Die Gewinner der Tour de France 2024

Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

Von Peter Maurer

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Die Trikotträger der 111. Tour de France | Foto: Cor Vos

22.07.2024  |  (rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, sondern an der Cote d'Azur. In der Mittelmeerstadt holte sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) seinen sechsten Etappensieg und zum dritten Mal in seiner Karriere die Gesamtwertung einer Frankreich-Rundfahrt.

Damit gelang ihm 26 Jahre nach Marco Pantani als erstem Fahrer wieder das Double aus Giro d'Italia und Tour de France. Nun geht es für Pogacar nun zu den Olympischen Spiele geht, wo er das slowenische Team anführen und im Straßenrennen zu den Medaillenkandidaten zählt. Der 25-Jährige aus Komenda ist natürlich der große Gewinner der Tour de France 2024.

Die sechs Etappensiege allein sind schon eine imponierende Bilanz, aber Pogacar schaffte es dazu noch, sämtliche Alpen- und Pyrenäen-Etappen für sich zu entscheiden, ein Kunststück, das bisher nur dem Italiener Gino Bartali im Jahr 1948 gelang. Schon am zweiten Tag eroberte Pogacar das Maillot Jaune, das er nach einem Tag kurzfristig abgab, um es dann vom Finish der 4. Etappe bis ins Ziel nach Nizza zu verteidigen.

Unterlag er in den letzten beiden Jahren noch Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), so war Pogacar 2024 in einer eigenen Liga unterwegs. Er hatte nie Probleme und verfügte zudem über das stärkste Team. Der 25-Jährige wirkte auf jeder Etappe souverän, was er auch in Nizza bestätigte: "Diesmal lief alles perfekt. Es ist die erste Grand Tour, bei der ich mich jeden Tag zuversichtlich gefühlt habe."

Biniam Girmay: Afrikas neuer Radheld

Vor zwei Jahren überraschte er mit seinem Sieg bei Gent-Wevelgem und holte danach noch einen Etappensieg beim Giro. Bei seinem Tour-Debüt 2023 reichte es gerade einmal für zwei Top Ten Platzierungen, aber was Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) bei der 111. Tour de France erreichte, ist eine Geschichte für sich.

Am dritten Tag sprintete der Eritreer zu seinem ersten Etappensieg, in Turin düpierte er die Top-Stars und schlüpfte einen Tag später erstmals in das Grüne Trikot des Punktbesten. Dieses gab er trotz eines Sturzes bis Nizza nicht mehr her. Auf dem Weg dorthin holte er sich noch zwei Tagessiege.

Der Erfolg ist das Resultat eines mutigen Schrittes seiner Mannschaft. Anstatt auf Ausreißergruppen oder das Klassement zu setzen, formierten sie um ihre schnellen Männer Girmay und Gerben Thijssen eine sprintkräftige Truppe mit starken Anfahrern wie Laurenz Rex, Hugo Page oder Mike Teunissen. Das machte sich mit drei Etappensiegen und dem Gewinn des Grünen Trikots bezahlt.

Richard Carapaz: Einer, der Pogacar doch etwas abnehmen konnte

Fast 50 Minuten Rückstand auf Pogacar hatte Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) im Ziel der Tour de France, dennoch durfte sich der Ecuadorianer zu den großen Gewinnern dieser Austragung zählen. Schon am dritten Tag in Turin schlüpfte er etwas unerwartet in das Gelbe Trikot. Dieses musste der Olympiasieger zwar in den Alpen wieder an den Slowenen abgeben, danach jedoch präsentierte sich Carapaz in Bestform.

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Immer wieder mischte er in Ausreißergruppen mit und kämpfte um Etappensiege, ehe ihm schließlich in Superdévoluy auch einer gelang. Auch an den folgenden Alpentagen war Carapaz sehr aktiv, was ihm plötzlich die Tür zum Gepunkteten Trikot des besten Bergfahrers öffnete. Dieses gegen die Klassementfahrer zu gewinnen, ist kein leichtes Unterfangen, wie vor zwei Jahren bereits Simon Geschke (Cofidis) schmerzlich feststellen musste.

Auch Carapaz hatte damit schon Erfahrung, denn als 2020 Pogacar seine erste Tour gewann, landete er in der Sonderwertung acht Zähler vor dem Ecuadorianer, der zwar das Trikot stellvertretend in Paris tragen durfte, auf dem Siegerpodium wurde aber dann der Slowene geehrt. Vielleicht erinnerte sich Pogacar an die Szenen von damals, als er am vorletzten Tag Carapaz am Weg hinauf zum Col de Braus auf die Schultern klopfte und ihm anzeigte, dass er ihm das Trikot nicht mehr streitig machen würde. 25 Punkte Vorsprung hatte Carapaz am Ende einer für ihn mehr als erfreulichen Tour.

Remco Evenepoel: Das Wunderkind kann auch Tour de France

Als er 2018 in Innsbruck Doppelweltmeister bei den Junioren wurde, war er das gefeierte Wunderkind im Radsport. Remco Evenepoel wurde eine Karriere wie die von Eddy Merckx prognostiziert und der junge Mann aus Aalst enttäuschte nicht, gewann gleich in seinem ersten Profijahr die Clasica San Sebastian und wurde Vizeweltmeister im Einzelzeitfahren. Doch der schnelle Aufstieg wurde von einem schweren Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt 2020 früh unterbrochen.

Evenepoel kämpfte sich zurück, gewann 2022 die Vuelta a Espana und wurde wenig später Straßenweltmeister in Australien. Im Vorjahr eroberte er noch den Zeitfahrweltmeistertitel und nun wagte er sich an seine erste Tour de France, die er als Dritter auf dem Podium beendete. Zwar verpasste Evenepoel in Turin die Möglichkeit, ins das Gelbe Trikot zu schlüpfen, aber im ersten Zeitfahren feierte er seinen ersten Etappensieg und war am Ende für Vingegaard sogar ein Herausforderer im Kampf um den zweiten Platz der Gesamtwertung.

Wenn man bei Evenepoel ein Defizit sucht, so findet man es in seinen Abfahrtskünsten. Vor allem dann, wenn es technisch wurde, gehörte der Belgier nicht zu den schnellsten. Dagegen überraschte er im Hochgebirge, wo er auf dem Weg nach Isola 2000 sogar Titelverteidiger Vingegaard von seinem Hinterrad abschütteln konnte. Evenepoel unterstrich, dass er das Niveau hat, um eines Tages auch die Tour gewinnen zu können, vielleicht eine, die mit flacheren Zeitfahrkursen und mehr welligem Terrain besser auf die Fähigkeiten des 24-Jährigen zugeschnitten ist

Mark Cavendish: Zum Ende einer Ära noch ein Rekord

Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) hat die Tour de France auf dem 141. und damit letzten Platz beendet. Die damit verbundene inoffizielle “Rote Laterne“ ist allerdings nicht der Grund, warum der Brite in dieser Auflistung aufscheint. Vielmehr trug sich Cavendish auf der 5. Etappe von Saint-Jean-de-Maurienne nach Saint Vulbas in die Geschichtsbücher ein. Kämpfte er am Vortag noch gegen die Karenzzeit, so sicherte sich Cavendish am 3. Juli im Sprint seinen 35. Etappensieg.

Ein Jahr zuvor hatte er diesen verpasst, in Bordeaux verpasste er damals als Zweiter nur knapp die alleinige Bestmarke. Am nächsten Tag verletzte Cavendish sich bei einem Sturz. Sein Teammanager Alexander Winokurow konnte ihn zur Fortsetzung seiner Karriere überreden und diesmal schwang sich der 39-Jährige von der Isle of Man zum alleinigen Rekordhalter auf.

Zwar konnte Cavendish danach die Anzahl an Tour-Etappensiegen nicht weiter erhöhen, dafür führte er einen erbitterten Kampf gegen die Karenzzeit und erreichte bei seiner 15. Tour schließlich auch das Ziel. Der Auftritt im Einzelzeitfahren an der Cote d'Azur könnte vielleicht sogar der letzte als Radprofi gewesen sein. Doch Cavendish hat schon mehrmals sein Karriereende verkündet und kam dann wieder zurück. Und so ließ das "Likely so, yeah", Cavendishs Antwort auf die Frage, ob das Zeitfahren sein letztes Rennen gewesen sei, doch ein bisschen Raum für Spekulationen.

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