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16.04.2017 | (rsn) - Mit einem Doppelsieg beim ersten Amstel Gold Race für Frauen seit 14 Jahren hat sich das Team Boels-Dolmans nur wenige Kilometer vom Hauptquartier seines zweiten Titelsponsors an der Spitze des Pelotons zurückgemeldet. Anna van der Breggen entschied den ersten der drei Ardennen-Klassiker mit einem Solo auf den letzten sieben Kilometern in beeindruckender Manier für sich und bestätigte so ihre schon vor zwei Wochen bei der Flandern-Rundfahrt angedeutete, stark ansteigende Formkurve.
"Es ist immer schwer, im richtigen Moment die Form zu haben. Deshalb bin ich sehr froh über diesen Sieg", sagte die Olympiasiegerin radsport-news.com nach dem Rennen, für das sie als Top-Favoritin gegolten hatte und von dessen Programmheft sie die Titelseite zierte. "Das war das große Ziel des Frühjahrs. Natürlich nicht nur heute, sondern auch der Fleche am Mittwoch und Lüttich am kommenden Sonntag. Aber mein Ziel war diese Woche und ich bin froh, letztendlich die Form zu haben."
Für van der Breggen und ihre gesamte neue Mannschaft, die im vergangenen Jahr noch so dominant gewesen war, verlief das Frühjahr bislang etwas ernüchternd. Lediglich Weltmeisterin Amalie Dideriksen konnte bei der Ronde van Drenthe einen WorldTour-Sieg einfahren - und dann kam der Oster-Sonntag und van der Breggen gewann das Amstel Gold Race vor Teamkollegin Lizzie Deignan, die den Sprint einer vierköpfigen Verfolgergruppe gewann.
"Wir haben letztes Jahr so viel gewonnen, dass wir es uns jetzt selbst schwer gemacht haben", sagte Deignan nach dem Rennen. "Es war ein olympisches Jahr und alle waren in ihrer besten Form. Manchmal dauert es dann etwas, um wieder aufzubauen - als ob man einen Kater hätte." Deignan und van der Breggen waren in den vergangenen Wochen außerdem beide krank und mussten daher auf Renneinsätze verzichten - genau wie ihre Teamkollegin, die WorldTour-Gesamtsiegerin von 2016, Megan Guarnier nach einer schweren Gehirnerschütterung.
Platz drei teilten sich nach Analyse des Zielfotos die Polin Kasia Niewiadoma (WM3 Energie) und die Niederländerin Annemiek van Vleuten (Orica-Scott), die im Sprint rund 50 Meter vor dem Ziel plötzlich aufhörte in die Pedale zu treten. "Ich habe einen großen, großen Fehler gemacht, weil ich dachte, wir sind schon am Ziel", erklärte die Niederländerin. "Ich sah eine weiße Linie am Boden und habe aufgehört zu treten und dann nochmal angefangen, als ich merkte, dass das nicht das Ziel war. Deshalb bin ich froh, dass im am Ende mit Kasia zusammen Dritte bin." Tatsächlich war 50 Meter vor der eigentlichen Ziellinie noch teilweise der alte Zielstrich von den Weltmeisterschaften 2012 zu erkennen.
Coryn Rivera (Sunweb) hielt sich bis zur letzten Cauberg-Passage zwei Kilometer vor dem Ziel in van der Breggens Verfolgergruppe, konnte Deignan, Niewiadoma, Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) und van Vleuten dort aber nicht mehr folgen und wurde schließlich Sechste - genug, um die Gesamtführung in der Women's WorldTour zu verteidigen. Die beste Nachwuchsfahrerin der WorldTour, Cecilie Uttrup Ludwig (Cervelo-Bigla) aus Dänemark, wurde 11:47 Minuten nach van der Breggen zwar nur 67., behielt ihr Führungstrikot aber ebenfalls.
Als beste Deutsche fuhr Ludwigs Teamkollegin Lisa Klein als Siegerin des Sprints im Hauptfeld 3:36 Minuten nach van der Breggen auf den 19. Platz. Clara Koppenburg (Cervelo-Bigla) wurde 47., Trixi Worrack (Canyon-SRAM) mit 5:39 Minuten Rückstand 58. und deren Teamkollegin Lisa Brennauer in Ludwigs Gruppe 66. Das Canyon-SRAM-Duo hatte die entscheidende 35-köpfige Gruppe verpasst, die sich bereits nach einem Renndrittel an den kurz aufeinanderfolgenden Anstiegen Eyserbosweg und Fromberg gebildet hatte.
