagens Berman), wobei britische Medien besonders Letzterem eine große Karriere zutrauen.

Im Fokus:
Das Image. Pöbeleien, Beschimpfungen und sogar eine Attacke mit einem Urinbecher: In der Gunst der Fans erreichte Sky mit seiner kalkulierenden Fahrweise nie große Sympathiewerte. Statt Anerkennung gab es eher den Mittelfinger – Dopingverdächtigungen inklusive. Bis zum vergangenen Herbst stets haltlos. Seitdem ist das jedoch anders: Medizinische Ausnahmegenehmigungen für eine dubiose Lieferung des Medikaments Fluimucil an Bradley Wiggins aus dem Jahr 2011 belasten das Team schwer und schädigen den Ruf. Die Einnahme der Medikamente war genehmigt, dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Besonders da Teamchef Dave Brailsford viele Fragen offen ließ und erst vor einem britischen Parlamentsausschuss eine Erklärung für die Paketlieferung an Wiggins lieferte – die allerdings kaum jemanden überzeugte. Das gern nach außen getragene Image von "Null Toleranz" hat einige hässliche Flecken bekommen – und könnte Sky mehr belasten als manch ein sportlicher Gegner.

Aufgepasst auf …
… Diego Rosa. Der Italiener wäre nicht der erste Fahrer, der bei Sky eine deutliche Leistungssteigerung vollzieht. In erster Linie soll er sich den großen Teamzielen unterordnen, allerdings haben auch Fahrer wie Nieve oder Poels darüber hinaus im Team schon eigene beachtliche Siege errungen. Das Potenzial besitzt Rosa allemal: Im vergangenen Jahr gewann er eine schwere Etappe der Baskenland-Rundfahrt und wurde Zweiter bei Il Lombardia, ein Jahr zuvor gewann er Mailand-Turin. Bei einwöchigen Rundfahrten und einigen hügeligen Klassikern dürfte der 27-Jährige seine Möglichkeiten erhalten, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Ausblick 2017:
Die erste Teampflicht heißt wieder: Gesamtsieg bei der Tour de France. Chris Froome soll im Juli seinen vierten Erfolg in Frankreich einfahren – und vordergründig zählt in den Teamambitionen erst mal nichts anderes. Doch für Brailsford ist die Tour mittlerweile nicht mehr genug. Er will mit Team Sky die unangefochtene Nummer eins im Radsport werden und Erfolg auf allen Ebenen haben. Während Froome wahrscheinlich ebenfalls bei der Vuelta auf den Gesamtsieg fahren soll, wird zur Italien-Rundfahrt das Duo Landa und Geraint Thomas geschickt. Für den Briten Thomas ist es die erste Chance, sich als Kapitän bei einer großen Landesrundfahrt zu bewähren. Zusätzlich zu den bereits genannten Namen winkt dem Team mit Fahrern wie Sergio Henao oder Wouter Poels jederzeit ein Gesamtsieg bei den einwöchigen Rundfahrten. Ähnlich hoch sind die Ansprüche bei den Klassikern: Für das Pavé und die belgischen Rennen wird Sky das vielversprechende Trio Ian Stannard (vergangenes Jahr Dritter bei Paris-Roubaix), Luke Rowe und Michal Kwiatkowski aufbieten. Zusammen mit Poels soll der Pole auch bei den Ardennen-Klassikern Sky bestens in Szene setzen. Und zwei ordentliche Sprinter hat Sky mit Elia Viviani und Danny van Poppel ebenfalls in seinen Reihen. Keine Frage: Der britische Rennstall wird die Saison nachhaltig prägen – auch abseits der Tour.

Eckdaten:
Land: Großbritannien
Hauptsponsor: Sky
Branche: Medienkonzern
Teamchef: David Brailsford
Radausrüster: Pinarello
Fahrer im Aufgebot: 28
WorldTour-Ranking 2016: 3

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