Erste Woche „voller toller Momente“

Schillinger riskierte für Machado seinen Verbleib in der Tour

Von Felix Mattis aus Saint-Etienne

Foto zu dem Text "Schillinger riskierte für Machado seinen Verbleib in der Tour"
Andreas Schillinger (NetApp-Endura) fährt seine erste Tour de France. | Foto: Cor Vos

17.07.2014  |  (rsn) - Wie Tony Martin (Omega Pharma - Quick-Step) auf der 10. Etappe zur Planche des Belles Filles für Michal Kwiatkowski gearbeitet hat, das verdiente große Anerkennung und wurde international bejubelt.

Doch die Aufopferungsbereitschaft an der Spitze des Rennens ist eine Sache, dasselbe am Ende des Feldes zu tun kann viel schwerwiegendere Folgen haben - und genau diese Erfahrung musste Andreas Schillinger vom Team NetApp-Endura auf derselben Etappe machen.

„Als ich ins Ziel kam und die Zeit gesehen habe wusste ich, dass wir außerhalb des Zeitlimits sind“, erzählte er nun radsport-news.com von einer Achterbahnfahrt der Gefühle bei der ersten Bergankunft seiner ersten Tour de France, die an dieser Stelle schon hätte vorbei sein können. „Ich dachte: Das war’s, morgen muss ich nach Hause fahren“, so Schillinger.

Der Traum von der Tour („Es ist ein Wahnsinnserlebnis! Die erste Woche war voller toller Momente.“) schien zerplatzt zu sein, weil der am Sonntag 31 Jahre alt gewordene Oberpfälzer sich in den Dienst seines Teams gestellt und minutenlang auf den gestürzten Tiago Machado gewartet hatte, um ihn anschließend 60 Kilometer lang durch die Berge zu ziehen. „Er hat mir sehr geholfen. Bessere Arbeit hätte er nicht leisten können“, lobte Machado deshalb. Doch es half nichts: Beide kamen trotzdem zu spät am Gipfel der Steigung zu den „schönen Mädchen“ an.

Schillinger haderte aber keine Sekunde. „Wenn beim Fußball ein Stürmer mit dem Ball aufs Tor zuläuft und der Abwehrspieler ihn nur noch mit der Notbremse stoppen kann, weil sonst das Tor fällt, dann tut er das doch auch. Das ist im Prinzip nichts anderes: Entweder du lässt ihn ein sicheres Tor schießen, oder du nimmst das Risiko auf dich, vom Platz zu fliegen“, befand er nun in Bourg-en-Bresse.

Und am Ende wurde er für seinen Einsatz belohnt. Die ASO entschied, sowohl den Deutschen als auch seinen portugiesischen Teamkollegen trotz Zeitüberschreitung im Rennen zu lassen. „Als wir eine halbe oder Dreiviertelstunde nach unserer Ankunft unsere Namen im Ergebnis im Internet gesehen haben, war das eine schöne Überraschung“, so Schillinger über die Erlösung. „Ich bin froh, dass die Jury erkannt hat, dass es nicht an mangelnder Leistung lag, dass wir zu spät ankamen, sondern dass es einfach Pech war und sich Tiago schwer verletzt hatte.“

Zwölf Minuten habe Machado im Krankenwagen gesessen, bevor er doch weiterfuhr, hieß es laut ASO. Diese Zeit zog man offenbar ab, und schon waren beide wieder innerhalb des maximal Erlaubten und konnten ihr Tour-Debüt fortsetzen. Eine Geste der Rennleitung, die auch andere Fahrer begrüßten. Jens Voigt beispielsweise kam am Start der 11. Etappe extra zum NetApp-Bus, um sich nach Machados Wohlbefinden zu erkunden und rief dem Portugiese durch die Tür zu: „Ich bin froh, dass es Dir gut geht und Du noch dabei bist! Schön, dass sie Euch im Rennen gelassen haben!“

