RSNplusKT-Ãœberlebenskampf, Kapitel 1

Ungleicher Konkurrenzkampf: Konti- vs. Devo-Teams

Von Christoph Adamietz und Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ungleicher Konkurrenzkampf: Konti- vs. Devo-Teams"
Maurice Ballerstedt (links) und Hannes Wilksch (rechts) sind über Development-Teams zu ihren Profi-Verträgen bei Alpecin - Deceuninck und Tudor gekommen. | Foto: Cor Vos

24.12.2023  |  (rsn) - Wenig Budget, viel Ehrenamt: Die Kontinental-Teams haben seit jeher einen schweren Stand im Peloton und die meisten kämpfen fast jährlich ums Ãœberleben. Ihr Standing wurde durch den aufkommenden Trend der direkt an die WorldTour-Mannschaften angedockten Development-Teams noch weiter verschlechtert. "Mittlerweile haben fast alle WorldTeams ein U23-Team und das macht es für die unabhängigen U23-Mannschaften richtig schwer, in dem Haifischbecken zu überleben", sagte etwa Ralph Denk, Teamchef von Bora - hansgrohe, zu radsport-news.com.

Doch das ist nicht die einzige Herausforderung, vor der gerade deutsche 'Konti-Rennställe' stehen. Es fehlen hochwertige Rennen im eigenen Land, es fehlt internationale Herausforderung bei den wenig verbliebenen Events und es fehlt auch an Nachwuchs. Sind klassische Kontinental-Mannschaften gerade in Deutschland daher vom Aussterben bedroht? Und welche Lösungen könnte es geben? Diesen Fragen geht radsport-news.com zu Weihnachten in einem Mehrteiler nach: ___STEADY_PAYWALL___

Kapitel 1 - Ungleicher Konkurrenzkampf: Konti- vs. Devo-Teams

Eines haben alle Rad-Rennställe gemeinsam: den Anspruch, einen bestmöglichen Kader zu haben, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Das Budget, das dafür zur Verfügung steht, ist aber sehr unterschiedlich – und so wie es auf WorldTour-Level sehr reiche Rennställe und auch weniger gut ausgestattete Mannschaften gibt, so geht die Schere auch in der 'dritten Liga' bei den Kontinental-Teams weit auseinander. Relativ gesehen wahrscheinlich sogar noch viel deutlicher, als unter den WorldTeams.

Im Kampf um die besten Talente, die aus der U19 aufsteigen, herrscht aber nicht nur rein monetär ein starkes Ungleichgewicht. Die reinen Kontinental-Teams, von denen es in Deutschland 2024 neun geben wird, haben gegen die ebenfalls mit der Conti-Lizenz ausgestatteten Development-Mannschaften der WorldTour-Rennställe daher oft das Nachsehen, denn letztere punkten an vielen Stellen:

Die Bezahlung ist oftmals besser, da eben ein großer Sponsor hinter dem Projekt steht und wenn man ein großes Talent langfristig für die eigene WorldTour-Mannschaft in Betracht zieht, wird auch mal etwas mehr Geld locker gemacht. Es stehen teilweise gemeinsame Trainingslager mit den Profis an und die jungen Fahrer können sogar während der Saison als Gastfahrer Rennen mit den Profis bestreiten - bis hoch zur UCI-Kategorie .Pro, eine Stufe unter der WorldTour. Und teilweise gibt es sogar direkt Anschlussverträge für den Profi-Kader.

Tim Torn Teutenberg (links) fährt wie Niklas Behrens 2024 im Devo-Team von Lidl - Trek und nutzte schon 2023 die Chance, auch mal als Gastfahrer im WorldTour-Team mitzufahren - wie hier im Münsterland. | Foto: Cor Vos

Dazu kommt, dass Devo-Teams vor allem wegen der großen Namen ihrer Profi-Abteilungen auch im Kampf um Einladungen für prestigeträchtige Renen klar im Vorteil sind, so dass sie ihren Fahrern oft auch das attraktivere Rennprogramm bieten können. Außerdem sind die Fahrer ständig im Blick der Trainer der Profi-Mannschaft und können sich so viel besser für einen Profivertrag empfehlen. Niklas Behrens, der etwa zum neuen Development-Team von Lidl – Trek wechselt, sagte dazu gegenüber radsport-news.com: "Der Schritt in Richtung WorldTour ist aus einem Devo-Team einfach ein Stück kürzer."

In kleineren Kontinental-Teams herrscht weniger Konkurrenzkampf

Welche Vorteile bieten aber die klassischen Kontinental-Teams, die nicht an eine WorldTour-Mannschaft oder ein ProTeam angedockt sind? Sie bieten vor allem ein familiäres Umfeld, das den hochprofessionellen Development-Teams teilweise abgeht, bei denen der interne Kampf um die wenigen Plätze im WorldTeam auch zu einem Gegeneinander statt zu einem Miteinander führen kann. So lastet weniger Druck auf den Fahrern.

Bei Kontinental-Teams haben richtig starke Fahrer außerdem viel mehr Freiräume und können sich ihrer Kapitänsrolle sicher sein – gerade weil die Qualität im Team nicht so breit verteilt ist. Wer gut ist, hat in den Rennen daher definitiv die Gelegenheit, das zu zeigen. Bedeutet also: Am Ende des Jahres könnten mehr gute Ergebnisse zu Buche stehen, was wiederum ein WorldTeam oder ein ProTeam aufmerksam machen könnte.

Marius Mayrhofer entschied sich früh für das DSM-Development-Programm und fährt inzwischen für deren WorldTour-Kader. Im Januar gewann er das Cadel Evans Great Ocean Road Race, sein erstes WorldTour-Rennen. | Foto: Cor Vos

Allerdings beobachtet man immer mehr, dass die Kontinental-Teams bei ihren internationalen UCI-Rennen im Kampf um Spitzenergebnisse ins Hintertreffen geraten. Denn durch gemeinsame Trainingslager mit den Profis im Winter, zumeist auch frühere Starts in die Saison und dazu noch Einsätze bei den Profis haben die Devo-Fahrer schon deutlich mehr Power in den Beinen und sind aufgrund ihrer in der Breite deutlich stärkeren Mannschaften auch taktisch im Vorteil.

Geßner: "Hoffe deutsche KT-Teams sterben nicht aus"

Dazu ist gerade in Deutschland die Breite im Nachwuchsbereich nicht mehr gegeben. In der U17 und U19 gibt es nur noch wenige Ausnahmetalente, die dann aber direkt bei den WorldTeams respektive deren Development-Abteilungen anheuern. So bekommen deutsche KT-Teams oftmals nur noch die zweite Reihe der Nachwuchsfahrer, die dann in ihren ersten U23-Jahren nicht nur an ihrem sportlichen Rückstand arbeiten müssen, sondern auch noch den strukturellen Nachteil ihres Teams als Päckchen mitschleppen.

"Ich glaube, dass der KT-Sport auch wegen der Devo-Teams unter den momentanen Gegebenheiten vor großen Herausforderungen steht. Man kann nur hoffen, dass deutsche Mannschaften wie Lotto - Kern Haus, Sauerland und P&S Benotti weiterhin deutsche Talente aufbauen und gegenüber den Devo-Teams zumindest ein Stück weit konkurrenzfähig bleiben können. Im Moment hat fast jedes WorldTeam ein Devo-Team oder strebt an, eines zu führen. Ich hoffe, dass die deutschen KT-Teams nicht aussterben", sagte der diesjährige Bundesliga-Gesamtsieger Jakob Geßner, dem der Sprung zu den Profis verwehrt blieb und der deshalb seine Karriere beendete, gegenüber radsport-news.com.

Kapitel 1 - Ungleicher Konkurrenzkampf: Konti- vs. Devo-Teams

Kapitel 2 - Kreative Lösungen bei der Kaderplanung

Kapitel 3 - Mangel an Rennen in der Heimat

Kapitel 4 - Bundesliga: Die Frage nach Ausrichtung und Stellenwert

Kapitel 5 - Fazit: Wohin geht es für die KT-Teams?

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