RSNplusAldags Pläne für den Tour-Sieg

“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht"
Primoz Roglic am Medientag von Bora - hansgrohe | Foto: Anderl Hartmann

10.01.2024  |  (rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Roglic voraussichtlich bei Paris-Nizza erstmals in einem Wettkampf das Bora-Trikot tragen wird , hat der 34-Jährige bis dahin schon allerhand fürs Team getan.

Das bestätigte Rolf Aldag während des Medientags des Teams im Trainingslager auf Mallorca. Boras Sportlicher Leiter sagte in einer Medienrunde, dass der neue Kapitän positiven Einfluss auf das gesamte Teamgefüge habe. “Das gilt nicht nur für die Rennfahrer, sondern auch für Mechaniker oder Physios. Er ist ein sehr offener Typ und spricht Sachen in einer Art und Weise an, die gut funktioniert. Er ist nicht agressiv-offensiv, sondern hinterfragt Dinge.“

___STEADY_PAYWALL___

Vor allem im Bereich Ernährung liefere Roglic “sehr praktikable Lösungen“ und spreche sich für Einfachheit aus. “Wir brauchen keine vier Soßen und auch nicht jeden Tag verschiedene Sorten Fleisch und auch nicht Reis, Kartoffeln und Pasta zusammen“, schilderte der 55-Jährige ein Beispiel für die Simplizität seines neuen Stars.

Aldag: Roglic “nicht Teil des Managements, sondern Rennfahrer“

Aldag nannte Roglics Fähigkeit “Lead by example“, also in gewisser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangehen, als eine von dessen Stärken abseits des Rades. “Er zieht seine Kollegen einfach mit. Wenn er beim Zeitfahren den speziellen Helm auch im Training aufsetzt, dann sagen auch die anderen, dass das vielleicht Sinn macht. Deswegen hat er jetzt schon einen großen Impact innerhalb des Teams gehabt.“

Sportdirektor Rolf Aldag am Medientag von Bora – hansgrohe auf Mallorca. | Foto: Anderl Hartmann

Und der, hofft Aldag, wird noch größer, sobald die Saison einmal richtig Fahrt aufgenommen hat. “Wir müssen nur aufpassen, dass wir ihn nicht komplett überladen, denn er ist ja nicht Teil des Managements sondern Rennfahrer.“ Und nicht nur irgendeiner, sondern derjenige, der im Sommer um den Sieg bei der Tour de France kämpfen soll.

Selbstbewusst gibt sich Roglic jetzt schon. “Ich glaube, dass ich die Tour gewinnen kann“, sagte er dem slowenischen TV-Sender RTV Slo, der ebenfalls von Boras Teampräsentation berichtete. Doch dafür braucht es eine funktionierende Mannschaft. Und die zusammenzustellen, ist laut Aldag die große Aufgabe der ersten Saisonhälfte. Denn neben der rein physisch-sportlichen Leistungsfähigkeit zähle vor allem auch die viel zitierte Chemie innerhalb der Mannschaft. “Und da unser alleiniger Leader neu im Team ist, müssen wir die erstmal selbst formen und dann auch auf Funktionalität im Rennen testen.“

Bis zu zwölf Kandidaten kommen fürs Tour-Aufgebot in Frage

Von daher sei es wichtig, in jedem Bereich aus mehreren Fahrern auswählen zu können, um daraus das Tour-Aufgebot zu formen. Noch stehe es nicht definitiv fest. Für die Berge zählte Aldag Aleksandr Vlasov, Jai Hindley, Daniel Martinez und Lennard Kämna als mögliche Helferriege für Roglic auf. “Dann brauchen wir Support für die mittelschweren Etappen, die auch gute Möglichkeiten haben, ihn zu positionieren.“ Bob Jungels oder Matteo Sorbrero, wie Martinez und Roglic neu im Team, nannte Aldag exemplarisch für diese Aufgabe.

