Abu Dhabi: Greipel geschlagen, Kittel gestürzt

Cavendish und Dimension Data machen diesmal alles richtig

Foto zu dem Text "Cavendish und Dimension Data machen diesmal alles richtig"
Mark Cavendish (Dimension Data) hat zum Auftakt der 3. Abu Dhabi Tour (2.HC) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. | Foto: Cor Vos

23.02.2017  |  (rsn) - Mark Cavendish (Dimension Data) hatte in seinen bisherigen Einsätzen der noch jungen Saison das Glück nicht unbedingt auf seiner Seite. Einige Defekte in entscheidenden Momenten verhinderten bessere Ergebnisse als einen dritten Etappenplatz bei der Dubai Tour. Zum Auftakt der 3. Abu Dhabi Tour (2.HC) dagegen lief beim Briten alles nach Wunsch.

Cavendish entschied am Donnerstag die von einem Sturz im Finale überschattete 1. Etappe über 188 Kilometer mit Start und Ziel in Madinat Zayed im Sprint einer kleineren Gruppe mit deutlichem Vorsprung vor dem Deutschen Meister André Greipel (Lotto Soudal) für sich und bescherte sich und seinem südafrikanischen Team den ersten Saisonsieg. Dritter wurde der Italiener Niccolo Bonifazio Bahrain-Merida), Roger Kluge (Orica-Scott) belegte als zweitbester deutscher Profi Rang sechs.

Der Cottbuser war für seinen Kapitän Caleb Ewan in die Bresche gesprungen, der in den Crash verwickelt war, der unter der 1.000-Meter-Marke das Feld auseinanderriss. Auf an dieser Stelle verengter Fahrbahn ging auch Marcel Kittel (Quick-Step Floors), wie Ewan einer der Top-Favoriten, zu Boden und büßte so alle Chancen auf seinen fünften Saisonsieg ein. Dagegen hatte der perfekt positionierte Cavendish keine Mühe, seinen ersten Sieg seit dem 23. Oktober des vergangenen Jahres einzufahren - das war auf der Schlussetappe der Abu Dhabi Tour gewesen, die damals noch den Saisonausklang bildete. Zum Auftakt an gleichem Ort hatte es im vergangenen Hebrst allerdings nicht zum Sieg gereicht.

“Wenn ich heute verloren hätte, wäre es einzig meine Schuld gewesen. Es war genau das gleiche Finish wie im vergangenen Jahr und damals war ich nur Dritter, weil wir einige Fehler machten“, erklärte Cavendish im Ziel. „Wir sind die Fehler von damals nochmal durchgegangen, haben versucht, heute das komplette Gegenteil zu machen und das hat geklappt.“

Eine über weite Strecken ereignislose Etappe erfuhr dann auf den letzten fünf Kilometern doch eine unerwünschte Zuspitzung. Zunächst ging Alberto Contador (Trek-Segafredo) bei einem Sturz im Feld zu Boden, erhielt aber das Rad eines Teamkollegen und jagte gemeinsam mit mehreren Helfern bei hohem Tempo dem Feld hinter, in dem die Sprinterteams längst das Kommando übernommen hatten. Für den Spanier blieb der Crash letztlich folgenlos, denn er schaffte rechtzeitig wieder den Anschluss.

Weniger glimpflich verlief der zweite Sturz, als bei einer Straßenverengung eine Handvoll Fahrer unter der 1000-Meter-Marke auf dem Asphalt landeten, darunter auch Kittel, der mit Owain Doull (Sky) kollidierte, aber weitgehend unverletzt wieder aufs Rad steigen und ins Ziel rollen konnte. Der Brite dagegen zog sich am Oberkörper und Gesäß zahlreiche Schürfwunden zu. „Owain Doull und ich sind mit den Lenkern aneinandergeraten und sind gestürzt. Das ist sehr unglücklich gelaufen, aber passiert nun mal. Ich hatte noch Glück dabei, denn ich landete auf meinen Oberkörper und habe außer Hautabschürfungen nichts Schlimmes“, sagte Kittel im Ziel.

Der Unfall teilte Feld, nur rund 20 Fahrer jagten in langer Linie durch die letzte Kurve und auf die Zielgerade, auf der sich Cavendish das Rad von Bonifazio sicherte, der den Sprint eröffnete. Leicht und locker zog der Dimension-Data-Kapitän am jungen Italiener vorbei und konnte auch nicht mehr von hinter ihm lauernden Greipel gefährdet werden. Als der Hürther aus Cavendishs Windschatten heraus antrat, merkte er sofort, dass er an diesem Tag seinen langjährigen Konkurrenten nicht würde schlagen können und zog nicht bis zur Linie durch. Es reichte dennoch zu Rang zwei.

