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03.08.2017 | (rsn) - Jack Haig hat die vorletzte Etappe der 74. Polen-Rundfahrt gewonnen. Für den 23-jährigen Australier vom Team Orica-Scott war es der erste Profisieg in seiner Karriere. Platz zwei in Zakopane belegte nach einem sehr spannenden Rennen Wout Poels (Sky) vor Bob Jungels (Quick-Step-Floors).Dylan Theuns (BMC) übernahm das Gelbe Trikot.
"Schon in Szczyrk habe ich versucht, die Etappe zu gewinnen, aber auf dem letzten Kilometer wurde ich geschnappt. Ich bin in guter Form, deshalb wollte ich es noch einmal wissen. Es hat geklappt, vielleicht morgen wird es auch klappen, denn ich werde wieder attackieren”, kommentierte Haig seinen Coup, den er seinem Vater widmete. "Er hatte Krebs und starb, als ich klein war. Der Sieg ist für ihn”.
Das sechste Teilstück der Tour de Pologne (189 Kilometer) begann in Wieliczka bei Krakau vor dem größten Salzbergwerk Europas. Auf das Feld warteten fünf Bergwertungen der 1. Kategorie: je zwei nach Bustryk sowie nach Butorowy Wierch, dazu kam der Anstieg nach Glodowka und zwei nicht kategorisierte Kletterpartien hinauf nach Wierch Rusinski und Losie.
Die heutige Etappe durch das Tatra-Gebirge galt deshalb als eine der beiden Schlüsselabschnitte der Rundfahrt, auf der sich die Spreu vom Weizen trennen sollte. "Ich kenne keinen Fahrer, der kurze und extrem steile gegenüber den 20 Kilometer langen Steigungen bevorzugt. Und heute hatten wir nur solche kurzen Anstiege”, sagte der ehemalige Bora-Profi Bartosz Huzarski, der in diesem Jahr als TV-Experte das Rennen kommentiert.
In der Anfangsphase gab es viele Angriffsversuche, aber erst Moreno Moser (Astana), Antwan Tolhoek (LottoNL-Jumbo) und Adam Stachowiak (polnische Nationalmannschaft) gelang es, sich abzusetzen. Das Trio hatte nach 80 absolvierten Kilometern einen Vorsprung von über fünf Minuten auf das Peloton. Kurz vor der ersten von zwei Bergrunden wurde der Rückstand kleiner dank der Nachführarbeit der Mannschaft Bahrain-Merida um Kapitän Vincenzo Nibali.
Auf dem Gipfel von Butorowy Wierch lagen die Ausreißer drei Minuten vor dem dezimierten Feld, in dem sich jedoch noch der im Gelben Trikot fahrende Peter Sagan (Bora-hansgrohe) halten konnte. Vor Glodowka griff an der Spitze Talhoek an, im derselben Augenblick kam es in der Verfolgergruppe zu einer Tempoverschärfung. Stachowiak und Moser wurden wieder eingeholt, zur Attacke setzte Robert Power (Orica-Scott) an und Sagan musste in diesem Moment 30 Kilometer vor dem Ziel erkennen, dass er keine Chancen hatte, seine Führung in der Gesamtwertung zu verteidigen. An der Bergwertung in Glodowka schloss Power zu Tolhoek auf, 30 Sekunden hinter ihnen bolzte das Team BMC Tempo für Dylan Teuns, den Zweiten der Gesamtwertung.
Power, der sich von Tolhoek verabschiedete, wurde vor dem Losie-Anstieg gestellt. Zu Bustryk hinauf z¬ählte die Führungsgruppe nur noch 14 Fahrer mit dabei unter anderem Jungels, Rafal Majka (Bora-hansgrohe), Domenico Pozzovivo (Ag2r), Tejay van Garderen (BMC Racing), Wilco Keldermann (Sunweb), Nibali und Teuns. 20 Kilometer vor der Ziellinie setzte sich Haig ab, den man davonziehen ließ, da der 1,90 Meter große Orica-Profi für die Favoriten keine Gefahr im Gesamtklassement war. Der Gesamtdritte der diesjährigen Slowenien-Rundfahrt meldete sich auf Butorowy Wierch eine halbe Minute vor seinen Gegnern, unter denen vor allem Nibali immer wieder ohne Erfolg anzugreifen versuchte.
Neben dem "Hai von Messina” drückte auch Poels mehrmals auf die Tube, aber dessen Attacken wurden entweder von Majka oder Keldermann gekontert. In der rasanten Abfahrt kam es zum Zusammenschluss der zwischenzeitlich auseinander gerissenen Verfolgergruppe, die allerdings nicht zusammenarbeiten wollte, was natürlich Haig freute, der so ungefährdet als Solist das Ziel in Zakopane am Fuße der Skisprungschanze Wielka Krokiew erreichte. Die elfköpfige Gruppe um Poels und Jungels kam letztendlich mit einem Rückstand von 51 Sekunden an.
Neuer Gesamtführender ist Teuns, der vor der alles entscheidenden Abschlussetappe rund um Bukowina Tatrz. Aber nur ein schmales Zeitpolster von sechs Sekunden gegenüber Majka und zehn Sekunden gegenüber Keldermann aufweist. "Vor dem Start haben wir uns als Hauptziel gesetzt, auf den letzten 30 Kilometern das Tempo hochzutreiben, um Sagan hinter uns zu lassen. Wir wussten, dass er Probleme bekommen sollte an diesen Anstiegen. Im Blick musste ich Majka, Pozzovivo und Nibali behalten”, sagte der 25-jährige Belgier, der Tageszwölfter wurde. "Am letzten Berg haben wir uns in zwei Fünfer-Gruppen geteilt, ich befand mich in der hinteren. Ich litt und musste wieder neuen Atem holen. In der Abfahrt konnte ich aufschließen”, ergänzte der Teuns.
Am Freitag werden die Rennfahrer auf ähnlichem Terrain wie heute in die Pedale treten, aber in umgekehrter Richtung und mit anderen Anstiegen. Sechs Bergwertungen der 1. Kategorie stehen im Programm: Łapszanka, Sierockie und Gliczarow (alle je zwei Mal). "Alle Fahrer aus den Top Ten liegen sehr nah beieinander. Ich muss alle neun kontrollieren und auf alle neun aufpassen”, beschrieb Teuns seine Rennstrategie füür morgen. Tatsächlich trennen den neuen Träger des Gelben Trikots und den zehntplatzierten Jungels lediglich 29 Sekunden. Für Spannung ist also gesorgt.
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