Aleksandr Vlasov, Tour-Fünfter von 2022, wird diesmal wohl als Edelhelfer für Roglic die Frankreich-Rundfahrt bestreiten. | Foto: Anderl Hartmann

Und dann sind da noch Unterstützer fürs Flache oder die Gravel-Etappe, das neunte Teilstück der diesjährigen Tour. Danny van Poppel, Marco Haller, Nico Denz und auch Jonas Koch seien Kandidaten dafür. “So sind wir dann schnell bei einer Gruppe von elf, zwölf Fahrern. Und da müssen wir dann gucken, wer gesund ist, wer fit ist. Und auch wer ansonsten passt“, so Aldag. Dies gelte es, bis zum Sommer in Erfahrung zu bringen.

Einer, der sein Tour-Ticket ziemlich sicher hat, ist Nico Denz, der sich vor der Tour im Frühjahr auf die Klassiker konzentrieren will. Neun Grand Tours hat der 29-Jährige auf dem Buckel, doch die Frankreich-Rundfahrt hat er noch nie bestritten. “Mit Primoz haben wir einen da, der um den Gesamtsieg mitfährt. Dementsprechend werden sich alle unterordnen. So auch ich. Und das werden wir gern tun, denn wie oft kann man sagen, dass man die Tour de France bestreitet mit jemandem, der ernsthaft die Chance hat, das Ding abzuschießen? Da dabei zu sein, ist eine extrem große Ehre“, verriet Denz im Mediengespräch.

Kämna Wackelkandidat bei der Tour, Buchmann nicht dabei

Bei Kämna hingegen sieht die Situation anders aus. Er konzentriert sich wieder auf den Giro d’Italia, will nach Möglichkeit besser abschneiden als im Vorjahr. “Für die Tour steht eine Tür offen, soweit ich das verstanden habe. Ich würde mich freuen, dabei zu sein. Dafür müssten aber viele Sachen gut laufen, damit das passiert“, erklärte Kämna den Medien.

Vollends glücklich schien er damit allerdings nicht. "Ich habe ja schon im letzten Sommer öfters kommuniziert, dass ich sehr gerne wieder bei der Tour 2024 dabei wäre. Aber durch die Ankunft von Primoz hat sich vieles geändert, auch die Rollen im Team.“ Somit musste er sich umorientieren, der Fokus rückte schnell wieder auf den Giro. Während in Italien die Rolle als zweiter Kapitän auf Kämna wartet, wäre es bei der Tour nur eine Helferrolle. “Aber das ist irgendwo auch legitim und nachzuvollziehen.“

Derzeit bereiten sich Roglic (li.) und seine Teamkollegen auf Mallorca auf die Saison 2024 vor. | Foto: Matthis Waetzel

Für Emanuel Buchmann ist der Tour-Zug hingegen bereits abgefahren . “Ich wäre auch dieses Jahr die Tour wieder als Helfer gefahren, aber in der Rolle sind Jai und Alex eingeplant. Deswegen war dort kein Platz für mich. Jetzt habe ich beim Giro eine freie Rolle und das ist auch gut“, schien sich der amtierende Deutsche Meister mit seiner Rolle ganz gut abzufinden.

Bora - hansgrohe setzt im kommenden Sommer alles auf die Karte Roglic. Für einen Sprinter wird da, anders als in den Vorjahren, kein Platz im Team sein. “Unser Ziel ist ganz klar der Sieg“, machte Aldag erneut klar. Doch bedeutet das nicht, dass am Ende nicht auch ein zweiter oder dritter Platz ein zufriedenstellendes Resultat wäre. “Wenn wir hinterher in den Spiegel schauen und für uns sagen können, dass wir alles richtig gemacht haben und am Ende vielleicht jemand anders besser war, dann werden wir daran auch nicht zerbrechen.“

Aldag zum Red-Bull-Einstieg: “Wie auch immer es wird–es wird gut“

Ähnlich verhält es sich auch im Vorfeld der Tour. Dass Roglic, der 2023 alle vier Rundfahrten, bei denen er startete, gewonnen hatte, wieder von Sieg zu Sieg eilt, ist “nicht oberste Priorität“, sagte Boras Sportdirektor. “Er soll seine Siegermentalität nicht verlieren, aber wenn er auf dem Weg zur Tour mal Zweiter oder Dritter wird und wir als Team besser werden, ist das auch viel wert.“