Diese Position nimmt Greipel auch im Gesamtklassement ein, vier Sekunden hinter Cavendish. Auf den Plätzen drei und vier folgen mit je sechs Sekunden Rückstand die Italiener Manuele Mori (UAE Team Emirates) und Bonifazio, der auch die Nachwuchswertung anführt. Cavendish trägt zudem das Trikot des besten Sprinters.

Vor dem turbulenten Finale hatte eine aus sechs Fahrern bestehende Spitzengruppe das Geschehen bestimmt und sich auf topfebener Strecke einen Vorsprung von rund fünf Minuten herausgefahren. Manuele Mori (UAE Team Emirates), Artur Ershov (Gazprom-Rusvelo), David Lozano (Novo Nordisk), Artyom Zakharov (Astana), Mirco Maestri (Bardiani-CSF) und Kazushige Kuboki (Nippo-Vini Fantini) blieben bis zum zweiten Zwischensprint des Tages bei Kilometer 122,6 zusammen. Dort teilte sich die Gruppe, als sich Mori und Zakharov und schließlich auch noch Kuboki von ihren Begleitern absetzten.

Aber auch, wenn das Trio seinen Vorsprung von rund zwei Minuten noch einige Kilometer behaupten konnte, war seine Zeit an der Spitze bereits rund 17 Kilometer vor dem Ziel abgelaufen. Mori und Zakharov, die sich am längsten behauptet hatten, schüttelten sich die Hände zum Zeichen der gegenseitigen Anerkennung und wurden kurz darauf vom Feld geschluckt. Danach positionierten sich die Sprinterteams auf der breiten und lange Zeit schnurgerade ins Ziel führenden Straße, um ihren Kapitänen den Weg zu ebnen.

Tageswertung:
1. Mark Cavendish (Dimension Data)
2. André Greipel (Lotto Soudal) s.t.
3. Niccolo Bonifazio Bahrain-Merida)
4. Simone Consonni (UAE Emirats)
5. Elia Viviani (Sky)
6. Roger Kluge (Orica-Scott)
7. Alexander Porsev (Gazprom-RusVelo)
8. Matteo Pelucchi (Bora-Hansgrohe)
9. Nicola Ruffoni (Bardiani CSF)
10. Eduard Grosu (Nippo - Vini Fantini)

Gesamtwertung:
1. Mark Cavendish (Dimension Data)
2. André Greipel (Lotto Soudal) +0:04
3. Manuele Mori (UAE Team Emirates) +0:06
4. Niccolo Bonifazio Bahrain-Merida) +0:06
5. Mirco Maestri <(Bardiani-CSF) +0:08


Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.02.2017Quintana: "Scheibenbremsen sind unnötig und gefährlich"

(rsn) - Mehr als das sportliche Geschehen scheint derzeit das Thema Scheibenbremsen die Schlagzeilen im Radsport zu vereinnahmen. Ausgangspunkt der Diskussionen ist nach wie vor der Sturz auf der 1.

27.02.2017Ewan und Kluge harmonieren auch in Abu Dhabi prächtig

(rsn) - Schon nach wenigen Rennen steht fest: Sprinttalent Caleb Ewan (Orica-Scott) und sein neuer Anfahrer Roger Kluge harmonieren prächtig. Bereits bei der Tour Down Under im Januar beim ersten gem

27.02.2017Greipel: Auch ohne Sieg "eine schöne Woche" in Abu Dhabi

(rsn) - André Greipel ist ein Sprinter, und Sprinter wollen immer gewinnen. Doch auch ohne den erhofften Tagessieg hatte der Hürther am Ende der Abu Dhabi Tour in den Formel-1-Boxen des Yas Marina C

27.02.2017Kittel: "Ich bin gerutscht, als gäbe es kein Morgen"

(rsn) - Rang 34 - die genaue Position dürfte Marcel Kittel (Quick-Step Floors) reichlich egal gewesen sein, als er wie ein begossener Pudel und mit herunterhängenden Mundwinkeln durch die Boxengasse

