“Bei Motordoping hätte ich mich scheiße gefühlt“

Ricco will im Jahr 2023 ins Peloton zurückkehren

Foto zu dem Text "Ricco will im Jahr 2023 ins Peloton zurückkehren"
Riccardo Ricco bei der Coppa Sabatini 2010. | Foto: Cor Vos

28.12.2017  |  (rsn) - Riccardo Ricco will im Jahr 2023 zurück ins Peloton. Das erklärte der inzwischen 34-jährige Italiener, der bis dahin wegen Dopings gesperrt ist, der Gazzetta dello Sport in einem ausführlichen Interview im Büro seines Anwalts in Rimini.

"Wenn meine Sperre endet, werde ich 40 Jahre alt sein. Ich werde konkurrenzfähig sein, und wenn ich jetzt zu trainieren beginne, werde ich stärker sein denn je - das spüre ich", sagte Ricco dem italienischen Journalisten Claudio Ghisalberti. "Einige Teams werden mich wollen, und wenn nicht, dann eröffne ich mein eigenes. Wie auch immer, früher oder später werde ich wieder Rennen fahren."

Ricco verkauft inzwischen auf Teneriffa Eis und erzählte, er fahre derzeit nicht viel Rad. "Aber ich liebe es immer noch und es hilft mir zu entspannen", so der Italiener, der im Jahr 2008 positiv auf das EPO-Mittel CERA getestet und für 20 Monate gesperrt worden war. Nach Ablauf seiner Sperre kehrte er im Jahr 2010 ins Renngeschehen zurück und gewann unter anderem die Österreich-Rundfahrt. Im Februar 2011 aber wurde Ricco wegen Nierenversagens in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er um sein Leben kämpfte. Wie sich herausstellte, hatte er eine Eigenbluttransfusion durchgeführt.wobei das für mehr als drei Wochen in einem Kühlschrank gelagerte Blut von Bakterien befallen worden war. Ricco wurde anschließend als Wiederholungstäter für zwölf Jahre gesperrt.

Im Interview mit der Gazzetta dello Sport erklärte er zwar, er habe sich als nun normal arbeitender Mensch verändert, sagte aber auch, dass er es immer noch für weniger schädlich halte, die Tour de France unter medizinischer Beobachtung mithilfe von Chemie zu bestreiten, als nur mit Brot und Wasser. Allgemein sei ihm "chemisches Doping lieber als mechanisches Doping. Wenigstens hat man da den Mut, seine eigenen Risiken einzugehen. Mechanisches Doping macht es aber zu einem anderen Sport. Das hätte ich nie tun können. Da hätte ich mich scheiße gefühlt."

Ricco erzählte außerdem, er habe in einem siebenstündigen Gespräch mit der CIRC-Kommission der UCI, die ihren Bericht über die Dopinglage im Radsport 2015 veröffentlichte, Namen genannt, trotzdem aber keine Kürzung seiner Sperre erfahren. "Ich wurde lange gesperrt, weil ich immer gesagt habe, was ich dachte. Ich war jung und habe nie etwas zurückgehalten. Ich hatte auch nie jemanden, der mir geholfen hat. Basso im Vergleich war gut darin, sich den Medien zu verkaufen und war umgeben von den richtigen Leuten", so Ricco. Er selbst sei in der schwierigen Zeit allein gelassen worden.

"Agenten und Manager denken nur ans Geld. Das widert mich an. Es gibt einige Manager, die alles über Doping wissen und dir sagen, wohin du gehen musst. Im Radsport werden die Fahrer und die Teams bestraft, aber ich würde auch die Manager mit einbeziehen, und bei jungen Fahrern auch die Verwandten. Teams sagen einem nicht, dass man dopen soll, aber sie wollen Resultate", erklärte Ricco und fügte an, er habe nie Angst um seine Gesundheit gehabt - einzig ob der Gefahr, erwischt zu werden.

