"Inkompetenz oder der Wille, etwas zu verbergen"

Früherer Wiggins-Arzt Steffen nährt Verdacht gegen Sky

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Unter Beobachtung: Dave Braislford und Team Sky | Foto: Cor Vos

03.03.2017  |   (rsn) - Was war drin in der mittlerweile berüchtigten Paketlieferung an Bradley Wiggins kurz vor dem Start der Tour de France 2011? Laut Aussage von Sky-Teamchef David Brailsford lediglich ein schleimlösendes Mittel für einen Inhalator. Doch Zweifel bleiben. Vor allem, da die Beteiligten in der Angelegenheit kein gutes Bild abgeben.

Auch Wiggins früherer Arzt bei Garmin, Prentice Steffen, äußert gegenüber cyclingnews.com nun seine Bedenken. Die britische Equipe und der Britische Radsportverband British Cycling stehen weiter mit dem Rücken zur Wand.

Dass es auch anders geht, erklärt Steffen, der Einblicke in das System von Cannondale-Drapac gewährt: "Wir haben für jeden Fahrer einen Datensatz, in den jede Aktivität eingetragen wird. So besitzt jeder Fahrer eine umfassende Historie." Selbst für handelsübliche Medikamente aus der Apotheke wie Paracetamol oder Fluimucil, jenes schleimlösende Mittel aus den Aussagen von Brailsford. Das Ganze wird dann entsprechend in einer Dropbox gesammelt, zu der nach seiner Aussage lediglich vier oder fünf Ärzte Zugriff haben.

"Ich weiß nicht, was Sky genau getan hat. Aber wenn wir in eine ähnliche Situation kommen würden, wäre es eine Sache von fünf Minuten die geforderten Daten zu veröffentlichen", erklärt Steffen im Hinblick auf das Sky-Desaster. Für ihn fängt hier der Verdacht an, Sky hätte etwas zu verbergen.

"Zu behaupten, der Computer hatte zwischen 2011 oder 2014 nie ein Update gehabt und die Daten wurden nie hochgeladen, spricht entweder für Inkompetenz und für den Willen, etwas zu verbergen", so der US-Amerikaner.

Trotzdem zeigt er auch ein wenig Mitgefühl für die Situation von Freeman. "Als Kollege, tut er mir schon leid. Er ist in einer unglücklichen Lage. Ich weiß nicht, wie viel Schuld er trägt. Aber das Richtige wäre nun mehr Transparenz zu zeigen. Er könnte mehr entgegenkommend sein", fordert Steffen.

Für ihn wird die ganze Geschichte schon viel zu viel diskutiert. Und das "auf sehr verwirrende Weise", merkt er an.

Der Druck auf Sky wird immer  größer. Am vergangenen Mittwoch hatte Nicole Sapstead, Chefin der britischen Anti-Doping-Agentur vor dem britischen Parlamentsausschuss für Kultur, Medien und Sport gesprochen und deutliche Vorwürfe gegenüber dem Team Sky gefunden. Weder sei der Vorfall teamintern ordnungsgemäß dokumentiert worden, noch seien die Daten heute noch einsehbar, kritisierte sie. Die entscheidenden Aufzeichnungen gingen verloren, als Doktor Richard Freeman 2014 während eines Urlaubs sein Laptop gestohlen wurde. Freeman selber blieb seiner Anhörung wegen einer Erkrankung fern.

Team Sky und sein Image wanken. Auch Steffen empfindet die ganze Angelegenheit mehr als seltsam. "Es sieht weiterhin nicht gut aus. Ich bin daher skeptisch. Irgendwas stimmt an der Geschichte nicht", findet Steffen.

Besonders die fehlenden Aufzeichnungen von Freeman entgegen der allgemeinen Vorschrift mit medizinischen Daten im Team bieten Kontroversen. Üblich ist das anschließende Hochladen der Daten in eine Online-Datenbank, beispielsweise einer Dropbox. Freeman blieb diesem Schritt offensichtlich schuldig.

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