Le Court sichert sich Schlussetappe, Koch Dritte

Longo Borghini gewinnt als erste Italienerin seit 2008 den Giro

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Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek) feiert ihren Gesamtsieg beim 35. Giro d´Italia Women. | Foto: Cor Vos

14.07.2024  |  (rsn) – Mit einem fehlerfreien Auftritt hat Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek) am letzten Tag des 35. Giro d'Italia Women (2.WWT) ihr bereits im Prolog erobertes Rosa Trikot verteidigt und als erste heimische Fahrerin seit 2008 die Italien-Rundfahrt der Frauen gewonnen.

Der 32-jährigen Italienerin reichte auf der abschließenden 8. Etappe über 117 Kilometer von Pescara nach L'Aquila Rang vier, um Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) im Klassement auf Distanz zu halten. Den letzten Tagessieg sicherte sich im Sprint einer dreiköpfigen Spitzengruppe die für Mauritius fahrende Kimberley Le Court (AG Insurance – Soudal) vor der US-Amerikanerin Ruth Edwards (Human Powered Health) und der Deutschen Meisterin Franziska Koch (dsm-firmenich – PostNL), der ihr bestes Tagesergebnis bei diesem Giro gelang.

"Mir fehlen die Worte für das, was ich geschafft habe. An einem Rennen wie diesem überhaupt teilzunehmen, war schon ein Traum. Und jetzt stehe ich hier, nachdem ich eine Etappe gewonnen habe. Ich habe im Gesamtklassement viel Zeit verloren, so dass ich heute nur Spaß haben wollte. Ich hatte nichts zu verlieren und habe alles gegeben. Verrückt, dass ich die Ziellinie als erste überquert habe“, kommentierte die 28-jährige Le Court ihren ersten Sieg in einem WorldTour-Rennen.

"Unglaublicher Epilog zu einer perfekten Woche"

25 Sekunden hinter der Tagessiegerin folgte Longo Borghini, die mit nur einer Sekunde Vorsprung auf Kopecky die Schlussetappe in Angriff genommen hatte und bis auf die Zielgerade nicht vom Hinterrad der Weltmeisterin gewichen war, ehe sie die Belgierin abschüttelte. Kopecky resignierte auf den letzten Metern und kam mit 45 Sekunden Rückstand auf Rang 19 ins Ziel.

  "Das war ein unglaublicher Epilog zu einer perfekten Woche. Ich mag solche Situationen, unter Druck Ellbogen an Ellbogen zu kämpfen. Ich startete mit einem Vorsprung von einer Sekunde und war motiviert, alles zu geben und das ganze Team hat mich dabei unterstützt“, sagte Longo Borghini, die 2017 bereits Giro-Zweite und vor vier Jahren Gesamtdritte geworden war.

Mit dem größten Erfolg ihrer Karriere beendete sie zugleich die Siegesserie der Niederländerinnen, die durch Anna van der Breggen (3) und Annemiek van Vleuten (4) die letzten sieben Austragungen gewinnen konnten. “Das Rosa Trikot schließlich tragen zu können, ist ganz speziell. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe, auch wenn ich Zeit brauche, um es zu verarbeiten“, fügte die Gesamtsiegerin an.

Im Gesamtklassement baute Longo Borghini ihren hauchdünnen Vorsprung noch auf letztlich 21 Sekunden aus. Mit 1:16 Minuten Rückstand komplettierte die Australierin Neve Bradbury (Canyon – SRAM), Gewinnerin der gestrigen Königsetappe, das Podium vor der Niederländerin Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck / +2:05) und Kochs französischer Teamkollegin Juliette Labous (+2:15). Als beste deutsche Fahrerin belegte Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM / +2:41 den sechsten Platz.

Die Gesamtzweite Kopecky konnte sich mit einem Etappensieg und dem Gewinn der Punktewertung trösten, ihre Landsfrau Justine Ghekiere (AG Insurance – Soudal) wurde mit dem Bergtrikot ausgezeichnet- Die 22-jährige Bradbury erhielt das Weiße Trikot der besten Nachwuchsfahrerin, ihre ein Jahr jüngere Teamkollegin Niedermaier belegte den zweiten Platz. Liv AlUla - Jayco gewann die Teamwertung.

So lief die 8. Etappe des Giro d’Italia Women:

Zum Abschluss der Italien-Rundfahrt 2024 stand zwar keine Bergankunft mehr an, doch im ersten Teil des Rennens warteten zwei lange Anstiege auf die noch 106 Fahrerinnen: Forca di Penne (3. Kat., 19 km, 3,6%) und Castel del Monte(1. Kat., 13,7 km, 4,7 %), von dessen Kuppe bei Kilometer 66,8 die Strecke stufenartig abfiel, ehe der Schlusskilometer nochmals mit sieben Prozent bergauf führte. Insgesamt mussten rund 2.500 Höhenmeter bewältigt werden.

Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad kontrollierte Lidl – Trek auf den ersten flachen Kilometern das Tempo, ehe im ersten der beiden Berge des Tages sich Lucinda Brand (Lidl – Trek), Claire Steels (Movistar), Mie Björndal Ottestad (Uno-X Mobility) sowie Bergkönigin Ghekiere nach knapp 40 Kilometern absetzen konnten. Den ersten Bergpreis holte sich dann auch die Belgierin vor Brand, das Feld erreichte rund 40 Sekunden später den Gipfel, von dem aus es über eine kurze Abfahrt in den zweiten Berg des Tages ging, in dem nun Kopeckys Team für Tempo sorgte.

So schrumpfte der Vorsprung des Quartetts schnell zusammen. 50 Kilometer vor dem Ziel gewann Ghekiere auch den letzten Bergpreis dieses Giro, womit sie sich das Sondertrikot mit großem Vorsprung sicherte. Kurz darauf war die Gruppe eingefangen, woraufhin weitere vergebliche Attacken folgten, unter anderem auch von Niedermaier und Labous.

Das Streckenprofil der 8. Etappe des Giro d’Italia Women | Foto: Veranstalter

Erfolgreicher war der Versuch von Le Court, Edwards und Koch, die sich eingangs der letzten 40 Kilometer lösten und einen Vorsprung von knapp 40 Sekunden erkämpften. Auf nun flachem Terrain sorgte vor allem SD Worx im noch rund 30-köpfigen Feld für Tempo, wogegen Lidl – Trek kein Interesse daran hatte, das Spitzentrio zurückzuholen, das so im Ziel die Bonussekunden unter sich ausmachen würde.

So wuchs der Vorsprung der Ausreißerinnen auf rund eineinhalb Minuten an, auch deshalb, da Kopeckys Teamkollegin Niamh Fisher-Black auf flachem Terrain keine Unterstützung von Fahrerinnen anderer Teams erhielt. Elf Kilometer vor dem Ziel attackierte Grace Brown (FDJ – Suez) aus dem Feld heraus, in dem erst jetzt die Zügel angezogen wurden. Browns Teamkollegin Loes Adegeest löste kurz darauf die Australierin ab und machte sich auf die Jagd nach dem Trio.

Mit trockenem Antritt sorgt Longo Borghini für die Entscheidung

Am vorletzten, nicht-kategorisierten Anstieg des Tages rund fünf Kilometer vor dem Ziel folgte Kopecky mit Longo Borghini und Bradbury am Hinterrad einer Attacke von Mavi Garcia (Liv AlUla – Jayco), während Koch an der Spitze den Anschluss verlor. Drei Kilometer vor dem Ziel führte Kopecky ihre noch rund zehn Fahrerinnen umfassende Gruppe an Garcia und Adegeest heran. Zugleich fuhr Koch 1,8 Kilometer vor dem Ziel wieder zu Edwards und Le Court heran.

In die sieben Prozent steile Schlussrampe nahm die Spitzengruppe noch fast eine Minute Vorsprung mit, von dem sie auf den letzten Metern noch rund die Hälfte einbüßte. Im Dreiersprint setzte sich Le Court schließlich vor Edwards und Koch durch. Hinter dem Trio hatte Kopecky dann Longo Borghinis später Attacke nichts mehr entgegenzusetzen, mit der sich die Italienerin endgültig und souverän erstmals die Gesamtwertung einer Grand Tour sicherte.

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