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03.09.2017 | (rsn) - Am Ende einer packenden Schlussetappe der Boels Ladies Tour jubelten im Tom Dumoulin Bike Park von Sittard die Niederländerinnen: Janneke Ensing (Alé Cipollini) sicherte sich den Tagessieg als Krönung einer fulminanten Flucht und Annemiek van Vleuten (Orica-Scott) feierte 1:10 Minuten dahinter inmitten des Hauptfeldes den Gesamterfolg. Die 34-Jährige, die das Orangefarbene Führungstrikot seit ihrem Prologsieg nicht mehr abgeben musste, verteidigte die Gesamtführung mit Hilfe ihrer australischen Teamkolleginnen trotz zahlreicher Angriffe auf den letzten 155 Kilometern der Rundfahrt souverän.
"Es ist manchmal nervenaufreibend, das Trikot zu verteidigen. Aber die Unterstützung dieses tollen Teams hat mir sehr geholfen", so van Vleuten. "Ich bin super glücklich und stolz auf meine Mannschaft! Wir mussten 150 Kilometer an der Spitze fahren, durften aber nicht zu früh alle Kräfte verbrauchen, weil Boels-Dolmans mehrere Karten zu spielen hatte."
Allerdings waren es nicht Anna van der Breggen, Chantal Blaak und Amy Pieters, die drei Boels-Fahrerinnen in den Top Ten des Gesamtklassements, die das Rennen prägten und das Hauptfeld unter Druck setzten, sondern in erster Linie die Gesamtelfte Kasia Niewiadoma (WM3 Pro Cycling). Sie fuhr nach rund 100 Kilometern gemeinsam mit Ensing zur bis dato elfköpfigen Spitzengruppe nach vorne und war bei rund anderthalb Minuten Vorsprung plötzlich eine ernsthafte Gefahr für das Podium.
Rund 25 Kilometer vor dem Ziel setzte die Polin dann sogar zum Solo an und erinnerte an ihren Auftaktsieg bei der Women's Tour im Juni, der ihr dort den Gesamtsieg sicherte. Doch van Vleuten und ihr Orica-Team hielten den Rückstand des Hauptfeldes in Grenzen, so dass es für die Spitze nur noch um den Tagessieg ging. "Wir haben es gut eingeteilt und hatten im Finale dann noch Gracie Elvin und Sarah Roy frisch für die Verfolgung", so van Vleuten.
Drei Kilometer vor dem Ziel schlossen Ensing und Lucinda Brand (Sunweb) zu Niewiadoma auf und Ensing blies sofort zum Gegenangriff. "Es waren einfach drei Kilometer zu viel", ärgerte sich die Polin im Ziel. "Als sie von hinten kamen, wusste ich, dass es Angriffe geben würde. Aber ich war einfach leer, und als dann Janneke ging habe ich auf Lucinda gehofft, dass sie die Attacke abwehrt - stattdessen hat sie mich nur angeschaut."
Ensing trotzte ihrer Müdigkeit und zog die letzten drei Kilometer bis zum Ziel unwiderstehlich durch, fürchtete sich aber bis zur Linie am Ende einer 100 Meter langen, steilen Schlussrampe im Tom Dumoulin Bike Park davor, noch eingeholt zu werden. "Ich habe mich oft umgedreht und hier auf dem Rundkurs konnte ich sie ja die ganze Zeit sehen", lachte Ensing. "Aber am Ende hat es gereicht und ich habe endlich diesen großen Sieg." Die Niederländerin, die im Winter Eisschnelllauf betreibt und sich sogar Hoffnungen auf einen Startplatz bei den Olympischen Spielen im Februar macht, fuhr eine starke Saison 2017, konnte sich aber nie mit dem Sieg belohnen - bis jetzt.
Lisa Brennauer (Canyon-SRAM), die am Freitag in Weert die 4. Etappe gewonnen hatte, sicherte sich durch einen Sprint auf Rang zehn am Schlusstag den Gewinn des Grünen Trikots für die Punktewertung und verteidigte gleichzeitig ihren vierten Platz im Gesamtklassement hinter van Vleuten, van der Breggen und Ellen van Dijk (Sunweb). Ihre Teamkollegin Alexis Ryan entschied als Mitglied der Ausreißergruppe des Tages die Bergwertung für sich und Winanda Spoor (Lensworld-Kuota) gewann die Zwischensprint-Sonderwertung. Demi de Jong (Parkhotel Valkenburg-Destil) beendete die Rundfahrt als beste U23-Fahrerin und Boels-Dolmans holte die Mannschaftswertung.