26.02.2017Highlight-Video der 4. Etappe der Abu Dhabi Tour

(rsn) - Caleb Ewan (Orica-Scott) hat die 4. Etappe der 3. Abu Dhabi Tour gewonnen. Der 22-jährige Australier ließ zum Abschluss der Rundfahrt am Abend auf dem Formel-1-Kurs von Yas Marina über 143

26.02.2017Majka und Konrad in Top Ten - Bora mit Abu Dhabi Tour zufrieden

(rsn) - Angesichts von Peter Sagans überragendem Wochenende in Belgien, wo der Weltmeister zunächst Zweiter bei Het Nieuwsblad wurde und am Sonntag Kuurne-Brüssel-Kuurne gewann, geriet der ebenso Ã

26.02.2017Ewan: Zum Auftakt in Abu Dhabi am Boden, am Ende obenauf

(rsn) - Nachdem er auf der 2. Etappe der Abu Dhabi Tour zu früh gejubelt hatte und von Marcel Kittel (Quick-Step Floors) praktisch auf dem Zielstrich noch abgefangen worden war, machte Caleb Ewan (Or

26.02.2017Ewan siegt in Yas Marina, Rui Costa sichert sich Gesamtwertung

(rsn) - Caleb Ewan (Orica-Scott) hat die 4. Etappe der 3. Abu Dhabi Tour gewonnen. Der 22-jährige Australier ließ zum Abschluss der Rundfahrt am Abend auf dem Formel-1-Kurs von Yas Marina über 143

25.02.2017Bora-Kapitän Majka trat am Jebel Hafeet zu spät in Aktion

(rsn) - Ein siebter Platz für Rafal Majka mit 46 Sekunden Rückstand auf Tagessieger Rui Costa (UAE Team Emirates), Platz 16 für Patrick Konrad und Rang 45 an einem schlechten Tag für Emanuel Buchm

25.02.2017Highlight-Video der 3. Etappe der Abu Dhabi Tour

(rsn) - Rui Costa (UAE Team Emirates) hat nach seinem Sieg auf der Königsetappe der 3. Abu Dhabi Tour beste Chancen, die morgen endende Rundfahrt durch das gleichnamige Emirat für sich zu entscheide

25.02.2017Konrad: "Es macht irrsinnig Spaß mit der Mannschaft"

(rsn) - Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) arbeitete auf der Königsetappe der 3. Abu Dhabi Tour am Jebel Hafeet viel für seinen Kapitän Rafal Majka und übernahm die Verantwortung für das Tempo der F

25.02.2017Quintana wird Contador nicht los, Rui Costa nutzt die Chance

(rsn) – Im knapp elf Kilometer langen Schlussanstieg der Königsetappe der 3. Abu Dhabi Tour testete Nairo Quintana (Movistar) gleich mehrmals seine Beine und die Konkurrenz. Der Kolumbianer hinterl

Weitere Radsportnachrichten

04.12.2024Doppelweltmeisterin Ferguson will 14 Crossrennen bestreiten

(rsn) – WM-Gold bei den Juniorinnen hat Cat Ferguson (Movistar) in Zürich im Zeitfahren und auf der Straße bereits gewonnen, nun will das britische Toptalent auch im Gelände weiter in der Erfolgs

04.12.2024Umba und Marukhin steigen bei Astana ab

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

03.12.2024Postbotin nach Evenepoel-Unfall “zutiefst betroffen“

(rsn) – Die Belgische Post hat in einem Statement gegenüber Sporza betont, dass man bei den polizeilichen Ermittlungen zum Unfall von Remco Evenepoel am Dienstag am Kirchplatz von Oetingen "uneinge

03.12.2024De Lie zieht Champs-Élysées-Sieg dem Gelben Trikot vor

(rsn) – Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) hat für die Saison 2025 zwei große Ziele: die flämischen Klassiker und die Tour de France. In einem Interview mit cyclingnews.com hat der Belgische Meister

03.12.2024Rad und Knochen gebrochen: Evenepoel im Krankenhaus

(rsn) – Remco Evenepoel hat sich bei einem Trainings-Unfall am Dienstag in Belgien Frakturen an einer Rippe, dem rechten Schulterblatt und seiner rechten Hand sowie eine Lungenprellung und eine Luxa

03.12.2024Valverde vor Berufung zum spanischen Nationaltrainer der Elite?

(rsn) – Wie die spanische AS berichtet, ist Alejandro Valverde ein heißer Kandidat auf den Posten als Elite-Nationaltrainer in Spanien. Er könne die Nachfolge des 42-jährigen Pascual Momparler an

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine