TotA: Brite Solosieger, Lopez verteidigt Grün

Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

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Simon Carr (EF Education – EasyPost) hat die Königsetappe der Tour of the Alps gewonnen. | Foto: Cor Vos

18.04.2024  |  (rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich über 141, 3 Kilometer von Leifers nach Borgo Valgusana mit je 1:19 Minuten Vorsprung auf die beiden Australier Michael Storer (Tudor) und Ben O’Connor (Decathlon - AG2R La Mondiale) durch.

Weitere drei Sekunden dahinter entschied der Niederländer Wout Poels (Bahrain Victorious) den Sprint der nächsten Verfolgergruppe für sich und wurde Vierter vor O’Connors französischem Teamkollegen Valentin Paret-Peintre, dem Italiener Antonio Tiberi (Bahrain Victorious), dem Franzosen Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) und dem Spanier Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek), der sein Grünes Trikot verteidigte.

“Heute war ein sehr spezieller Tag, auch deshalb, weil die ersten Tage schon so hart waren. Ich kam mit Klassement-Ambitionen hierher und hatte hart dafür gearbeitet. Meine Freundin hat mich in ein dreiwöchiges Höhentrainingslager begleitet. Und dann kam ich hierher und hatte so sehr zu kämpfen. Mein Team sagte mir aber, dass ich zuversichtlich bleiben sollte, weil sich die Dinge schnell ändern konnten. Und jetzt bin ich sehr glücklich mit dem Ergebnis“, sagte Carr, der 2023 bereits die damalige 5. Etappe der Tour of the Alps mit einem 26,5 Kilometer langen Solo hatte gewinnen können, im Siegerinterview. In diesem Jahr lief es für ihn bisher noch gar nicht. Vor der 4. Etappe hatte Carr nur Rang 53 des Gesamtklassements belegt.

Eine starke Vorstellung lieferte auch sein Teamkollege Georg Steinhauser ab, der mit 2:19 Minuten Rückstand in der zweiten Verfolgergruppe als Zehnter ins Ziel kam und damit bester deutscher Fahrer war. 2:55 Minuten hinter dem Etappengewinner belegte Bora-hansgrohe-Kapitän Sergio Higuita den 14. Platz. Der Kolumbianer war wie Carr in der von diesem initiierten Gruppe des Tages dabei, musste seinen Gegner aber schließlich am vorletzten Berg des Tages ziehen lassen.

Vor der Schlussetappe führt der 26-jährige Lopez, der immer wieder Attacken seiner Kontrahenten neutralisieren konnte, das Gesamtklassement mit 38 Sekunden Vorsprung auf O’Connor an. Der 28-Jährige verbesserte sich trotz eines Sturzes auf Rang zwei, gefolgt von Tiberi, Poels, Bardet und Paret-Peintre, die allesamt 48 Sekunden Rückstand aufweisen. Der bisherige Gesamtzweite Tobias Foss (Ineos Grenadiers) verlor bereits am vorletzten Berg des Tages den Anschluss und fiel aus den Top Ten der Gesamtwertung heraus.

Der Norweger verteidigte aber seine Führung in der Punktewertung, Carr holte sich das Bergtrikot, während Tiberi weiter an der Spitze der Nachwuchswertung bleibt.

So lief die 4. Etappe der Tour of the Alps:

Auf der Königsetappe der diesjährigen Tour of the Alps (2.Pro) warteten rund 4.000 Höhenmeter auf die Fahrer. Gleich vier Pässe standen im Programm, nur zwei der Anstiege waren allerdings mit Bergpreisen versehen. Bei erneut kaltem, diesmal aber trockenerem Wetter nahmen in Leifers im Südtiroler Unterland nur noch 105 Profis die Strecke in Angriff, die nach wenigen flachen Kilometern schon zehn Kilometer bergauf nach Kaltenbrunn auf fast 1.000 Meter führte.

Carr initiierte mit seiner Attacke nach knapp 20 Kilometern die Gruppe des Tages, zu der außer ihm zunächst noch sein Landsmann und Teamkollege Hugh Carthy, Higuita und der Italiener Davide Piganzoli (Polti Kometa) gehörten. Zu dem Quartett schlossen nach rund 35 absolvierten Kilometern noch Bergkönig Mattia Bais (Polti Kometa), Luca Covili (VF Group - Bardiani CSF – Faizanè), Oscar Rodriguez (Ineos Grenadiers), Lucas Hamilton (Jayco – AlUla), Gijs Leemreize (dsm-firmenich – PostNL), Mikel Bizkarra (Euskaltel – Euskadi) sowie der gestrige Etappenzweite Giulio Pellizzari (VF Group - Bardiani CSF – Faizanè) auf.