Dort noch vorne dabei war hingegen Claudia Lichtenberg (Wiggle-High5). Doch die Münchenerin hatte Pech und verlor an der zweiten Cauberg-Passage nach 80 der insgesamt 121,6 Kilometer wegen eines Defekts den Kontakt zur Spitze, als dort gerade attackiert wurde und die 35-köpfige Gruppe zerfiel. Lichtenberg kam am Ende mit 10:22 Minuten Rückstand auf den 64. Platz.
Nachdem in der Anfangsphase zunächst zwei Ausreißerduos das Rennen prägten, machten die starken Klettererinnen bereits am Eyserbosweg ernst und zerlegten das Peloton in seine Einzelteile - die im Vergleich zur Flandern-Rundfahrt um 30 Kilometer kürzere Distanz machte wohl Mut und die Erfahrung aus Oudenaarde sowie von der Trofeo Binda und von Gent-Wevelgem, sonst in einen Massensprint zu geraten, erst recht.
35 Fahrerinnen - darunter alle sechs von Boels-Dolmans - erreichten gemeinsam den Keutenberg (Km 54), und nach dem Anstieg versuchte van der Breggens Team auch diese Gruppe auf offenem Feld bei starkem Wind weiter zu zerlegen. Das gelang nur kurzzeitig, doch letztlich waren es immer noch 35 Fahrerinnen, die die drei 18,5 Kilometer langen Schlussrunden über Geulhemmerberg, Bemelerberg und Cauberg an der Spitze in Angriff nahmen.
Am Ende der ersten dieser drei Runden löste sich mit van der Breggen, Deignan, Longo Borghini, Niewiadoma, Rivera, Chantal Blaak (Boels-Dolmans), Pauline Ferrand-Prevot (Canyon-SRAM) und Janneke Ensing (Alé Cipollini) am Cauberg eine Achtergruppe, die anschließend aber zunächst auf elf, dann 16 und schließlich 19 Fahrerinnen anwuchs.
Auf der zweiten Runde attackierten Amy Pieters (Boels-Dolmans), Audrey Cordon-Ragot (Wiggle-High5), Roxane Knetemann (FDJ) und Tatiana Riabchenko (Lensworld-Kuota) und fuhren 25 Sekunden Vorsprung heraus, wurden bei der vorletzten Cauberg-Passage aber wieder gestellt. Dort attackierte dann Deignan gemeinsam mit Longo Borghini und Niewiadoma - ein vielversprechendes Trio.
"Der Plan war eigentlich, dass ich attackiere und Anna dann kontert. Aber so war ich in der Gruppe und dachte: 'Vielleicht habe ich die Beine, zu gewinnen'", sagte die Britin nach dem Rennen. Das Trio fuhr bis zwölf Kilometer vor dem Ziel 25 Sekunden Vorsprung heraus, doch bei den Verfolgerinnen war es wie schon in den vergangenen Wochen einmal mehr Ellen van Dijk (Sunweb), die ihre beeindruckende Zeitfahrstärke ausspielte und ganz allein den Abstand zunächst in Grenzen hielt, um ihn dann zehn Kilometer vor dem Ziel wieder auf 13 Sekunden zu reduzieren.
Am Bemelerberg sprangen dann acht Kilometer vor Schluss van der Breggen, Rivera und van Vleuten aus der Verfolgergruppe zu den Spitzenreiterinnen nach vorne und als der Zusammenschluss geschafft war, versuchte es van Vleuten. Sie kam nicht weg, aber van der Breggen konterte und riss sofort eine brauchbare Lücke. Zunächst hatten nur Longo Borghini und Niewiadoma die Kraft, die Verfolgung aufzunehmen, während van Vleuten und Rivera müde schienen und Deignan ihre Teamkollegin nicht jagen wollte.
Van der Breggen erreichte den Fuß des Caubergs drei Kilometer vor dem Ziel schließlich mit 28 Sekunden Vorsprung, ließ nicht mehr nach und fuhr so in Berg-en-Terblijt einen verdienten und souveränen Sieg ein.
Endergebnis:
1. Anna Van der Breggen (Boels Dolmans)
2. Elizabeth Deignan (Boels Dolmans) +0:55
3. Katarzyna Niewiadoma (WM3 Energie) s.t.
3..Annemiek van Vleuten (Orica-Scott)
5. Elisa Longo-Borghini (Wiggle-High 5)
6. Coryn Rivera (Sunweb) +1:02
7. Amy Pieters (Boels-Dolmans) +1:51
8. Pauline Ferrand-Prevot (Canyon-SRAM) s.t.
9. Ashleigh Moolman (Cérvelo Bigla)
10.Ellen van Dijk (Sunweb)
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