Baskenland-Offensive erst der Anfang?

Carapaz entledigt sich eines Gegners und glaubt ans Rote Trikot

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Carapaz entledigt sich eines Gegners und glaubt ans Rote Trikot"
Richard Carapaz (EF Education - EasyPost) | Foto: Cor Vos

05.09.2024  |  (rsn) – Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) ist bekannt dafür, in der dritten Woche einer Grand Tour besonderst stark zu sein. Auf der 18. Etappe der 79. Vuelta a Espana unterstrich er das und seine Ambitionen, beim großen Finale der Spanien-Rundfahrt noch aufs Podium zu fahren oder sogar nach dem Gesamtsieg zu greifen, mit unerwartet vehementer Offensive.

Sein Team brachte das Hauptfeld am Puerto de Herrera knapp 50 Kilometer vor Ende des mittelschweren Teilstücks durchs Baskenland zum explodieren bevor Carapaz dann selbst attackierte und so seinen ärgsten Verfolger im Gesamtklassement, Mikel Landa (Soudal – Quick-Step), abschüttelte. Kurzzeitig verlor auch Ben O'Connor (Decathlon – AG2R) im Roten Trikot den Anschluss, der Australier konnte sich aber zurückkämpfen und blieb letztlich ohne Zeitverlust.

Einen echten Schritt nach vorn hat Carapaz auf der 18. Etappe daher nicht gemacht. Da mit Landa aber ein Kontrahent aus dem Kandidatenkreis fürs Podium gestrichen werden durfte, war das Teilstück trotzdem ein Erfolg für den Giro-Sieger von 2019 und Vuelta-Zweiten von 2020.

"Der Anstieg war ziemlich schwer und deshalb haben wir die Initiative ergriffen. Und dann waren auch James Shaw und Owain Doull eine große Hilfe, nachdem sie von vorne zu uns zurückkamen. Es wird von Tag zu Tag besser und wir konnten heute für eine Selektion sorgen", freute er sich und sprach dann fast schon eine Drohung an die Top 3 der Gesamtwertung O'Connor, Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Enric Mas (Movistar) aus: "Wir wollen unbedingt um den Gesamtsieg kämpfen und das war der erste Schritt."

Carapaz geht mit 1:46 Minuten Rückstand auf O'Connor, 1:41 auf Roglic und 21 Sekunden auf Mas in die letzten drei Etappen dieser Vuelta – und er will sie am Sonntagabend in Madrid am liebsten alle hinter sich wissen. Das wird eine sehr schwere Aufgabe, gerade weil Roglic seinen drei Kontrahenten im 25 Kilometer langen Abschlusszeitfahren in Spaniens Hauptstadt überlegen sein sollte. Doch Carapaz wird an den zwei Tagen zuvor alles daran setzen, den Slowenen, den Australier und auch den Spanier zu attackieren.

"Jeder Tag zählt, wir müssen jede Gelegenheit nutzen", sagte er am Donnerstag im Ziel am Naturpark von Izki und setzt dabei auf seine große Ausdauer. "Nach der Hitze zu Beginn und dann dem Regen beginnt die Müdigkeit jetzt eine Rolle zu spielen. Es war eine schwere Vuelta und es kommen noch einige schwere Tage. Ich habe großes Selbstvertrauen für diese dritte Woche und wir versuchen, den Trend weiter fortzusetzen."

Roglic vs. Carapaz gab es auch 2020 am Moncalvillo bereits

Die 19. Etappe am Freitag führt von Logrono zum Alto de Moncalvillo und endet dort mit einer 8,6 Kilometer langen und im Schnitt 8,9 Prozent steilen Schlusssteigung – genau wie es die 8. Etappe vor vier Jahren tat. Einzig die Streckenführung unterwegs war damals etwas anders, führte über einen anderen Berg zum Finale, als es diesmal der Fall ist. Doch insgesamt sind sich beide Etappen sehr ähnlich, der Schlussanstieg derselbe.

2020 trug Carapaz das Rote Trikot des Gesamtführenden den Alto de Moncalvillo hinauf. Er verlor im Ziel zwar 13 Sekunden auf Tagessieger Roglic und wurde selbst Zweiter, behielt aber die Gesamtführung vor dem Slowenen, der die Vuelta 2020 schließlich um 24 Sekunden gegen Carapaz für sich entschied. "Morgen wird sehr hart, aber ich habe gute Erinnerungen daran und freue mich darauf. Vielleicht geht ja noch mehr als damals", grinste Carapaz. Mas, damals im Nachwuchstrikot unterwegs, verlor am Alto de Moncalvillo 2020 übrigens 54 Sekunden auf Roglic und 41 auf Carapaz. O'Connor fuhr dort im Rennbetrieb noch nicht hinauf.

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