Deutschland-Tour-Tagebuch von Tobias Knaup

Am Ende eine Knallgas-Probe zu viel

Von Tobias Knaup

Foto zu dem Text "Am Ende eine Knallgas-Probe zu viel"
Tobias Knaup (rechts) und seine Teamkollegen von Lotto-Kern Haus | Foto: radsport-news.com

24.08.2018  |  (rsn) - Guten Abend lieber Leser meines Tagebuchs,

heute stand die vermeintlich schwerste Etappe von Bonn nach Trier über ca 200 Kilometer an. Nach einer erholsamen Nacht stand schon um 7:50 Uhr Frühstück an, da wir noch von Koblenz nach Bonn zum Start fahren mussten. Mein Frühstück sah eigentlich genauso aus wie gestern, denn "never change a winning team".

Auf der Fahrt zum Start musste ich leider eine traurige Nachricht lesen, denn der Langstrecken-Weltrekorder Alois Stöcklin, den ich von der Vor Tour der Hoffnung kenne und mit dem ich vor zwei Wochen noch zusammen Rad gefahren bin, ist gestern im Alter von 70 Jahren auf tragische Weise bei einer Radausfahrt bei einem Unfall mit einem LKW ums Leben gekommen.

Auch das Wetter war während der Fahrt nicht das schönste, denn es regnete fast die ganze Zeit. Unser sportlicher Leiter Christian Henn hatte jedoch wieder Recht behalten und zum Start war wieder alles trocken und während der ganzen Etappe hatten wir auch angenehme Temperaturen. Nach dem obligatorischen Einschreiben, der Besprechung, Nummern aufkleben und Rennverpflegung einpacken ging es dann um 10:50 Uhr los zum neutralen Start.

Unsere Ziele waren dieselben wie gestern. Einer sollte in die Gruppe des Tages und der Rest sollte Josh mit allen Kräften solange wie möglich den Tag über helfen. Das mit der Gruppe haben wir leider verpennt, wenn auch unser Küken Jan Hugger es beinahe geschafft hätte. Sky scheint hier eine etwas andere Taktik zu verfolgen, wie man es aus dem Fernsehen gewohnt ist, denn Luke Rowe höchstpersönlich sprang zu einer Gruppe hin. Das wollten dann Quickstep und Bora nicht zulassen und haben das Loch wieder zu gefahren. Die nächste Attacke hat dann gepasst und vier Mann haben sich vom Feld nach 10 Kilometern gelöst.

Hinten wurde dann wieder zum Pinkeln angehalten und der Abstand wuchs auf bis zu 5 Minuten. Ich hab dann ganz Tag im Stile meines Vorbildes Vasil Kiryienka die Jungs so gut es geht aus dem Wind gehalten. Vorne im Feld sind Quickstep, Bora und später noch Bahrain Merida hinterher gefahren.

Während der Verpflegung jedoch, wurde mir wieder bewusst, wie wichtig es doch ist einen Helm zu tragen. Denn der Rally-Fahrer Charles Bradley Huff meinte mich mit einem Riegel, der wohl nicht seinem Geschmack entsprach am Kopf abzuwerfen. Er entschuldigte sich jedoch sofort bei mir und wir beide konnten am Ende darüber lachen.

Richtig sportlich wurde es dann die Bergwertung "Auf Zummet" an der Mosel hoch, 52,5 Kilometer vor dem Ziel. Dort gab's die erste Knallgas-Probe wie Robert Wagner das glaube ich immer nennt. Denn aus dem Feld attackieren Fahrer von Katusha, Sky, Israel Cycling Academy und noch paar andere Gute, sodass die Spitzengruppe direkt eingeholt wurde. Oben auf der Kuppe waren dann auf einmal 16 Mann vorne weg mit ca. 20 Sekunden. Ich kann euch das auch nur so detailliert erzählen, da wir über Funk natürlich immer das Renngeschehen mitbekommen. Ich hab's trotzdem noch im Feld drüber geschafft.

Bora war überhaupt nicht glücklich mit der Situation und hat mit Vollgas die kurze Abfahrt runter das Loch zu gefahren. Danach lösten sich wieder einzelne Fahrer, mit dabei Joshua Huppertz, der sich nach eigener Aussage so stark wie Hulk Hogan in dem Moment gefühlt hat. Die sechs Fahrer konnten jedoch auch nur eine kleine Lücke rausfahren und wurden in der nächsten Bergwertung nach Naurath gestellt. Josh hatte dann Laktat 30 und ist leider aufgeplatzt. Ich konnte mich noch in den Autos über Bergwertung retten und mit meiner ganzen KT-Erfahrung wieder ins Peloton mogeln. Während des Berges konnte ich von hinten in den langgezogenen Kurven Fahrer vom Kaliber Dumoulin und Bardet attackieren sehen. Mit anderen Worten...es war schnell.

Bei der nächsten Herausforderung 22 Kilometer vor dem Ziel nach Korlingen hoch war dann bei mir der Ofen aus und ich habe mich an den erfahrenen Leuten wie Sieberg und Eisel orientiert, um ins Ziel zu kommen. Dort habe ich nur mitbekommen das Maximilian Schachmann das Rennen gewonnen hat. Von uns sind nur Jan Hugger und Florian Nowak auf Platz 57. und 58 noch vor mir ins Ziel gekommen.

Damit fällt mein Fazit zur Frage wie wir uns mit Weltklasse-Fahrern am Berg messen können leider sehr ernüchternd aus. Aber wie mein Coach immer zu mir sagt "only positive vibes", denn morgen ist ein neuer Tag und eine neue Chance.

Anschließend muss ich wieder erwähnen, wie viele Leute an der Strecke standen und uns angefeuert haben. Das macht richtig Spaß Rad zu fahren. Am Petrisberg auf der Schlussrunde konnte ich das Ganze auch relativ entspannt genießen.

Ich hoffe ihr schaut morgen wieder vorbei!

Sport frei

Euer Knaupaner

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

02.06.2024Zabel radelte nach London zum Champions-League-Finale

(rsn) – Zu den rund 30.000 Dortmunder Fans, die im Londoner Wembley-Stadion das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid erlebten, gehörte auch Rick Zabel. Der gebürtige

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Brussels Cycling Classic (1.Pro, BEL)