Italiener gewinnt drittes Monument seiner Karriere

Nibali bei Sanremo: Vom Zweifler zum Sieger

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Nibali bei Sanremo: Vom Zweifler zum Sieger"
Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) feiert seinen Sieg bei Mailand - Sanremo. | Foto: Cor Vos

18.03.2018  |  (rsn) - Wer die Frage gestellt bekommt, ob denn nun sein Sieg beim Giro d’Italia, der Lombardei-Rundfahrt oder Mailand - Sanremo höher zu bewerten sei, der darf sich zweifellos als einer der ganz großen Radsportler fühlen. Entsprechend erfreut dürfte Vincenzo Nibali jene Frage nach seinem Sieg bei Mailand - Sanremo zur Kenntnis genommen haben. Eine Entscheidung in dieser Luxusproblematik wollte er jedoch nicht treffen. "Das ist schwer zu sagen. Ich kann nicht das eine gegen das andere bewerten", meinte der 33-Jährige. Es gibt wahrlich unbequemere Fragen.

Den Sieg bei Mailand - Sanremo erklärte Nibali über die Jahre mehrfach zu seinem "Traum", es sei das Rennen, zu welchem er seit Kindheitstagen aufgeschaut habe. Doch mehr als ein dritter Platz im Jahr 2012 war für ihn nie drin gewesen. "Ich dachte, Mailand - Sanremo wäre außerhalb meiner Reichweite. Ich hatte es in der Vergangenheit am Poggio versucht, aber am Ende gab es immer schnellere Fahrer. Das Rennen passt nicht perfekt zu meiner Charakteristik", sagte Nibali mit Blick auf seine lange glücklose Beziehung zu "La Primavera".

Auch für die diesjährige Austragung waren andere Namen favorisiert. Peter Sagan (Bora-hansgrohe) und Michal Kwiatkowski (Sky) dominierten die Schlagzeilen, der Name Nibali fiel hingegen seltener. Insbesondere, da er eine Woche zuvor bei Tirreno-Adriatico als Gesamtelfter kaum in Erscheinung getreten war. Der Sizilianer ging als Außenseiter in den Klassiker – und nutzte diese Rolle.

Dabei stand das erste Monument der Saison zunächst gar nicht in seinem Rennprogramm. "Ich hatte Zweifel über einen Start. Ich muss meinem Trainer Paolo Slongo danken, der mich daran erinnert hat, dass es immer ein so unberechenbares Rennen ist. Erst in den letzten Tagen von Tirreno, als ich begann mich stärker zu fühlen, dachte ich über Mailand - Sanremo nach", erzählte Nibali. Eine glückliche Entscheidung.

Bei seiner Attacke sieben Kilometer vor dem Ziel bewies er seine exzellenten Renninstinkte. Entscheidend war dabei der Angriff des Lettischen Meisters Krists Neilands (Israel Cycling Academy), der von den Mitfavoriten offenbar als ungefährlich eingestuft wurde, trotzdem kurz deren Aufmerksamkeit nahm. Nibali nutzte die Unachtsamkeit, sprang mit einem explosiven Antritt an das Hinterrad von Neilands und ließ seinen Begleiter kurz darauf stehen. Die Lücke war aufgegangen, Nibali enteilt. Am Gipfel des Poggio, 5,4 Kilometer vor dem Ziel, nahm er zehn Sekunden an Vorsprung mit in die Abfahrt.

Die Verfolger kamen Sekunde um Sekunde näher, doch 50 Meter vor dem Ziel wusste Nibali, dass er durchkommen würde. Befreit nahm er die Hände vom Lenker und feierte bemerkenswert emotional seinen Sieg auf der Via Roma. Neben zwei Erfolgen bei der Lombardei-Rundfahrt (2015 und 2017) war es sein dritter Erfolg bei einem Radsport-Monument. Dass der Sprintpulk in der gleichen Zeit wie er ins Ziel rauschte, unterstrich die Dramatik des letzten Kilometers.

"Ich wusste, dass ich Zeit hatte, es zu genießen", sagte Nibali hinterher zu seinem Jubel trotz des heranrasenden Feldes und fügte an: "Ich wollte mir den Moment so in Erinnerung halten, denn es war ein sehr schönes und emotionales Rennen für mich."

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.03.2018Greipel: “Es hat nicht sollen sein“

(rsn) - André Greipel ist erfolgreich an seinem gebrochenen linken Schlüsselbein operiert worden, wird aber für den Rest des Frühjahrs ausfallen, wie sein sein Lotto-Soudal-Team am Montag ankündi

18.03.2018Ewan: “Ich weiß jetzt, dass ich dieses Rennen gewinnen kann“

(rsn) - Hätte Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) beim gestrigen Mailand - Sanremo nicht am Poggio das Heft in die Hand genommen und mit seiner Attacke sämtliche Sprinter überrascht, wäre Caleb Ewan

18.03.2018Sanremo: Turgis bricht sich Schlüsselbein, Clarke drei Wirbel

(rsn) - Beim gestrigen Mailand - Sanremo haben sich zwei weitere Profis bei Stürzen schwerer verletzt. Ebenso wie André Greipel (Lotto Soudal) zog sich der Franzose Anthony Turgis (Cofidis) einen Sc

18.03.2018Kristoff verpasst in Sanremo “das Minimalziel Podium“

(rsn) - Wie im vergangenen Jahr beendete Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) Mailand - Sanremo auf Rang vier. Die 109. Auflage des Frühjahrsklassikers stand am Samstag allerdings unter ganz andere

18.03.2018Greipel muss nach Schlüsselbeinbruch operiert werden

(rsn) - Die ersten Befürchtungen haben sich bei André Greipel bestätigt. Wie der Sprinter des Lotto-Soudal-Teams am Sonntag auf Twitter schrieb, hat er sich beim gestrigen Mailand - Sanremo das Sc

18.03.2018Van Avermaet zögert zu lange, Neuzugang Roelandts wird Fünfter

(rsn) - Die Erfolgsgeschichte zwischen Mailand – Sanremo und der amerikanischen Equipe BMC ist überschaubar. Ein vierter Platz aus dem Jahr 2011 durch Alessandro Ballan ist bis heute das beste Team

18.03.2018Auf der Via Roma spielte Matthews alles oder nichts

(rsn) - Gegen Vincenzo Nibalis Attacke am Poggio im Finale von Mailand - Sanremo war auch Michael Matthews (Sunweb) chancenlos. Doch Rang sieben nach 294 schweren Kilometern des italienischen Frühjah

17.03.2018Highlight-Video des 109. Mailand - Sanremo

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) hat beim 109. Mailand - Sanremo die Sprinter düpiert und den ersten der großen Klassiker für sich entschieden. Der Italiener setzte sich am Samstag über 29

17.03.2018Mailand - Sanremo: Kwiatkowski am Poggio in der Defensive

(rsn) - Für viele Beobachter stand der Name Michal Kwiatkowski (Sky) ganz oben auf der Favoritenliste des ersten Monuments Mailand - Sanremo. Kein Wunder - der Vorjahressieger gewann in dieser Saison

17.03.2018Kittel: “Nach dem Capo Berta sind mir die Lichter ausgegangen“

(rsn) – Als es knapp 25 Kilometer vor dem Ziel von Mailand - Sanremo die Cipressa hinauf ging, musste Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) die Segel streichen. Doch ans Aufgeben dachte der Debütant nich

17.03.2018Sagan: “Niemand hat auf Nibali eine Antwort gefunden“

(rsn) – Nach 294 schweren Kilometern blieb Top-Favorit Peter Sagan (Bora-hansgrohe) nur Platz sechs bei Mailand – Sanremo, dem ersten großen Klassiker der Saison. Wie viele andere auch hatte sich

17.03.2018Nibali lässt nach Attacke am Poggio in Sanremo die Tifosi jubeln

(rsn) - Für Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) beginnt das Jahr 2018 wie das Vorjahr endete: Mit dem Triumph bei einem Monument. Der Sieger der letztjährigen Lombardei-Rundfahrt sicherte sich den Sieg

Weitere Radsportnachrichten

05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund

(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka

05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine