“Ich musste etwas Verrücktes tun“

RundFROOMEschlag zerlegt den Giro! 80-km-Solo ins Rosa Trikot

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Chris Froome (Sky) hat mit einer unglaublichen Vorstellung auf der 19. Giro-Etappe das Rosa Trikot erobert. | Foto: Cor Vos

25.05.2018  |  (rsn) - Chris Froome schlug die Faust im Ziel der Bergankunft der 19. Etappe des Giro d’Italia in die Luft und strahlte. Mit einem kaum fassbaren Soloritt über 80 Kilometer hatte der Sky-Profi den bisherigen Verlauf der Italien-Rundfahrt komplett auf den Kopf gestellt. Der Toursieger gewann das schwere Alpenteilstück über 184 Kilometer und mit Bergankunft am Monte Jafferau mit satten drei Minuten Vorsprung auf Richard Carapaz und Thibaut Pinot (Groupama-FDJ, +3:06). Gleichzeitig übernahm Froome die Führung in der Gesamtwertung. Der bisherige souveräne Träger des „Maglia Rosa“, Simon Yates (Mitcheltn-Scott), erlebte einen schwarzen Tag und verlor 38:51 Minuten.

Der Moment, der diesen Giro möglicherweise entscheidet, spielte sich rund 80 Kilometer vor dem Ziel im Anstieg zum Colle delle Finestre ab. Chris Froome attackierte aus einer ohnehin schon auf ein halbes Dutzend Fahrer reduzierten Favoritengruppe und zog uneinholbar am höchsten Anstieg dieser Rundfahrt davon.

Yates fiel früh zurück

Zu diesem Zeitpunkt bereits im Hintertreffen: Spitzenreiter Simon Yates (Mitchelton-Scott). Der Brite fiel in der Mitte des 18,9 Kilometer langen Anstiegs zurück. Zuvor hatte insbesondere das Team Sky das Feld mit Tempooffensive und Attacken zermürbte. Als Yates Schwächen zeigte, forcierten die Kollegen von Froome erst recht das Tempo. Wout Poels und Kenny Elissonde bereiteten mit irrsinnigen Beschleunigungen bergauf ihrem Kapitän den Weg, der dann bei rund 80 Kilometern vor dem Ziel selbst in Aktion trat.

„Ich habe noch nie so etwas gemacht, eine Attacke von so weit weg. Ich habe mich gut gefühlt. Ich wusste, dass noch viele Kilometer zu fahren waren. Aber ich lag im Klassement weit zurück. Ich wusste, ich kann nicht auf den letzten Berg warten. Ich musste also etwas Verrücktes tun. Der Colle delle Finestre war dafür der perfekte Punkt – die Schotterstraßen erinnerten mich ein wenig an die Straßen in Afrika. Ich fühlte mich gut und sagte mit: jetzt oder nie!“, erklärte  Froome im Sieger-Interview.

Der Beginn einer bemerkenswerten Soloflucht des vierfachen Tour-de-France-Siegers, der in der Abfahrt vom Colle delle Finestre, in der Gegensteigung nach Sestriere (3. Kategorie) und auch in der längeren Abfahrt bis zum Schlussanstieg seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute.

Das Feld zerfiel in etliche kleine Gruppen. In unmittelbarer Verfolgung zu Froome fanden sich Tom Dumoulin, Thibaut Pinot, Sebastian Reichenbach, Richard Carapaz und Miguel Angel Lopez zusammen. Die Gruppe kam allerdings selten auf Zug – auch, weil sich Lopez und Carapaz nicht an der Nachführarbeit beteiligten.

Froome und Dumoulin kämpfen um Rosa

Da Yates zu dieser Phase keine Rolle mehr spielte, ging es zwischen Dumoulin und Froome um das Rosa Trikot. Der Niederländer und Vorjahressieger hatte vor der Etappe 2:54 Minuten Vorsprung gegenüber Froome, doch der Toursieger  knabberte Sekunde um Sekunde von diesem Vorsprung herunter und lag bereits vor dem sieben Kilometer langen Schlussanstieg zum Monte Jafferau mit 3:25 Minuten Vorsprung auf die Gruppe virtuell im Rosa Trikot. Auch im Anstieg büßte Froome kaum Zeit ein. Dumoulin erreichte hinter Lopez (3:12) als Tagesfünfter (+3:23) das Ziel und belegt in der Gesamtwertung nun 40 Sekunden hinter Froome Platz zwei, der zudem die Führung in der Bergwertung übernahm. Es folgen Pinot (+4:17), Lopez (+4:57) und Carapaz (+5:44).

„Das war eine völlig verrückte Etappe. Die Geschichte des Giro ist geschrieben. Nun hoffe ich auf gute Beine morgen, da ich unbedingt den Platz auf dem Podium verteidigen möchte“, kommentierte Pinot anschließend das Teilstück.

Andere Fahrer nahmen noch mehr Zeitschaden auf dieser Etappe. Domenico Pozzovivo (Bahrain-Merida), als Gesamtdritter in die Etappe gegangen, erreichte mit 8:29 Minuten Rückstand das Ziel und war damit sogar noch Tageselfter. In der Gesamtwertung rutschte er auf Position sechs ab (+8:03). Patrick Konrad aus der deutschen Equipe Bora-hansgrohe verbesserte sich als Neunter der Etappe (+8:23) hingegen um zwei Plätze und liegt insgesamt nun auf Platz acht (+12:19). Er profitierte dabei von den großen Rückständen um Rohan Dennis (+14:20) und Simon Yates, die beide aus den Top Ten herausflogen. Yates überquerte den Zielstrich schließlich in einer Gruppe mit 38:51 Minuten hinter Tagessieger Froome. Der Mitchelton-Scott-Profi fiel auf Position 18 (+35:42) zurück.

So geht's weiter

Die letzte Bergetappe dieses Giro d’Italia führt das Feld morgen über 214 Kilometer von Susa nach Cervinia. Auf den letzten 85 Kilometern beinhaltet das Teilstück dabei nicht weniger als drei Anstiege der 1. Kategorie.

 

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