Anders als auf allen anderen Etappen der Woche, setzte sich bereits nach fünf Kilometern eine elfköpfige Spitzengruppe um Ryan, Spoor und die Gesamt-21. Roxane Knetemann (FDJ Nouvelle Aquitaine) ab. Die Ausreißerinnen erarbeiteten sich bald 2:20 Minuten Vorsprung, doch weiter ließ Orica-Scott sie nicht von der Leine - auch wenn Knetemann mit knapp fünf Minuten Rückstand die gefährlichste Fahrerin im Gesamtklassement war.
Heikel wurde es für die Favoritinnen um van Vleuten, van der Breggen, van Dijk und Brennauer erst, als nach rund 95 Kilometern Niewiadoma und Ensing attackierten und knapp zehn Kilometer später zur Spitze aufschlossen. Zu diesem Zeitpunkt lagen noch 1:30 Minuten zwischen den Führenden und dem Peloton. Für die nächsten 15 Kilometer sorgten Jeanne Korevaar (WM3 Pro Cycling) für Niewiadoma und Chloe Hosking (Alé Cipollini) für Ensing dafür, dass der Abstand nicht kleiner wurde, und als sie beide aus der Führungsarbeit vor der Spitzengruppe ausscherten, blies Niewiadoma erneut zur Attacke.
Sofort explodierte die Gruppe und nur Ensing, Brand sowie Christine Majerus (Boels-Dolmans) konnten der Polin folgen. Zwar schlossen Amy Cure (Wiggle-High5), Rozanne Slik (Sunweb), Knetemann und Ryan, die zuvor vier Bergpreise gewonnen hatte um die Bergwertung für sich zu entscheiden, mehrmals wieder auf, doch Niewiadomas wiederholte Tempoverschärfungen sorgten immer wieder dafür, dass sie abgehängt wurden.
25 Kilometer vor dem Ziel konnten dann auch Ensing, Brand und Majerus Niewiadoma nicht mehr folgen, die schnell 40 Sekunden Vorsprung herausfuhr. Doch dann kamen Brand und Ensing, die Majerus und die zwischenzeitlich zurückgekommene Ryan ihrerseits abhängten, immer näher und stellten die Spitzenreiterin drei Kilometer vor dem Ziel.
Ensing ging sofort zur Attacke über und fuhr dem Solo-Sieg entgegen, während Niewiadoma hinten von Brand abgeschüttelt wurde und sich mit Rang drei begnügen musste.
Tagesergebnis:
1. Janneke Ensing (Alé Cipollini) 4:11:57 Stunden
2. Lucinda Brand (Sunweb) + 0:30 Minuten
3. Kasia Niewiadoma (WM3 Pro Cycling) + 0:35
4. Marta Bastianelli (Alé Cipollini) + 1:10
5. Roxane Fournier (FDJ Nouvelle Aquitaine) + 1:10
6. Anouska Koster (WM3 Pro Cycling) + 1:10
7. Elena Cecchini (Canyon-SRAM) + 1:10
8. Emilia Fahlin (Wiggle-High5) + 1:10
9. Sheyla Gutierrez (Cylance Pro Cycling) + 1:10
10. Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) + 1:10
Endstand:
1. Annemiek van Vleuten (Orica-Scott) 14:41:57 Stunden
2. Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) + 0:43 Minuten
3. Ellen van Dijk (Sunweb) + 1:03
4. Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) + 1:24
5. Linda Villumsen (VeloConcept) + 1:49
6. Chantal Blaak (Boels-Dolmans) + 1:55
7. Kasia Niewiadoma (WM3 Pro Cycling) + 2:04
8. Janneke Ensing (Alé Cipollini) + 2:18
9. Amy Pieters (Boels-Dolmans) + 2:19
10. Elena Cecchini (Canyon-SRAM) + 2:27
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