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08.01.2014 | (rsn) – Nach 16 Profi-Jahren hat Andreas Klöden zum Saisonende 2013 seinen Rücktritt erklärt. In einem zweiteiligen Exklusiv-Interview mit radsport-news.com schaut der 38-Jährige zurück auf seine lange und erfolgreiche Karriere. Im ersten Teil nennt Klöden die Gründe für seinen Rückzug als Profi, erzählt von den schönen und weniger schönen Momente seiner Karriere und erklärt weshalb er niemals als Kapitän bei der Tour de France angetreten ist.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren müssen Sie sich nicht auf eine Radsport-Saison vorbereiten, konnten Weihnachten und Silvester in aller Ruhe zu Hause verbringen. Haben Sie das genossen oder fehlt Ihnen schon etwas?
Klöden: Es war ein etwas merkwürdiges Gefühl, aber ich habe es genossen, keinen Stress zu haben. Zudem wurde es in den letzten Jahren immer schwieriger, die Motivation im Winter bei dem kalten und ungemütlichen Wetter aufrecht zu erhalten.
Hatten Sie Ihr Karriereende zum jetzigen Zeitpunkt seit längerem geplant oder war es eine spontane Entscheidung, weil Sie kein zufriedenstellendes Angebot mehr erhielten?
Klöden: Seit etwa zwei Jahren habe ich mich immer wieder mit dem Gedanken befasst, wann der richtige Zeitpunkt ist, meine Karriere zu beenden. Das größte Problem war, immer wieder genügend Motivation für das Training zu finden. Zuletzt war die Stimmung in der Mannschaft auch nicht mehr so gut nach all den Sachen, die vorgefallen sind (zum Beispiel die Verwicklung von Teamchef Johan Bruyneel in den Dopingfall Lance Armstrong, d. Red.) und die Ergebnisse, die ich mir selber vorgestellt habe, sind in den letzten beiden Jahren auch ausgeblieben. Und ein weiteres großes Problem war, dass ich das Risiko bei den Rennen nicht mehr eingehen wollte.
Gab es da ein konkretes Ereignis?
Klöden: Am Ende hat auch der schwere Sturz auf der 1. Etappe der Tour de France 2013 eine Rolle gespielt. Da bin ich bei Tempo 60 nur etwa um 50 Zentimeter an einem Laternenpfahl vorbei gefallen. Wenn ich hätte unbedingt weiter fahren wollen, hätte ich das machen können. Und Geld war noch nie meine Motivation, Rennen zu fahren. Ich liebe den Radsport, deshalb habe ich mit zehn Jahren begonnen, ihn zu betreiben.
Wie bewerten Sie Ihre Karriere im Rückblick?
Klöden: Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit dem Verlauf meiner Karriere. Mir wurde die Möglichkeit gegeben, schöne und große Rennen zu fahren und zu gewinnen. Dafür möchte ich mich auch bei meiner Familie und meinen Förderern bedanken, die mich meine ganze Karriere über begleitet haben. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt vielleicht, dass ich keine Grand Tour gewinnen konnte, obwohl ich das Potenzial dafür hatte.
Welche waren für Sie die schönsten Momente als Profi, welche die schlimmsten bzw. unerfreulichsten?
Klöden: Die schönsten Momente erlebte ich im Jahr 2000, als ich Paris-Nizza und die Baskenland-Rundfahrt gewinnen konnte. Hinzu kommen die beiden Podiumsplätze in Paris (bei der Tour de France 2004 und 2006 d. Red.). Einen schlimmsten Moment kann ich nicht benennen. Allerdings hätte ich mir die vielen Verletzungen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben, gerne erspart. Denn dadurch konnte ich nicht durchgängig mein Potenzial abrufen.
Sie sind bei der Tour de France zwei Mal auf`s Podium gefahren, zählten zu den besten Rundfahrern Ihrer Generation. Nominell waren Sie aber nie ein erklärter Kapitän. Hätte es Sie nicht gereizt, ein Team bei der Tour anzuführen?
Klöden: Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, aber immer wenn die Entscheidung fallen musste, das Team zu wechseln, haben meine Berater und ich keine besseren Möglichkeiten und Teams gesehen, wo es sich wirklich gelohnt hätte. Es ist ja nicht nur der finanzielle Aspekt, sondern man muss sich auch wohlfühlen in einer Mannschaft, andernfalls kann man auch nicht sein ganzes Können zeigen.
Bei der Tour 2006 hat nicht viel zum Gesamtsieg gefehlt. Haben Sie nach oder sogar schon bei der Tour 2006 bereut, die Gruppe mit dem späteren Gesamtsieger Oscar Pereiro mit Ihrem Team nicht intensiver verfolgt zu haben?
