Schweizers Mittelamerika-Tagebuch / Letzter Teil

Astaluege Centroamericana, Grüetzi Schwiiz!

Von Doris Schweizer

Foto zu dem Text "Astaluege Centroamericana, Grüetzi Schwiiz!"
Doris Schweizer (Astana-BePink) | Foto: Privat

17.03.2014  |  (rsn) - Die Vuelta El Salvador ist nun Geschichte und die 5. und letzte Etappe brachte wie erwartet keine Veränderungen im Gesamtklassement. Es gab einige Attacken und ein Duo konnte sich knapp über den Zielstrich retten. So gewann RusVelo immerhin noch die letzte Etappe, nachdem sie gestern doch ziemlich einstecken mussten: Abbot nahm ihnen das Leadertrikot weg, wir von Astana-BePink die Teamwertung.

Nun geht das Abenteuer Südamerika zu Ende und ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. „Pura Vida“ heißt das Lebensmotto der Costa Ricaner, welches mir jedoch ein ungelöstes Rätsel bleibt. Denn ich hatte eher den Eindruck, dass hier der „American Style of Life“ immer mehr Überhand gewinnt. Die Natur ist wunderschön, doch Müll säumt die Straßen und über den Städten hängen dunkle Smog-Wolken sowie ein unangenehmer Geruch nach frisch geschlachtetem Fleisch.

Andere Rätsel hingegen konnte ich lösen, wie zum Beispiel den richtigen Bus zu erwischen: Erstens musst Du herausfinden, in welchem Stadtteil Dein Bus fährt, dann die richtige Bushaltestelle finden (Tafeln existieren hier nicht!) und schließlich in den richtigen Bus einsteigen - mehrere Busse fahren in dieselbe Stadt, jedoch nicht in denselben Stadtteil. Natürlich weiß niemand wirklich Bescheid, wenn du fragst und so habe ich eben auch einige Kilometer zu Fuß abgespult.

Das kniffligste Rätsel war jedoch das Finden von Trainingsrouten, denn hier existieren keine Orts-, Straßen- oder Richtungsangaben! Hier triffst du lediglich auf Schilder wie „minimale Geschwindigkeit 20km/h“, weil die Straße so steil ist, dass du sonst wohl rückwärts wieder herunterrollen würdest. Zugegeben: Ich bin ein paar Mal mit dem Rad umgedreht...

Die Menschen hier sind im allgemeinen sehr hilfsbereit, gastfreundlich und herzlich. So fiel es mir auch leicht, neue Leute kennenzulernen. Okay, einige Pannen und vor allem das auffällige Schweizer Meistertrikot haben dabei auch geholfen, denn Radfahren ist hier eine Tradition wie in Italien. Die Hobbyfahrer spulen ihre Kilometer bereits morgens um 6 Uhr vor der Arbeit ab!

Auch wenn mir Land und Leute Costa Ricas fehlen werden, so freue ich mich nun doch auf einige ganz schweizerische Dinge wie die Pünktlichkeit, den Käse, die Schweizer Alpen, den Zugverkehr (Züge gibt es hier nämlich keine) und den Schnee. Und natürlich bin ich auch froh, wenn ich im Training wieder vermehrt auf mein SRM blicken kann und nicht ständig mit den Händen an den Bremsgriffen kleben muss - denn hier kannst du den Bus direkt vor deiner Tür anhalten lassen, wodurch man als Auto- oder Velofahrer eben jederzeit bremsbereit sein muss.

Andererseits werde ich mich zuhause aber wohl erst wieder daran gewöhnen müssen, Zebrastreifen zu benutzen oder Verkehrsregeln zu beachten.

In diesem Sinne:

Astaluege Centroamericana, Grüetzi Schwiiz!

Doris Schweizer vom Team Astana-BePink hat in diesem Winter mehrere Wochen in Mittelamerika verbracht, beziehungsweise: Sie tut es immer noch. Zunächst standen ein paar Trainingswochen in Costa Rica auf dem Programm, dann die Vuelta Internacional Femanina a Costa Rica, die sie auf Rang neun beendete, und schließlich ist sie nun in El Salvador gelandet. Auch dort liegen drei schwere Eintagesrennen bereits hinter der Schweizer Meisterin, doch die Königsprüfung folgt erst jetzt: die Vuelta a El Salvador, eine Rundfahrt der Kategorie 1.1. Von dort berichtet Schweizer per Tagebuch.

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