Algerien-Tagebuch von Embrace the World

Begeisterung und Chaos pur

Von Embrace the World

Foto zu dem Text "Begeisterung und Chaos pur "
Das Team Embrace the World in Algerien | Foto: Embrace the World

31.03.2018  |  (rsn) - Leider konnten wir uns gestern nicht melden, da wirden bisher turbulentesten Tag der Algerien-Rundfahrt erlebten: Wir genossen eine Begeisterung, die wir niemals in Deutschland vorfinden würden. Freudestrahlende Kinder, die sich mit jedem unterhalten möchten und auf keinen Fall ein Selfie verpassen möchten, auch wenn sie kein Englisch sprechen können und wir kein französisch. Von Anfang des Rennen bis hin zum Ziel waren hatten sie sich versammelt.

Wir erlebten aber auch pures Chaos, Radio Tour fiel wieder einmal aus, wie fast jeden Tag. Man könnte ja sagen, Afrika eben, es klappt so vieles jedoch trotzdem, nur dauert es immer etwas länger.

Das gestrige Rennen ging über 160 Kilometer inklusive einiger Anstiege. Kurz vor einem Anstieg nahm der Trubel wieder seinen Lauf, Lorenz kam immer weiter hinter in die Kolonne, Hinterrad defekt. Wir versuchten, den Rückstand zum Gesamtführenden so gering wie möglich für Basti zu halten. Eine kleinere Gruppe entwischte uns leider am ersten Anstieg. Gewechselt und wieder aufs Rad, dabei hatten wir eine nette Begleitung dabei, ein Kommissär, von dem man ausgehen kann, dass er nicht gerade der größte Fan von ausländischen Radfahrern ist. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz im Radsport Fahrer wieder an die Kolonne ran zu fahren. Monsieur Kommissär aus Algerien war dies aber egal und überraschte uns dann am Abend mit einer saftigen Geldstrafe und obendrein Lorenz mit einer Zeitstrafe.

Nochmal zurück zum Renngeschehen: Sechs Kilometer vor Schluss attackierte Stephan mit einem Marokkaner. Die beiden schlichen sich langsam, aber sicher aus dem Feld davon. Ihnen reichte der herausgefahrene Vorsprung ins Ziel. So sicherten wir uns eine weitere Top-Ten-Platzierung.

Angekommen im Hotel ging das Drama weiter. Ein Koffer ist nach dem Transfer einfach nicht mehr aufgetaucht! Wir klapperten alle Teams ab und baten um eine Rückmeldung, sollte der Koffer auftauchen. Leider ohne Erfolg. Für die bevorstehende Nacht war Stephan lediglich mit einem Renneinteiler, Helm, Brille und Schuhe gewappnet. Also mussten wir improvisieren. Aber auch dieses Problem haben wir zusammen im Team gelöst.

Nach einer etwas längeren Nacht, die einen Schlaf über sieben Stunden möglich machte, trafen wir uns heute morgen zum Frühstück. Der erste Blick von Stephan ging vor die Zimmertüre, ob nicht doch nach der großen Suchaktion der Koffer aufgetaucht sei. Leider früh am Morgen eine Enttäuschung. Gut gestärkt fixierten wir unsere Startnummern mit den mittlerweile etwas weich gewordenen Sicherheitsnadeln. Kurz vor Abfahrt die Erlösung!!!! Unsere Betreuerin Sabina stand mit dem Koffer vor der Türe! Ein anderes Team hatte versehentlich den Koffer mit auf das Zimmer genommen und erst heute Morgen bemerkt, dass es sich um ein Versehen handelte! Sehr erleichtert ging es dann zur Startaufstellung.

Heute standen 180 Kilometer auf dem Etappenplan. Schon vom Streckenprofil her war davon auszugehen, dass es heute zur Sache gehen würde. Das Rennen wurde neutral gestartet und ging direkt auf eine zweispurige Straße mit sehr großen Schlaglöchern. Ein so nervöses Fahrerfeld gab es bis jetzt bei der Rundfahrt noch nicht zu sehen. Nach einigen Notbremsungen entschieden wir, mit leichtem Abstand zum Feld im Windschatten hinterher zu fahren. Kaum hinten versammelt krachte es direkt vor uns! Unsere Entscheidung war genau richtig! Wir hatten Zeit zum Reagieren und konnten in den Seitenstreifen ausweichen. Gefühlt ein Drittel des Feldes war gestürzt.

Nach 110 Kilometern ging es dann auf die Windkante. Sofort bildeten sich Allianzen, die mit geringen Abständen sich die restlichen Kilometer beobachteten. Immer wieder gab es Versuche das Feld zu Teilen.