Klöden: Wenn man das rückblickend betrachtet natürlich schon. Aber so sind Radrennen, die Entscheidungen müssen schnell getroffen werden und diese wurde so getroffen. Und man konnte ja auch nicht davon ausgehen, dass ein Fahrer wie Pereiro, der zuvor in den Bergen fast eine halbe Stunde verliert, dann in der letzten Woche mit den besten am Berg mitfahren kann.
Bei welchem Team haben Sie sich am wohlsten gefühlt?
Klöden: Am wohlsten habe ich mich beim Team Telekom gefühlt, aber wahrscheinlich auch, weil ich da meine Muttersprache sprechen konnte. Aber auch bei RadioShack habe ich mich sehr wohl gefühlt. Da habe ich erkannt, dass eine andere Team-Sprache kein Problem ist. Und ich habe dort viele - auch internationale - Fahrer als Freunde gewonnen, mit denen ich jetzt immer noch Kontakt habe.
Wen würden Sie denn als Freund bezeichnen?
Klöden: Es ist wirklich schwer, im Profi-Radsport echte Freunde zu finden. Aber mit Jan Ullrich, Danilo Hondo oder André Korff habe ich über Jahre hinweg guten Kontakt. Ich könnte jetzt noch mehr Namen aufzählen. Ich denke, ich bin privat ein umgänglicher Typ, man muss mich nur besser kennen und dann öffne ich mich auch. Ich habe auch guten Kontakt zu jüngeren Fahrern wie Tony Martin, Patrick Gretsch oder Dominik Nerz. Ihnen sage ich auch meine Meinung und wenn einer einen Rat braucht, versuche ich, Ihnen meine Sicht der Dinge zu erklären.
Was glauben Sie, wie Ihre Kollegen Sie einschätzen? War es Ihnen wichtig, was die dachten?
Klöden: Generell ist es mir egal, was andere über mich denken. Aber ich wurde so erzogen, mich gegenüber anderen Menschen ordentlich zu benehmen. Ich denke, wer mich näher kennt und sich mal mit mir ordentlich unterhalten hat, wird sagen, dass ich ein recht umgänglicher Typ bin. Man muss mir nur meine Meinung lassen und sich konstruktiv mit den Dingen auseinandersetzen, dann lasse ich mich auch gern vom Gegenteil überzeugen.
Sie wurden in Ihrer Karriere häufig von Verletzungen zurückgeworfen. Welche war für Sie persönlich die schlimmste?
Klöden: Ich hatte im Winter 2000 einen Bandscheibenvorfall, der mich von 2001 bis 2003 fast komplett außer Gefecht gesetzt hat, so dass ich nie regelmäßig trainieren konnte. Dadurch verlor ich praktisch drei Jahre.
Bei Radsportlern ist nach einem Sturz der erste Gedanke, sich so schnell wie möglich wieder aufs Rad zu setzen. Viele beenden Etappen trotz schlimmer Blessuren. Muss man ein harter Hund sein, um im Peloton akzeptiert zu werden? Wäre es nicht besser, wenn Fahrer in der Hinsicht weniger Ehrgeiz an den Tag legten?
Klöden: Ich denke, man muss kein harter Hund sein, um Im Fahrerfeld akzeptiert zu werden. Aber man bereitet sich beispielsweise über ein halbes Jahr auf eine Tour de France vor. Und dann ist es manchmal schon nach ein paar Etappen aus und vorbei. Es gab für mich immer die Devise, erst mal weiter fahren und schauen, ob es sich in den Tagen danach verbessert. Schürfwunden verheilen und man kann dann vielleicht in der dritten Woche einer Tour de France noch gute Ergebnisse einfahren. Mit gebrochenen Knochen weiter fahren, davon halte ich nichts. Denn man kann nicht sagen, ob es nicht zu unerfreulichen Spätfolgen kommt. Und es gibt noch ein Leben nach dem Radsport.
Wer war Ihr fähigster Sportlicher Leiter?
Klöden: Ich weiß, dass der Name wird vielleicht nicht mehr gerne gehört wird, aber Johan Bruyneel war sehr gut, was taktische Dinge in Rennen anbelangt. Aber am Ende ist es der Sportler, der auch seine eigenen Erfahrungen sammeln und im Rennen die Entscheidungen treffen muss.
Und wer war Ihr talentiertester Teamkollege?
Klöden: Ich denke, vom reinen Talent und den körperlichen Voraussetzungen für den Radsport war das Jan Ullrich. Jan war der kompletteste Rennfahrer. Aber auch Bob Jungels, mit dem ich im letzten Jahr zusammen gefahren bin, ist ein sehr großes Talent, mit dem in Zukunft sicher zu rechnen ist.
Teil 2 folgt.
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