"Ich habe meine Dopingmittel von einer Person bekommen, der ich vertraut habe. Der Schwarzmarkt ist riesig, und selbst die Pharmakonzerne spielen eine Rolle. Aber sie sind unantastbar. Ich habe mit Dr. Santuccione gearbeitet, er war eine großartige Person. Ich wollte nie mit Dr. Ferrari arbeiten, weil mir der Gedanke nicht gefiel, dass er die Ergebnisse von Rennen bestimmen konnte. Ferrari hatte Unmengen an Fahrern, er entschied über die Klassements."

Inwiefern Doping auch heute noch im Radsport verbreitet ist, wollte Ricco im Gespräch mit Ghisalberti nicht beurteilen, da er aus dem Sport derzeit raus sei und das deshalb nicht wissen könne. Auch schaue er derzeit nicht sehr viele Rennen. "Aber ich sehe meine früheren Kollegen so schnell wie eh und je, wenn nicht sogar schneller. Valverde ist wie Balsamico-Essig, je älter er wird desto besser ist er. Ich mag Aru, Sagan ist einzigartig und gut für den Radsport. Ich mag auch Nibali, er ist der beste Fahrer, den wir in Italien haben", so Ricco.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.12.2014Riccò: “Reform-Kommission ist ein Witz“

(rsn) – Riccardo Riccò hat sich abfällig über die Unabhängige Reform-Kommission (CIRC) geäußert, die im Auftrag des Weltverbandes UCI die Dopingproblematik im Radsport untersuchen soll. Der 2

26.06.2013UCI: Keine unterschlagenen Dopingproben bei der Tour 2008

Aigle (dpa) - Eine Unterschlagung von positiven Dopingproben bei der Tour de France 2008 hat es nach Angaben des Radsport-Weltverbandes nicht gegeben. Die UCI wies derartige Anschuldigungen des Italie

31.10.2012CAS verhandelt im Dezember über Riccò-Einspruch

(rsn) – Im Fall Riccardo Riccò wird am 11. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS über die Klage des Italieners gegen die 12-jährige Sperre verhandelt, die das Italienische Anti-Do

26.06.2012Ricco klagt beim CAS gegen zwölfjährige Sperre

Lausanne (dapd) - Riccardo Ricco kämpft vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen seinen Doping-Schuldspruch und die damit verbundene zwölfjährige Sperre an. Wie der CAS am Dienstag mittei

21.04.2012Riccó verzichtet wohl auf Einspruch gegen Sperre

Rom (SID) - Riccardo Riccó wird offenbar auf einen Einspruch gegen seine zwölfjährige Dopingsperre verzichten und will ein neues Leben beginnen. Auf Twitter erklärte der 28-

03.02.2012Extremes Winterwetter verhindert Riccò-Anhörung

(rsn) - Riccardo Riccòs Prozess vor dem Anti-Doping-Tribunal des Nationalen Olympischen Komitees von Italien CONI ist verschoben worden. Aufgrund des extremen Winterwetters konnten zwei Gutachter ni

24.01.2012Kroatischer Verband verweigert Riccò die Lizenz

(rsn) – Der kroatische Radsport-Verband hat Riccardo Riccò eine Lizenz verweigert. Das erklärte Enrico Carpani, Sprecher des Radsport-Weltverbandes UCI, gegenüber velonation.com. Carpani reagiert

23.11.2011Riccò: Französisches Gericht bestätigt Bewährungsstrafe

(rsn) – Riccardo Riccò hat in Frankreich eine weitere juristische Niederlage einstecken müssen. Ein Berufungsgericht hat am Dienstag eine zweimonatige Gefängnisstrafe auf Bewährung sowie eine Ge

12.10.2011CONI fordert 12 Jahre Sperre gegen Riccò

(rsn) – Das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) fordert eine zwölfjährige Sperre gegen Riccardo Riccò. Der 28 Jahre alte Italiener steht unter Dopingverdacht, nachdem er im Februar mit N