Die nunmehr elf Spitzenreiter erarbeiteten sich einen Vorsprung von rund zwei Minuten auf das Feld, in dem Lopez seine Helfer arbeiten ließ – zumal Lidl – Trek in der Fluchtgruppe nicht vertreten war. 60 Kilometer vor dem Ziel lösten sich Carr und Higuita auf dem Weg hinauf zum Passo del Compet (1. Kat.) von ihren Begleitern, die am Gipfel nur noch eine Minute vor dem Feld lagen. Carr holte sich den Bergpreis und zog dank der zehn Punkte in der Bergwertung an Bais vorbei.

Das Streckenprofil der 4. Etappe der Tour of the Alps | Foto: Veranstalter

Am neun Kilometer langen und fast neun Prozent steilen Anstieg zum Passo del Vetriolo (1. Kat.) hatte Higuita große Mühe, seinem Begleiter zu folgen und musste Carr schließlich bereits acht Kilometer vor dem Gipfel ziehen lassen. In der Favoritengruppe setzten zeitgleich Chris Harper (Jayco – AlUla) und O’Connor das Grüne Trikot mit mehreren Tempoverschärfungen unter Druck. Der Decathlon-Kapitän reduzierte die Gruppe mit drei Attacken auf nur noch eine Handvoll Fahrer, ehe Poels rund drei Kilometer vor dem Gipfel davonzog.

O’Connor sprang mit Tiberi am Hinterrad zu dessen Teamkollegen vor, während Lopez kurz vor dem Gipfel erneut die Lücke schließen konnte. Die Gruppe stellte Higuita, erhielt weitere Verstärkung durch Harper, Bardet und Storer und nahm die lange Abfahrt nach dem 1.493 Meter hoch gelegenen Gipfel, wo sich Carr weitere zehn Punkte sicherte und seine Führung in der Bergwertung ausbaute, eine Minute hinter dem Spitzenreiter in Angriff.

In der Abfahrt wiederholten sich die Bilder: Zuerst Harper und dann O’Connor gingen in die Offensive. Diesmal kamen die beiden Australier weg, doch dann stürzten sie beide kurz hintereinander an der Ausfahrt eines Kreisels 25 Kilometer vor dem Ziel. Während O’Connor mit Schürfwunden an seiner rechten Seite das Rennen fortsetzen konnte, blieb Harper liegen, nachdem er auf einem Gullydeckel weggerutscht gegen die Straßenbegrenzung aus Beton geprallt war. Nach einer Erstversorgung am Unfallort musste er ins Krankenhaus gebracht werden.

Carr profitierte von den Stürzen hinter ihm

Im flachen Zwischenpassage vor dem letzten Anstieg des Tages wuchs Carrs Vorsprung in Folge der beiden Stürze und der dadurch erfolgten Temporeduzierung in der Verfolgergruppe, zu der jetzt wieder O’Connor gehörte, auf mehr als zwei Minuten an. Noch vor dem nicht kategorisierten Colle San Marco Zuvor machte sich O’Connors Teamkollege Valentin Paret-Peintre, der ebenfalls noch den Anschluss an die Gruppe geschafft hatte, die Uneinigkeit zunutze und zog knapp 14 Kilometer vor dem Ziel davon.

Im rund vier Kilometer langen und sieben Prozent steilen Anstieg fuhr sich der Gesamtsiebte, dessen Rückstand auf Lopez vor der Etappe 48 Sekunden betragen hatte, einen Vorsprung von rund 50 Sekunden heraus, ehe der Träger des Grünen Trikots doch noch reagierte. Als niemand seine Begleiter sich an der Führungsarbeit beteiligte, beschleunigte Lopez, konnte dann aber Tiberis Konter nicht folgen.

Kurz vor der Kuppe schafften Bardet, Lopez und Poels doch noch den Anschluss, wogegen der von den Sturzfolgen gezeichnete O’Connor zurückgefallen war. Sieben Kilometer vor dem Ziel führte Tiberi die Gruppe an Paret-Peintre heran, wodurch auch das Grüne Trikot auf Lopez‘ Schultern blieb. Auch wenn der Gesamtführende seine Begleiter aufforderte, sich an der Tempoarbeit zu beteiligen, so konnte das Quintett auf den letzten Kilometern Carr aber nicht mehr gefährden.

Der Gewinner der diesjährigen Trofeo Calvia feierte ungefährdet den sechsten Sieg seiner Profikarriere. Im Finale schafften Storer und O’Connor wieder den Anschluss an die Verfolger und lösten sich auf den letzten Metern sogar noch, um sich Bonussekunden für die Plätze zwei und drei zu sichern.

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