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11.09.2021 | (rsn) - Neben Europameisterin Ellen van Dijk aus den Niederlanden zählte Liane Lippert zu den aktivsten Fahrerinnen des EM-Rennens am Samstagnachmittag in Trento. Völlig verdient wurde die Friedrichshafenerin deshalb auch für ihre mutige Fahrerweise mit der Silbermedaille belohnt. Damit stand die 23-Jährige erstmals auf dem Podest in der Elitekategorie und holte die bereits sechste Medaille für das Deutsche Team.
"Ich freue mich mega, aber hätte natürlich auch gerne gewonnen", erzählte die Vize-Europameisterin im ersten Interview gegenüber radsport-news.com. Als Kapitänin der deutschen Frauen-Mannschaft ging sie auf die 107,2 Kilometer lange Strecke und wurde ihrer Rolle mehr als gerecht. Von Beginn an gehörten die BDR-Fahrerinnen zu den bestimmenden Akteurinnen im Feld.
"Unser Ziel war, mit Instinkt zu fahren und das ist uns auch gelungen. Es hat riesig viel Spaß ohne den Funk gemacht", strahlte Lippert, die zwei Runden vor Schluss mit ihrer Attacke das komplette Feld sprengte. Zuvor waren Romy Kasper, die Italienerin Soraya Paladin sowie die spätere Siegerin van Dijk aus dem Feld gefahren und hatten ein Ausreißertrio gebildet.
Mit knapp einer Minute Vorsprung kreiselten die drei vor dem Feld, dass nicht so richtig mit der Gruppe einverstanden war, aber auch zu wenig tat, um sie wieder einzuholen. Kasper reißen lassen musste und wieder eingeholt war, überraschte Lippert mit ihrer Attacke. "Ich fühlte, dass ich gute Beine habe. Darum versuchten wir den ganzen Tag, das Rennen schwer zu machen", erzählte die Baden-Württembergerin.
Nicht einmal Superstar und Zeitfahrolympiasiegerin Annemiek van Vleuten konnte Lippert hinauf zum Povo-Hügel folgen. Im Alleingang reduzierte sie den Vorsprung bis zur Kuppe auf die mitterweile als Solistin an der Spitze des Rennens fahrende van Dijk. Nur zehn Sekunden trennten die Deutsche und die Niederländerin vor der Abfahrt.
Lippert wusste, dass sie zu den schnelleren der Verfolgergruppe zählte
"Ich bin glücklich, dass ich mich getraut habe, zu attackieren. Hätte ich das nicht getan, hätte ich es sicher bereut. Das gibt mir Selbstvertrauen", meinte die 23-Jährige. Doch trotz des Blickkontakts konnte sie sich nicht mehr an van Dijk heranziehen, während hinter ihr Zeitfahreuropameisterin Marlen Reusser die restlichen Favoritinnen wieder an Lippert heranführte: "Die beiden haben halt doch bergab einen Vorteil gegenüber mir."
Die Anwesenheit von Demi Vollering und van Vleuten in der Verfolgergruppe ließ das Interesse an der Nachführarbeit wieder einschlafen und auch Lippert änderte ihre Taktik: "Ich habe mich dann auf den Sprint fokussiert, wusste, dass ich eine der schnelleren Fahrerinnen in der Gruppe war." Somit wuchs der Vorsprung von van Dijk, der schon auf sieben Sekunden gesunken war, wieder an und die Niederländerin überquerte nach einer Fahrzeit von 2 Stunden und 50 Minuten als Solistin die Ziellinie.
Dahinter tobte dann ein wilder Kampf um die verbleibenden zwei Positionen auf dem Treppchen. "600 Meter vor dem Ziel wollten sich alle gut positionieren und es wurde hektisch. Ich konnte bis auf Kasia Niewiadoma alle auf der rechten Seite überholen und bin hinter ihr in die letzte Kurve eingefahren", erinnerte sich die Deutsche, die dann fast so explosiv wie bei ihrem Angriff am Berg ihr Finale einläutete.
Glücklich trotz Vuelta- Déjà-vu
Lippert eröffnete den Sprint und zog sofort an der Polin vorbei. "Als ich mich umdrehte, sah ich wie die Litauerin immer mehr rankam, aber sie hat mich nicht mehr abgefangen", kommentierte sie ihre letzten Meter beim EM-Rennen. Damit erlebte die 23-Jährige aber ein kleines Déjà-vu, denn vor einer Woche in Spanien ereilte sie das gleiche Schicksal. Auf der 3. Etappe der Vuelta-Challenge gewann sie den Sprint der Verfolgergruppe, auch damals war mit Van Vleuten zuvor eine Niederländerin entwischt.
Das drückte aber nicht auf Lipperts gute, die sich schon auf den nächsten Großeinsatz freut. Auch wenn das BDR-Team noch nicht selektioniert ist, macht sie sich große Hoffnungen auf einen WM-Start im Straßenrennen in Flandern: "Hoffentlich läuft die WM auch gut. Mit dem Ergebnis sieht es sicher ganz gut aus." Auch in dieses Rennen will die deutsche Frauenmannschaft rund um ihre Silbermedaillengewinnerin von Trento recht offensiv reingehen.
"Der Kurs ist natürlich anders, aber wir sind alle super drauf und bei der WM haben wir sogar mehrere Karten, die wir ausspielen können. Denn viele unserer Fahrerinnen mögen die Pflasterrennen", blickte die Friedrichshafenerin voraus. Sie selbst mag die Nordklassiker zwar gerne, sieht ihre Stärken aber woanders: "Ich denke, die Ardennen würden mir mehr entgegenkommen. Kurze und explosive Intervalle kann ich ganz gut." Vielleicht gelingt ihr aber auch bei der WM noch ein weiterer starker Auftritt,. Am Selbstvertrauen mangelt es sicherlich nicht und auch der Instinkt ist gut geschärft mit der nächsten Silbermedaille für das deutsche Team.
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