12.10.2011Riccò will sich nur ein Eisenpräparat injiziert haben

Modena (dpa) - Der zum wiederholten Mal unter Dopingverdacht stehende Riccardo Riccò soll nach einem Bericht der La Gazzetta dello Sport lediglich eine Transfusion mit einem Eisenpräparat zugegeben

11.10.2011Ricco gibt Bluttransfusion zu

(rsn) – Nach monatelangem Leugnen hat Riccardo Ricco laut italienischen Medien nun doch zugegeben, an sich eine Bluttransfusion vergenommen zu haben. Der Italiener behauptet aber, das sei "nur auf Ã

05.09.2011Staatsanwalt: Riccò nach Bluttransfusion in Klinik

Modena (dpa) - Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Modena hat sich Riccardo Riccò durch eine Bluttransfusion Anfang des Jahres selbst in Lebensgefahr gebracht. Wie die «Gazzetta dello Sport» a

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

28.04.2025Red Bull beendet enttäuschende Klassiker-Saison

(rsn) – Quizfrage: Seit dem Openingsweekend gab es 15 Eintagesrennen im UCI-Kalender. Wie viele Top-Ten-Ergebnisse fuhren Fahrer vom Team Red Bull - Bora - hansgrohe ein? Es sind fünf, darunter ab

28.04.2025Erster Profisieg für Del Grosso bei Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) hat die 2. Etappe der Tour of Turkey (2.Pro) über 167 Kilometer von Kemer nach Kalkan gewonnen. Für den 21-jährigen Niederländer war es der ers

28.04.2025Neben Evenepoel: Almeida ist das heißeste Eisen in der Schweiz

(rsn) – Die Tour de Romandie (2.UWT) als Generalprobe für den Giro d'Italia? Das war einmal. Kaum einer der Favoriten für die Gesamtwertung der Italien-Rundfahrt geht im französischen Teil der Sc

28.04.2025Giro d’Italia verkündet Besonderheit bei Zwischensprints

(rsn) – Beim Giro d’Italia 2025 (2.UWT) wird es pro Etappe nur einen Zwischensprint geben, der Bonussekunden für die Gesamtwertung bereithält. Wie die Organisation RCS nun bekanntgab, wird diese

28.04.2025Zwei Zeitfahren und Königsetappe auf 2000 Meter

(rsn) – Viele Zeitfahren und noch mehr Rundkurse: Die Tour de Romandie (2.UWT) bleibt dem in den letzten Jahren eingeschlagenen Kurs treu. Insgesamt stehen 683 Kilometer auf dem Programm, auf denen

28.04.2025Evenepoel nach Einbruch: “Ich bin kein Roboter“

(rsn) – Es war alles angerichtet für das große Duell bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT). Olympiasieger gegen Weltmeister, die beiden Sieger der vergangenen vier Jahre gegeneinander, Remco Ev

28.04.2025Le Court: “Wusste nicht, ob sie meine Hymne spielen können“

(rsn) – Knapp 1,25 Millionen Einwohner leben auf Mauritius, einer Insel in den Maskarenen im Indischen Ozean. Als Traumdestination für Strandurlauber bekannt, ist das afrikanische Land aber eher ei

28.04.2025Highlight-Video des 111. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) lieferte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) nahezu eine Kopie des Rennens aus dem Vorjahr. Wie damals griff er an der Cote de la Redoute 35 Kilometer

28.04.2025Highlight-Video des 9. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) - Kimberley Le Court (AG Insurance - Soudal) ist die erste Siegerin eines Radsports-Monuments aus Mauritius. Die 29-Jährige setzte sich bei Lüttich-Bastogne-Lüttich nach 153 Kilometern im Sp

28.04.2025Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertyp etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen bei der sechstägig

27.04.2025Pogacar: “Bis jetzt lief ja alles nach Wunsch“

(rsn) – Mit seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich egalisierte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates – XRG) nicht nur eine weitere Bestmarke von Eddy Merckx, dem als bisher einzigen Fahrer das Dou

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of Bostonliq (2.2, UZB)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)