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21.07.2024 | (rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Etappensieg seit 2021 warten, dennoch konnten fast alle schwarz-rot-goldenen Profis zufriedene Resümees in der französischen Hafenstadt ziehen. Sowohl im Sprint als auch in den Helferrollen konnten sie bei dieser Frankreich-Rundfahrt Akzente setzen, auch wenn die großen Ausreißer nach oben fehlten.
In der Gesamtwertung fand sich Nils Politt (UAE Team Emirates) auf Rang 75 als bester Deutscher wieder. Der Hürther ist auch der bislang letzte deutsche Etappensieger, er gewann 2021 in Nimes, wo übrigens Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) diesmal das beste Tagesresultat erzielte. Als Zweiter hinter Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) war er an einem Etappenerfolg knapp dran, aber auch weit vom Belgier entfernt. Am Tag darauf stieg der 30-Jährige dann vorzeitig aus, wie übrigens auch schon beim Giro. Verständlich, angesichts der noch folgenden Bergetappen und dem Abschlusszeitfahren wäre für Bauhaus bei der Tour nichts mehr zu holen gewesen.
___STEADY_PAYWALL___Dem starken Sprinter mangelte es für den ganz großen Durchbruch vielleicht an der nötigen Unterstützung, auch wenn er mit Nikias Arndt einen sehr erfahrenen Anfahrer an seiner Seite hatte. Doch im Gegensatz zu den Zügen der Topsprinter wie Philipsen oder Biniam Girmay (Intermarché) konnte er in den Finales nur auf wenig Unterstützung hoffen.
Simon Geschke (Cofidis) verabschiedete sich nach seiner zwölften Tour de France im Zeitfahren in Nizza von den Fans. | Foto: Cor Vos
Für seinen Anfahrer Arndt reichte es in Pau zu Platz fünf. Der 32-Jährige hatte dann aber auf bergigem Terrain keine Chance mehr, sich selbst in einer Fluchtgruppe in Szene zu setzen. "Ich bin glücklich es geschafft zu haben", erklärte er im Ziel in Nizza gegenüber der ARD und resümierte: "Es war eine spannende Tour und wir haben das Beste daraus gemacht."
In der Gesamtwertung landete Teamkollege Santiago Buitrago dank eines guten Zeitfahrens am Ende noch in den Top Ten, dennoch fehlte der Mannschaft aus dem Golf-Emirat der Etappensieg. Dies traf auch auf das einzig deutsche Team Red Bull Bora – hansgrohe zu. Die Raublinger wollten mit ihrem Kapitän Primoz Roglic um den Toursieg mitfahren, doch das Unterfangen scheiterte nachdem der Slowene auf der 12. Etappe schwer stürzte. Der Schock saß tief und auch eine taktische Umstellung, um noch einen Tageserfolg zu landen, scheiterte.
Dementsprechend geknickt war auch der einzige Deutsche im Aufgebot, Nico Denz, der sein Debüt auf Position 110 beendete: "Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist. Es war immer mein Kindheitstraum, die Tour zu fahren und der ging nun in Erfüllung. Trotzdem überwiegt, dass es für uns nicht die Tour war, wie wir sie uns vorgestellt haben."
Ganz andere Emotionen spielten sich hingegen bei Politt ab, der mit seinem Kapitän Tadej Pogacar den Gesamtsieg zelebrieren durfte. Gleich sechs der 21 Etappen holte sich der Slowene und oftmals auch dank der unermüdlichen Tempoarbeit seines deutschen Teamkollegen. "Für mich war das super schön. Das ganze Team hat einen fantastischen Job bei der Tour gemacht. Am Ende hat es Tadej vollendet", erklärte der UAE-Neuzugang am Eurosport-Mikrofon.
Nils Politt (UAE Team Emirates) war im Team von Tour-Sieger Tadej Pogacar nicht nur im Flachen ein starker Helfer. | Foto: Cor Vos
Zwar opferte Politt nach den Klassikern all seine persönlichen Ambitionen, dennoch konnte er auf drei fantastische Wochen zurückblicken. Außerdem sollte seine Form, mit der er selbst selbstgestandene Kletterer am Berg in Schwierigkeiten brachte, für die nun anstehenden Olympischen Spiele in Paris perfekt sein. Dort wird er die deutschen Farben an der Seite von Maximilian Schachmann (Red Bull Bora – hansgrohe) im Straßenrennen vertreten.
Ähnlich wie Politt erging es auch Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty). Zwar schaffte es der Augsburger mehrmals in Fluchtgruppen, viel wichtiger war aber seine Arbeit für den Sieger der Punktewertung. Ganze drei Etappen konnte Girmay gewinnen, für das belgische Team ein riesiger Prestigeerfolg, mit dem vor der Tour kaum jemand gerechnet hatte. Für Zimmermann gab es am Ende den 77. Platz.
Der Freiburger Simon Geschke (Cofidis) kam dank eines starken Giro d'Italia, den er auf Rang 14 beendete, in seinem letzten Karrierejahr noch einmal in den Genuss, die Tour fahren zu dürfen. Zum insgesamt zwölften Mal war er mit dabei, der 38-Jährige spürte dabei aber auch den Wandel seines Sports. "Ich bin glücklich, dass die drei Wochen vorüber sind. Der Radsport ist offensichtlich nicht einfacher geworden, ich habe das Gefühl, es wird immer aggressiver gefahren, die Finals beginnen immer früher, wenn man sich die Klassiker und die GT anschaut. Dieses Jahr gabs nicht viel Raum für Fluchtgruppen", analysierte er.
Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech, li.) sprintete bei seinem Tour-Debüt drei Mal auf den dritten Platz. | Foto: Cor Vos
Aufrecht, als hätte er die Etappe gewonnen, überquerte Geschke zum letzten Mal am Sonntagabend in Nizza die Ziellinie. 2015 gewann er eine Tour-Etappe und begeisterte vor zwei Jahren im Kampf um das Bergtrikot, den er nur knapp gegen Jonas Vingegaard verlor. Die Tour in diesem Jahr verlief deutlich weniger spektakulär, Geschke landete auf Rang 94.
Während der Freiburger seine Abschiedsvorstellung gab, begann für Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) die Tour-Geschichte erst. Im zarten Alter von 30 Jahren gab der Sprinter sein Debüt und landete bei fast allen Massensprints weit vorne: sieben Mal in den Top Ten, drei Mal wurde er sogar Dritter der Tageswertung. "Ich bin ganz zufrieden mit meiner ersten Tour. Zwar habe ich mein großes Ziel, eine Etappe zu gewinnen, nicht erreicht, ich kann aber ganz stolz sein, wie ich gefahren bin", sagte Ackermann in Nizza der ARD.
Für John Degenkolb (DSM Firmenich – PostNL) war es die zehnte Tour de France, zu der er antrat. Mit seiner ganzen Erfahrung ist der Oberurseler zur Leitfigur in seiner Equipe aufgestiegen, fungiert als Road Captain und Anfahrer in den Sprints. Einmal konnte Degenkolb als Siebter selbst ganz vorne mitmischen, durch den Ausfall von Fabio Jakobsen war konnte aber auch sein Team in den schnellen Ankünften nicht mehr viel ausrichten. Immerhin durfte der 35-Jährige mit seinen Teamkollegen den Doppelsieg auf der 1. Etappe und das Gelbe Trikot für Romain Bardet bejubeln.
John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) hofft, auch 2025 nochmals am Start der Tour de France zu stehen. | Foto: Cor Vos
"Es ist schon ein komisches Gefühl, die Tour mit so einem mega schweren Zeitfahren zu beenden. Nächstes Jahr ist es vielleicht wieder anders", ging Degenkolb auf den diesmal ungewöhnlichen Abschluss der Tour ein, freute sich aber schon wieder auf das Comeback von Paris. "Es wäre schön, wenn dann die Champs Élysées nochmal dabei wäre", meinte Degenkolb und fügte an, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass man ihn noch einmal bei der Tour sehen werde: "Ich glaube, dass ich eine stabilere Tour als letztes Jahr gefahren bin und auch nochmal Fortschritte gemacht habe und deshalb stimmt mich noch das auch positiv für nächstes Jahr."
Keiner der acht Tour-Starter aus Deutschland enttäuschte und in Sachen Gesamtwertung war mit keinem von ihnen zu rechnen. Deshalb bleibt Tony Martin der letzte deutsche Fahrer, der sich 2015 das Maillot Jaune überstreifen konnte. 2019 landete Emanuel Buchmann als Gesamtviertem ein weiterer Deutscher in den Top Ten, erstmals seit Andreas Klöden, der 2009 Fünfter wurde. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Wartezeit schon vor 2029 abgelaufen sein wird.
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