Am Freitag geht es nun ins Hochgebirge. Dort wird es für den verletzten Machado sicher nicht einfach - und auch Schillinger hat natürlich Respekt vor den ersten Tour-Alpenetappen seiner Karriere. „Ab morgen wird’s spannend“, sagte er vor dem Start der 12. Etappe auf die Frage, ob er sich nach zehn Tagen Tour de France noch gut fühle und nach den bisherigen Erfahrungen glaubt, es bis Paris zu schaffen. „Ich bin etwas heiser, aber sonst ist alles in Ordnung.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.12.20143,5 Millionen Zuschauer beim Grand Départ der Tour in England

(rsn) – Den Grand Départ der diesjährigen Tour de France in Großbritannien erlebten nach Angaben der Tourismus-Agentur „Welcome to Yorkshire“ 3,5 Millionen Menschen entlang der Strecke mit. A

12.11.2014Froome: Nach der Frust-Tour machte die Vuelta Mut für 2015

(rsn) – Trotz der misslungenen Titelverteidigung bei der Tour de France ist Chris Froome (Sky) mit seiner Saison 2014 alles in allem zufrieden. Und auch, wenn er nach mehreren Stürzen schon früh v

25.09.2014Cavendish möchte die Tour de France nie mehr verpassen

(rsn) – Fast drei Monate nach seinem Sturz beim Grand Départ der Tour de France spürt Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) noch immer die Nachwirkungen. Der Brite hatte sich bei einem schweren

02.09.2014Keine positiven Tests bei der Tour de France

Berlin (dpa) - Alle Dopingtests der diesjährigen Tour der France waren negativ, teilte der Internationale Radsport-Verband (UCI) mit. Insgesamt wurden bei der Tour 719 Proben genommen, im Vorj

06.08.2014Denk: „Wir wollen 2015 zur Tour de France zurückkehren"

(rsn) - Nach dem erfolgreichen Debüt seiner Mannschaft bei der Tour de France äußert sich NetApp-Endura-Teammanager Ralph Denk im Interview mit radsport-news.com zu den sportlichen Zielen für den

04.08.2014Andy Schleck geht es „den Umständen entsprechend gut“

(rsn) – Knapp einen Monat nach seiner Knie-OP geht es Andy Schleck „den Umständen entsprechend gut“, wie der Trek-Profi am Rande des von Ag2R-Profi Ben Gastauer Kriteriums Gala Tour de France i

02.08.2014Gesehen und getroffen!

(rsn) - Das traf sich aber gut: Gerade wollte ich loslegen und den Radsport-News-Lesern noch ein paar Episoden meiner privaten TdF-Pyrenäen-Woche schildern, da kommt die Meldung, dass bei der Tour dÂ

29.07.2014Nibalis Tour-Sieg gibt Rückenwind für Nasarbajews Sportprojekte

(rsn) – Berlin (dpa) - Der Sieg von Vincenzo Nibali bei der Tour de France hat seinen kasachischen Geldgebern weiteren Rückenwind bei den ehrgeizigen Projekten verschafft. Großes Ziel ist der Zus

28.07.2014Majka: „Wir haben uns einen neuen Plan A ausgedacht"

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl zunächst nichts darauf hingedeutet hatte, dass Rafal Majka auf den Bergetappen der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu den Hauptakteuren gehören

28.07.2014OP-QS und Tinkoff-Saxo feiern je drei Siege, Sky erlebt Desaster

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com, in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erw

28.07.2014Tour-Sieger Nibali ist Italiens neuer Sportheld

Paris (dpa) - Nach 16 Jahren haben die Italiener wieder einen Tour-de-France-Sieger. Entsprechend überschwänglich waren die Reaktionen nach dem Triumph von Vincenzo Nibali (Astana). Der neue

28.07.2014Kehrt die Tour nach Deutschland zurück?

(rsn) – Kehrt die Tour de France nach Deutschland zurück? Geht es nach Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, dann definitiv ja. Das Stadtoberhaupt traf sich laut den Westfälischen Na

Weitere Radsportnachrichten

27.02.2025Zum zweiten Mal Papa: Girmay verzichtet auf Openingsweekend

(rsn) – Wegen der Geburt seines zweiten Kindes ist Biniam Girmay zurück in die Heimat geflogen und wird deshalb seinem Team Intermarché – Wanty beim Openingsweekend in Belgien fehlen. Ursprüng

27.02.2025Cort erst abgehängt und dann bergauf zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Magnus Cort hat auf der 2. Etappe der spanischen Rundfahrt des O Gran Camino (2.1) eine überragende Vorstellung seines Teams Uno-X Mobility gekrönt und nach 133 Kilometern von Marin nach A

27.02.2025Bike Aid: Dorn büßt Bergtrikot ein, Mattheis behauptet Podium

(rsn) – Zum Saisonstart in Afrika läuft es für Bike Aid rund, auch wenn das deutsche Kontinental-Team nach der 4. Etappe der Ruanda-Rundfahrt (2.1) nicht ganz zufrieden war. Vinzent Dorn musste au

27.02.2025Detailänderungen auf dem Weg zum Finale für Frauen und Männer

(rsn) – Mit einer auf den finalen 50 Kilometern unveränderten, zuvor aber etwas umstrukturierten Streckenführung eröffnet der Omloop Nieuwsblad am Samstag die belgische Straßensaison. Der erste

27.02.2025Tour of Austria 2025: Start in Steyr und Finale in Feldkirch

(rsn) – Die Tour of Austria (2.1) findet von 9. bis zum 13. Juli 2025 statt. Den Auftakt bildet eine Etappe rund um Steyr, ehe zwei Tage im Bundesland Salzburg folgen, wo nach über 50 Jahren wieder

27.02.2025Ninove auch künftig Ziel des Omloop Het Nieuwsblad

(rsn) – Seit 2019 ist Ninove Zielort des Omloop Het Nieuwsblad. Und auch in den kommenden Jahren wird der erste belgische Klassiker der Saison in der 40.000-Einwohner-Stadt in Ostflandern enden. Wie

27.02.2025Tratnik: “Das wird einer der größten Momente meiner Karriere“

(rsn) – Einen Tag nach seinem 34. Geburtstag machte sich Jan Tratnik zum letztjährigen Saisonauftakt ein nachträgliches Geschenk. Der Slowene feierte am 23. Februar 2024 einen der größten Siege

27.02.2025Rabobank wird Partner von Visma - Lease a Bike

(rsn) – Gut zwölf Jahre nach dem Rückzug aus dem Männer-Profiradsport wird die Rabobank wieder ins Peloton zurückkehren. Wie das Team Visma – Lease a Bike bestätigte, habe man sich mit der ni

27.02.2025Omloop Het Nieuwsblad der Frauen im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(rsn) - Der Omloop Het Nieuwsblad der Frauen (1.WWT) wird am selben Tag wie das Männerrennen ausgetragen. Erstmals fand das Eintagesrennen 2006 statt, 2023 stieg es in die WorldTour auf. Wir blicken

26.02.2025Ludwig: “Das war wirklich ein Schlüsselerlebnis für mich“

(rsn) – Der Menstruationszyklus kann die Leistungsfähigkeit bei von Profiradsportlerinnen immens beeinflussen – sei es bei einem wichtigen Eintagesrennen oder einer Grand Tour. "Erwischt“ die F

26.02.2025Evenepoel begleitet Teamkollegen beim Omloop-Recon

– Noch ist nicht klar, wann Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) wieder Rennen wird bestreiten können. Doch der Doppel-Olympiasieger von Paris ließ es sich nicht nehmen, sein Team bei der Stre

26.02.2025O Gran Camino: Cort gelingt ein Auftakt wie vor drei Jahren

) – Magnus Cort (Uno-X Mobility) hat zum Auftakt des O Gran Camino (2.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der 32-jährige Däne entschied die in Portugal ausgetragene 1. Etappe von Maia nach Ma

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Rwanda (2.1, RWA)
  • O Gran Camino - The Historical (2.1, ESP)