Alles für den Tour-Sieg bei Bora-hansgrohe 2024. Was für dieses Unterfangen aber in jedem Fall zu spät kommen wird, ist der mögliche Einstieg von Red Bull als Mehrheitseigner der Betreibergesellschaft. “Wir schauen der Sache super happy freudig entgegen, auch ohne Details zu wissen“, sagte Aldag, der aber einschränkte, dass aber noch nichts in trockenen Tüchern sei. Aber: “Wo sich Red Bull engagiert hat, ging es immer bergauf und nie bergab. Wir sehen da langfristig große Chancen. Wie auch immer es wird – es wird gut.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.06.2024Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 29. Juni im italienischen Florenz beginnenden 111. Ausgabe liefern wir einen Überblick über d

11.06.2024Cofidis setzt auf erfahrenes Tour-Team inklusive Geschke

(rsn) – Die französische WorldTour-Mannschaft Cofidis präsentierte am Dienstag die ersten sechs Fahrer ihres Tour-de-France-Kaders in einer Presseaussendung und verkündete dabei auch, dass Simon

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

25.11.2024Giro und Vuelta: Quintana verzichtet auch 2025 auf die Tour

(rsn) - Nairo Quintana wird auch 2025 nicht die Tour de France bestreiten und stattdessen wie schon in der abgelaufenen Saison den Giro d´Italia und die Vuelta a Espana fahren. Das sagte der 34-jähr

25.11.2024Pröpster nach TCL-Auftakt in Paris: “Das war Schadensbegrenzung“

(rsn) – Alessa-Catriona Pröpster hat beim Auftakt der Track Champions League auf der Olympia-Bahn von Saint-Quentin-en-Yvelines nicht an ihre überragenden Auftritte aus dem Vorjahr anschließen kÃ

25.11.2024Bei der Tour in Topform knapp am Etappensieg vorbei

(rsn) – Rund 9500 Kilometer, verteilt auf 65 Renntage, die er wiederum bei sieben Rundfahrten und acht Eintagesrennen absolvierte und bei denen er 153 UCI-Punkte für sein Team einsammelte: Das sind

25.11.2024Laufprobleme: van Aerts Cross-Start Ende Dezember gefährdet?

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) wird laut einer Meldung der belgischen Zeitung Het Laatste Nieuws sein Saisondebüt auf dem Crossrad möglicherweise noch weiter verschieben müssen, B

25.11.2024Ex-Juniorenweltmeister Johansen zu UAE Emirates

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.11.2024Auch “der andere Behrens“ trumpft mehr und mehr auf

(rsn) – Wer im Radsport den Namen “Behrens“ hört, denkt vermutlich an U23-Weltmeister Niklas Behrens, der bis zum Ende des Jahres noch bei Lidl – Trek Future Racing unter Vertrag steht und da

25.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.11.2024Nicht nur im Nationalteam eine wichtige Stütze

(rsn) - Nach zwei Jahren beim belgischen Kontinental-Team Materiel-Velo wechselte der Luxemburger Alexandre Kess im vergangenen Winter zu Philippe Wagner - Bazin. Der 21-Jährige, der im Vorjahr im fr

24.11.2024Vegni versucht, Wogen um Grande Partenza zu glätten

(rsn) – Giro d´Italia-Chef Mauro Vegni hat der Diskussion um die verschobene Streckenpräsentation eine neue Wendung gegeben. Wie der Italiener gegenüber dem Portal CyclingPro betonte, habe man al

24.11.2024Iserbyt beim Scheldecross in van der Poels Fußstapfen

(rsn) – Titelverteidiger Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) ist ein perfekter Start in die Weltcup-Saison gelungen. Der 27-jährige Belgier entschied in Antwerpen überlegen den Scheldecross f

24.11.2024Van Empel mit Gala-Auftritt zum Scheldecross-Hattrick

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat mit einer beeindruckenden Leistung den Auftakt des Cross-Weltcups 2024/25 für sich entschieden. Der Weltmeistern aus den Niederlanden feierte beim Scheld

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine