Lipowitz 2. in der Gesamtwertung bei Paris-Nizza

Storer feiert Ausreißersieg bei Schnee und Regen

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Storer feiert Ausreißersieg bei Schnee und Regen"
Michael Storer (Tudor) auf dem Weg zum Etappensieg bei Paris-Nzza. | Foto: Cor Vos

15.03.2025  |  (rsn) – Der Australier Michael Storer (Tudor) hat in strömendem Regen die 7. Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza (2. UWT) gewonnen. Der einstige Bergkönig der Spanienrundfahrt setzte sich aus einer 15-köpfigen Ausreißergruppe durch, die zwischenzeitlich 3:45 Minuten Vorsprung herausgefahren hatte. Zweiter wurde mit 20 Sekunden Rückstand der Schweizer Mauro Schmid (Jayco – AlUla) vor dem Deutschen Georg Steinhauser (EF Education .- Easy Post, +0:30), die sich ebenfalls in der Gruppe des Tages befunden hatten.

Im Ziel sprach Storer, für den sich kein geringerer als Teamgefährte Julian Alaphilippe als Edelhelfer aufgeopfert hatte von einem wirklich guten Tag – trotz der extremen Kälte. Im Schlussanstieg hatte die Temperatur fünf Grad Celsius betragen, während es heftig regnete. „Es ist natürlich superschön, hier zu gewinnen. Es passiert nicht täglich, dass Du einen zweifachen Weltmeister in der Spitzengruppe für Dich arbeiten siehst“, sagte Storer im Zielinterview. Und weiter: „Das ha mich natürlich super motiviert. Und meine Teamkollegen haben mir die ganze Woche schon sehr geholfen!"

Der Plan sei eigentlich gewesen, dass nur Alaphilippe in die Ausreißergruppe geht. Aber dann sei er selbst nach Gefühl gefahren und mit Marco Haller mitgesprungen. „Wir sollten eigentlich da sein, sind aber einfach der ersten Attacke nachgefahren und dann stand die Gruppe“, erklärte der Australier. Die Gruppe perfekt gewesen, als Alaphilippe auch noch nach vorn kam. „Er ist jemand, der das Rennen wirklich lesen kann – und er wusste, dass das eine gute Möglichkeit war. Ohne ihn weiß ich nicht, ob ich es geschafft hätte. Er war ganz sicher der wichtigste Mann heute und ich bin einfach froh, dass ich gut genug war, um es zu Ende zu bringen." Die Gesamtwertung sei ein „schöner kleiner Bonus“.

Lipowitz wieder stark – Skjelmose scheidet aus

Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) setzte sich kurz vor dem Ziel von Matteo Jorgenson (Visma – lease a Bike) ab, wurde 8. und holte immerhin drei Sekunden auf den Mann in Gelb heraus, der das Klassement nun mit 37 Sekunden Vorsprung auf den Deutschen anführt. Ansonsten blieben die Abstände unter den Favoriten gleich.

Die Top 10 komplettierten Clement Champoussin (Decathlon – AG2r La Mondiale) und der bärenstarke Mads Pedersen (Lidl-Trek), der die Favoritengruppe mit Jorgenson ins Ziel führte. Der Mann in Gelb kam dort hinter Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers) zeitgleich als 12. an. Doch Lidl – Trek konnte sich über Pedersens super Form im Hinblick auf Mailand – San Remo nicht wirklich freuen, verlor die Equipe doch ihren Kapitän, Mattias Skjelmose durch einen Sturz rund 50 Kilometer vor dem Ziel.

Durch das Ausscheiden des Gesamt-Dritten verbesserte sich Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) mit unverändert 1:20 Minuten Rückstand zu Jorgenson auf Platz drei. Vierter ist nun Tagessieger Storer mit 2:25 Minuten Abstand zu Gelb. Der Australier hatte im Ziel zehn Sekunden und am Zwischensprint des Tages sechs Sekunden Bonifikation gesammelt.

Durch seinen starken Auftritt baute Pedersen die Führung in der Punktwertung überraschend um einen Punkt aus. Mit 52 Zählern liegt er weiter nur knapp vor Tim Merlier (Soudal – Quick Step, 50). Doch der Belgier dürfte morgen kaum weitere Zähler sammeln. Viel wichtiger war für den Dänen, dass Jorgenson wider Erwarten keinen Boden auf ihn gut machte. Der US-Amerikaner ist in dieser Sonderwertung weiterhin Dritter mit 45 Punkten. Somit hat Pedersen auf der Schlussetappe, die erneut bergig wird, durchaus realistische Chancen, das Grüne Trikot mit nach Hause zu nehmen – das wäre immerhin ein kleines Trostpflaster nach Skjelmoses Ausfall.

Führender in der Bergwertung bleibt Thomas Gachignard (Total Energies) mit 21 Punkten. Ihm sitzen jetzt aber Storer und Joao Almeida (UAE Team Emirates - XRG) mit jeweils 20 Zählern im Nacken. Das weiße Trikot verteidigte Lipowitz mit seinem starken Auftritt souverän. Er führt mit 2:17 Minuten vor Magnus Sheffielf (Ineos - Grenadiers).

So lief die 7. Etappe von Paris-Nizza

In einer hektischen Startphase gab es etliche Attacken, doch die Gruppe des Tages bildete sich erst im Anstieg zur Côte d'Aspremont (2. Kategorie). Dort schloss eine von Julian Alaphilippe initiierte Verfolgergruppe zu einer Reihe von Fahrern auf, die sich bereits im Flachstück abgesetzt hatten.

Alaphilippe, Michael Storer (Tudor), Stefan Küng (Groupama - FDJ), Georg Steinhauser, Neilson Powless (EF Education - Easy Post), Joshua Tarling (Ineos - Grenadiers), Ivan Romeo (Movistar), Kelland O’Brien, Mauro Schmid (Jayco - AlUla), Alfred Wright (Bahrain - Victorious), Bruno Armirail (Decathlon - AG2R La Mondiale), Johan Jacobs (Groupama - FDJ), Clément Izquierdo (Cofidis), Alexandre Delettre und Jordan Jegat (Total Energies) nahmen die verbleibenden rund 90 Kilometer der verkürzten Etappe gemeinsam in Angriff.

Das Streckenprofil der 7. Etappe von Paris-Nizza | Foto: Veranstalter

Als Bestplatzierter Ausreißer war der Gesamt-13. Storer die größte Gefahr für den Mann in Gelb. 3:55 Minuten trennten den Tudor-Profi vor der Etappe von Jorgenson. Am Bergpreis der 2. Kategorie sicherte sich Delettre 5 Punkte. Zweiter wurde Alaphilippe (3) vor O'Brien (2) und Powless (1). Der Total Energies-Profi verbesserte sich damit auf Platz drei der Gesamt-Kletterwertung.

Im Feld sorgten die Teams Visma – Lease a Bike, Lidl - Trek und UAE Emirates - XRG für das Tempo, sodass der Vorsprung der 15 Ausreißer nie über 3:20 Minuten anwuchs. Dies war sicherlich auch eine Reaktion auf die Anwesenheit Storers in der Spitzengruppe. Der nächstbeste im Gesamtklassement war Romeo, der bereits knapp 12 Minuten Rückstand aufwies.

Aimé De Gendt und Stanislaw Aniokowski (Cofidis), Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates – XRG) und Arnaud Démare (Arkea – B&B Hotels) waren krankheitsbedingt nicht mehr zum Start der 7. Etappe angetreten. Kurz nach dem Berg der 2. Kategorie verließ auch Alexander Kristoff (Uno X – Mobility) das Rennen. Auf dem Weg zum Schlussanstieg taten es ihm Jefferson Cepeda (Movistar) und Anthony Turgis (Total Energies) gleich.

Während Küng einen Sturz weitgehend unbeschadet überstand, musste Skjelmose die Fernfahrt 50 Kilometer vor dem Ziel der 7. Etappe aufgeben. Nachdem er sich an einem Fahrbahnteiler ausgangs eines Kreisverkehrs aufgehängt hatte, musste der Däne ins Krankenhaus gebracht werden. Auch Lipowitz kam zu Fall und trug unter anderem eine blutende Wunde am linken Oberschenkel davon. Der Deutsche konnte das Rennen aber fortsetzen.

Auf dem Weg zum Schlussanstieg opferte Alaphilippe die eigenen Chancen für Teamkollege Storer. Die Tempoarbeit des Franzosen war entscheidend dafür, dass der Vorsprung der Ausreißer überhaupt auf mehr als drei Minuten kletterte. Und das gegen die Nachführarbeit der Teams von Jorgenson und Almeida. Für letzteren legte sich unter anderem Nils Politt stark ins Zeug,

25 Kilometer vor dem Ziel stiegen Red Bull – Bora – hansgrohe und XDS – Astana in die Nachführarbeit ein. In der Folge schrumpfte der Abstand zwischen Spitze und Feld sukzessive. Alaphilippe und kurzzeitig auch O'Brien hielten zwar dagegen, doch schon am Zwischensprint, wo sich Storer sechs Sekunden Bonus sicherte, waren nur mehr 2:30 Minuten übrig.

Das Wetter meinte es nur kurzzeitig gut mit den Profis, als es für eine gute halbe Stunde aufhörte zu regnen. Doch schon vor Beginn des Schlussanstieg setzte abermals teils heftiger Niederschlag ein. Den 7,3 Kilometer langen Weg hinauf nach Auron nahmen die Ausreißer mit knapp zwei Minuten Vorsprung in Angriff. Im Feld war in dieser Phase Red Bull die tonangebende Mannschaft.

Vier Kilometer vor dem Ziel musste Steinhauser seine Begleiter ziehen lassen, nachdem er sich im Schlussanstieg für Teamkollege Powless eingespannt hatte. Dann griff aber Storer an. Schmid konnte dem Australier eine Weile folgen, ließ aber 3000 Meter vor dem Ziel ebenfalls abreißen. Powless fiel bald hinter Steinhauser zurück, der die Verfolgung von Schmid aufnahm.

Im Feld passierte lange nicht viel. Lenny Martinez (Bahrain Victorious) und Felix Gall (Decathlon – AG2r La Mondiale) setzten sich auf den letzten drei Kilometern ab. Armirail verrichtete noch etwas Tempoarbeit für seinen Teamgefährten. Doch den solo in Richtung Ziel eilenden Storer konnten weder sie noch Schmid oder Steinhauser gefährden. Er gewann die Etappe 19 Sekunden vor Schmid und 29 Sekunden vor Steinhauser. Vierter wurde Martinez, 44 Sekunden zurück. Gall erreichte das Ziel 56 Sekunden hinter dem Tagesieger als Sechster. Dazwischen rettete sich Jegat ins Ziel.

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