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08.10.2022 | (rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist beim 116. Il Lombardia (1. UWT) seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat sich wie schon im Vorjahr den Sieg beim italienischen Herbstklassiker gesichert. Der 24-jährige Slowene ließ über 253 schwere Kilometer von Bergamo nach Como im Sprintduell den Spanier Enric Mas (Movistar) hinter sich und holte sich das dritte Radsport-Monument seiner Karriere. Mit zehn Sekunden Rückstand komplettierte nach einer starken Vorstellung Mas‘ Landsmann Mikel Landa (Bahrain Victorious) das Podium.
“Es ist großartig, zurückzukehren und den Sieg zu wiederholen. Ich kann gar nicht sagen, wie überragend die Mannschaft heute gearbeitet hat. Sie hat im letzten Rennen des Jahres nochmal alles herausgeholt“, sagte Pogacar im Ziel-Interview. “Das Rennen lief genauso, wie wir es uns gewünscht hatten. Ich habe versucht, am Civiglia zu attackieren, aber Mas war im Anstieg absolut auf dem gleichen Level wie ich. So haben wir versucht, bis zum Finale zusammenzuarbeiten. Das lief perfekt“, so der Titelverteidiger, der sich auch bei seinem zweiten Lombardia-Start den Sieg holte – das war zuvor keinem anderen Fahrer gelungen.
“Ich bin Zweiter hinter Pogacar in der Lombardei, einem Denkmal. Ich bin sehr glücklich. Ich habe versucht, in den letzten beiden Anstiegen anzugreifen, aber man konnte sehen, dass er auch sehr stark war. Ich habe auf den Sprint gewartet und er hat mich geschlagen“, sagte der 27-jährige Mas, der Gefallen an den schweren Klassikern gefunden hat und künftig dort um Siege mitfahren will.“Ich denke an Lüttich-Bastogne-Lüttich, die Clásica San Sebastián und die Lombardei-Rundfahrt. Diese drei Rennen sind meine Favoriten. Ich werde trainieren, um zu versuchen, auch ein Monument zu gewinnen“, kündigte er an.
"Ich bin super happy. Ich liebe dieses Rennen, aber ich bin hier nie in Bestform angetreten. Dieses Mal war ich aber gut vorbereitet“, sagte der 32-jährige Landa, der zumindest zeitweise in der entscheidenden Phase mit Pogacar und Mas mithalten konnte. "Einen Moment dachte ich, sie schauen nur auf sich und ich könnte sie überraschen, aber in den Anstiegen war ich schlechter als sie, es war sehr schwer. Aber wir haben zwei Spanier auf dem Podium, das ist gut für den spanischen Radsport.“
Valverde verabschiedet sich mit Rang sechs aus dem Peloton
52 Sekunden hinter Pogacar wurde der Kolumbianer Sergio Higuita (Bora – hansgrohe) Vierter vor den zeitgleichen Spaniern Oscar Rodriguez (Ineos Grenadiers) und Alejandro Valverde (Movistar), der mit 1:24 Minuten Rückstand den Sprint der nächsten Verfolgergruppe für sich entschied und das letzte Rennen seiner Karriere auf Rang sechs abschloss. Hinter dem 42-Jährigen folgten der Niederländer Bauke Mollema (Trek - Segafredo), die Franzosen Rudy Molard (Groupama –FDJ) und Romain Bardet (DSM) sowie der britische Vorjahresdritte Adam Yates (Ineos Grenadiers).
Als bester der nur zwei deutschen Teilnehmer kam Debütant Marco Brenner (DSM) bei seinem Debüt mit 6:11 Minuten Rückstand auf Platz 38 ins Ziel, 42 Sekunden hinter dem Augsburger belegte der Freiburger Simon Geschke (Cofidis) Rang 46.
So lief das Rennen:
174 Fahrer aus 25 Teams starteten am Vormittag in Bergamo zum letzten Radsport-Monument des Jahres, bei dem Valverde und Vincenzo Nibali (Astana Quazaqstan) ihre Abschiedsvorstellungen gaben. Gleiches galt für Tanel Kangert (BikeExchange - Jayco) und Mikel Nieve (Caja Rural), zwei weitere bekannte Namen im Feld, das auf den 253 Kilometern nach Como neun schwere Anstiege mit insgesamt 4.800 Höhenmeter bewältigen musste.
Simone Ravanelli (Drone Hopper – Androni Giocattoli), Cristian Scaroni (Astana Quazaqstan) und Alex Tolio (Bardiani - CSF) zogen bei Sonnenschein auf den ersten flachen Kilometern aus dem Feld davon und erhielten am ersten Anstieg des Tages Begleitung von Kenny Elissonde (Trek - Segafredo), Alessandro de Marchi (Israel - Premier Tech), Lawson Craddock (BikeExchange - Jayco), Natnael Tesfatsion (Drone Hopper – Androni Giocattoli), Luca Covili (Bardiani - CSF) sowie Davide Bais (Eolo - Kometa).
Im Feld übernahmen Jumbo – Visma, UAE Emirates und Movistar die Kontrolle. Im nach einer kurzen Abfahrt folgenden, neun Kilometer langen und sieben Prozent steilen Anstieg zum Passo die Ganda gelang noch Aurelien Paret -Peintre (AG2R Citroën) der Anschluss, so dass die Spitzengruppe nach 44 Kilometern aus zehn Fahrern bestand. Am längsten Berg des Tages konnten die Ausreißer ihren Vorsprung bis zum Gipfel auf 5:30 Minuten ausbauen.
Die Ausreißer werden schon vor Madonna del Ghisalo gestellt
Danach sorgten die drei Favoritenteams dafür, dass der Rückstand nach 100 Kilometern auf rund zweieinhalb Minuten zurückging. Nach einem üblen Sturz in der Abfahrt war für Nieve das letzte Rennen seiner Karriere frühzeitig beendet. Kurz darauf erwischte es ebenfalls in einer Abfahrt den Italiener Domenico Pozzovivo (Intermarché – Wanty – Gobert), der ebenfalls unter sichtlichen Schmerzen aufgeben mussten.
Kurz vor dem Anstieg nach Madonna del Ghisalo hatte das Feld 72 Kilometer vor dem Ziel die Ausreißer wieder eingefangen. Mit hohem Tempo in dem fast neun Kilometer langen Anstieg dünnten Jumbo – Visma und UAE Team Emirates das Feld aus. Zu den abgehängten Fahrern gehörten unter anderem Mailand-Sanremo-Gewinner Matej Mohoric (Bahrain Victorious) und der zweimalige Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha Vinyl), wobei sich der Franzose in der Abfahrt in einer Gruppe wieder zurückkämpfte.
Mittlerweile hatten Pogacars Helfer die Kontrolle im Feld übernommen, ehe 40 Kilometer vor dem Ziel sich erstmals das stark besetzte Bora-Team und DSM um Romain Bardet ganz vorne zeigte. Die erste von zweite Überfahrten von San Fermo della Battaglia nahmen nur noch 35 Fahrer mit allen Favoriten gemeinsam in Angriff, wobei Pogacar fast sein gesamtes Team an die Spitze beorderte. Bei der ersten Zieldurchfahrt, nach der noch 22 Kilometer anstanden, hatte der Slowene noch vier Helfer an seiner Seite, doch es waren gleich drei Bora-Fahrer, die nun wieder die Spitze übernahmen.
Pogacar und Mas am Civiglio die stärksten, Landa kämpft vergeblich
Im rund fünf Kilometer langen und fast zehn Prozent steilen Civiglio- Anstieg fiel der zweimalige Gesamtsieger Nibali 20 Kilometer vor dem Ziel aus der Favoritengruppe heraus, nachdem Matteo Fabbro (Bora – hansgrohe) das Tempo angezogen hatte. Einen Kilometer später attackierte Pogacar und schüttelte bis auf Mas alle seine Konkurrenten ab. Als kurz darauf Landa den Anschluss schaffte und auch Vingegaard und Higuita immer näher kamen, ging Mas in die Offensive. Doch Landa steckte nicht auf und fuhr in der Abfahrt 15 Kilometer vor dem Ziel doch noch an das Spitzenduo heran.
Mit 40 Sekunden Rückstand auf die drei Spitzenreiter folgte eine zehnköpfige Verfolgergruppe um Vingegaard, Rodriguez, Higuita, Bardet, Valverde und Adam Yates, die aber die Lücke nicht mehr schließen konnte, auch wenn sich der Kolumbianische und der Spanische Meister von ihren Begleitern lösen konnten. An der zweiten Fahrt hinauf nach San Fermo della Battaglia, dem letzten Anstieg des Tages, attackierte Mas sechs Kilometer vor dem Ziel weitere zwei Mal – und wieder konnte sein Landsmann nicht folgen.
Zwar steckte Landa auch auf den letzten fünf Kilometern hinab ins Ziel nicht auf, doch in Como machten die beiden stärksten Fahrer dieses Tages den Sieg unter sich aus. Im Sprintduell setzte sich Pogacar von der Spitze weg letztlich souverän gegen Mas durch. Zehn Sekunden später folgte Landa, der wie Mas auch erstmals in seiner Karriere ein Monument auf dem Podium beendete.
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