Unsere Taktik ging heute wieder einmal komplett auf. Wir waren bereits 20 Kilometer vor dem Ziel, als sich dann alle Fahrer beschnupperten und auf die entscheidende Attacke warteten. Pünktlich zum Finale kam dann doch noch der vorausgesagte Regen. Basti und Lorenz ergriffen mit als erste Fahrer die Initiative und machten sich auf der Windkante davon. Leider wurden sie nach wenigen Kilometern wieder gestellt. Die Gunst der Stunde nutzte Stephan mit einer Konterattacke, womit die anderen Fahrern nicht gerechnet haben. Weitere sieben Fahrer folgten ihm.

Da einige Teams in der Spitzengruppe vertreten waren, wurde der Sieg unter diesen Fahrern ausgefahren. Stephan sicherte sich somit einen fünften Platz, Basti verpasste nur knapp die Top Ten. Durch den Regen und den sehr schmierigen Straßen kam es zu einigen Stürzen in der Zielanfahrt. Leider wurden auch Lorenz und Marcel Opfer eines Sturzes auf den letzten Kilometern.

Nach einem kurzen Check konnte Lorenz auch das Krankenhaus schnell wieder verlassen. Wir hoffen, dass er sich gut erholt und morgen das Team geschlossen zur 5. Etappe an der Startlinie steht.

Bis hoffentlich morgen
Die ETW Crew

Weitere Radsportnachrichten

16.04.2025Rutsch: “Ich habe das wirklich gebraucht“

(rsn) – Beim 122. Paris-Roubaix (1.UWT) fuhr Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty)  bei einem “Ritt auf Messers Schneide“ ein Ergebnis heraus, “dass der Kopf dingend brauchte“, wie er RSN b

16.04.2025Fretin stürmt auf Aniolkowskis Rad zum ersten Sieg in der Heimat

(rsn) – Milan Fretin (Cofidis) hat die Ronde van Limburg (1.1) für sich entschieden. Der 24-jährige Belgier setzte sich bei seinem dritten Saisonsieg nach 178,6 Kilometern von Hasselt nach Tongere

16.04.2025Spuckattacke gegen van der Poel: Mann muss Geldstrafe zahlen

(rsn) – Bereits bei der E3 Classic im März wurde Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) vom Streckenrand attackiert. Der Zuschauer, der ihn damals bespuckt hatte, wurde mittlerweile von der

16.04.2025Brenner rückt als Tagesdritter auch im Gesamtklassement vor

(rsn) – Nach dem fünften Platz zum Auftakt ist Marco Brenner (Tudor) auf der 2. Etappe des 7. Giro d´Abruzzo (2.1) auf dem Podium gelandet. Hinter dem portugiesischen Solosieger Ivo Oliveira (UAE

16.04.2025Degenkolb: “Das komplette Gesamtpaket rechts ist kaputt“

(rsn) - Trotz schwerster Armverletzungen denkt John Degenkolb (Picnic – PostNL) nicht ans Karriereende. Nachdem er 2016 im Trainingslager von Calpe von einem Auto umgefahren worden war, will sich de

16.04.2025Titelverteidigerin Longo Borghini kann beim Brabantse Pijl starten

(rsn) – Knapp zwei Wochen nach ihrem Sturz bei der Flandern-Rundfahrt kehrt Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) wieder ins Feld zurück. Wie ihr Team mitteilte, wird die Italienische Meisterin am Fr

16.04.202562. Eschborn-Frankfurt: Viele starke Puncheure am Start

(rsn) - Zwei Wochen vor dem Start von Eschborn-Frankfurt hat der Veranstalter die vorläufige Startliste des 1.Mai-Klassikers bekanntgegeben. Mit der Startnummer 1 wird Vorjahressieger Maxim Van Gils

16.04.2025Söderqvist folgt Teutenberg zum Profiteam von Lidl – Trek

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.04.2025Das Amstel Gold Race im Rückblick: die letzten zehn Jahre

(rsn) – Das Amstel Gold Race bildet traditionell den Auftakt der sogenannten Ardennenklassiker. Schmale Straßen sowie viele kurze, aber steile Anstiege kennzeichnen das einzige niederländische Wor

15.04.2025Flaschenwerfer entschuldigt sich bei van der Poel

(rsn) – Nach der Flaschen-Attacke gegen Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei Paris-Roubaix hat sich nun auch erstmals der Täter zu Wort gemeldet. Über einen Anwalt ließ der Mann, ein

15.04.2025WM-Straßenrennen 2027: In Sallanches gibts´s ein Kletterfestival

(rsn) – Im Rahmen der Präsentation der zweiten “Super-WM“, die vom 24. August bis 3. September 2027 im Département Haute-Savoie in den französischen Alpen stattfindet, hat der Radsportweltver

15.04.2025Red-Bull-Teamchef Denk: “Vielleicht fehlt der Klassikerfuchs“

(rsn) – In den letzten Wochen stand genau jene Klassikerfraktion im Dauereinsatz, die Red Bull – Bora – hansgrohe zur neuen Saison so massiv verstärkt hatte. Mit dem im Winter etablierten eigen

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Il Giro Abruzzo (2.1, ITA)
  • Ronde van Limburg (1.1, BEL)
  • Tour du Loir et Cher (2.2, FRA)