Molard luchst Kwiatkowski Führungstrikot ab

Clarke gewinnt das Vuelta-Ausreißerroulette

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Clarke gewinnt das Vuelta-Ausreißerroulette"
Simon Clarke jubelte sechs Jahre nach seinem letzten Sieg wieder über einen Etappenerfolg bei der Vuelta | Foto: Cor Vos

29.08.2018  |  (rsn) - Auf der fünften Etappe der Vuelta a Espana standen zwei Fahrer im Rampenlicht, die sonst im Schatten ihrer Kapitäne stehen. Simon Clarke (EF Drapac) gewann als Ausreißer im Sprint einer drei Fahrer starken Spitzengruppe in Roquetas del Mar nach 188 Kilometern vor Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und Alessandro De Marchi (BMC). Und Rudy Molard (Groupama-FDJ) nahm Michal Kwiatkowski (Sky) das Rote Trikot des Gesamtführenden ab. Der Franzose war ebenso wie Clarke Teil einer ursprünglich 25 Fahrer starken Spitzengruppe, welche die Etappe prägte.

"Einfach großartig", freute sich Clarke nach dem Zieleinlauf: "Ich habe so hart gearbeitet, seit ich hier eine Etappe gewonnen habe, und konnte es einfach nicht wiederholen." Bei der Vuelta im Jahr 2012 sicherte sich der Australier schon einen Etappensieg als auch das Bergtrikot. An diesen Erfolg konnte er heute endlich anknüpfen. Der 32-Jährige beendete durch den Triumph nicht nur seine pesönliche Durststrecke, sondern auch die seines EF-Drapac Teams. Für die US-amerikanische Mannschaft war es der erste World-Tour Sieg in dieser Saison. "Ich wusste auch heute nicht, ob es klappen würde. Ich hatte gute Beine, aber die Gruppe war so groß und lief nicht richtig. Die entscheidende Attacke kam dann auf der Abfahrt", beschrieb Clarke den harten Verlauf und die Entstehung der Dreiergruppe im Finale.

Als er gemeinsam mit Mollema und De Marchi auf die letzten Kilometer kam, entwickelte sich ein Katz-und-Maus-Spiel um den Sieg. "Ich komme von der Bahn und am Ende wie im Velodrom. Ich wusste, dass De Marchi schnell ist, aber es war so hart, nach einer so langen Etappe zu sprinten. Ich hatte Krämpfe, als Mollema attackierte, doch ich bin durch den Krampf durchgefahren“, schilderte Clarke die Schlussphase, in der die erste Verfolgergruppe mit Molard fast noch zur Spitze aufschloss. Doch Clarke spielte seine Hand genau richtig: "Ich hatte Angst, dass die Gruppe von hinten zurückkam. Aber man muss dann eiskalt sein in solchen Momenten. Man muss auch mal riskieren zu verlieren, wenn man gewinnen will."

Der unterlegene De Marchi gehörte zu den aktivsten Fahrern des Tages. Aber am Ende fehlten die entscheiden Körner für den Spurt. "Eines Tages wünsche ich mir noch einmal Sprinter zu werden. Durch meine frühen Attacken bin ich viel Risiko gegangen. Ich hatte nichts zu verlieren, aber am Ende waren die beiden schneller", gab der Italiener zu. Er hatte sich im Laufe der Etappe etwas verpokert.

Für Rudy Molard hatte sich jedes Risiko gelohnt. Der Franzose konnte trotz einer nachträglichen Zeitstrafe von 20 Sekunden die Führung im Gesamtklassement übernehmen. "Ich dachte den ganzen Tag an das Trikot und habe alles dafür gegeben", erzählte Molard, der am Ende warten musste bis das Feld die Ziellinie überquerte um sich wirklich sicher zu sein: "Ich habe mich heute gut gefühlt und das Trikot ist eine Bestätigung meiner Arbeit. Dass ich jetzt das Führungstrikot habe, das ist etwas Einzigartiges."

Michal Kwiatkowski kann sich mit der Führung in der Sprintwertung trösten. Sein Sky-Team schien erleichtert die Last des Roten Trikots nicht mehr tragen zu müssen und versuchte nicht mit aller Kraft die Lücke zu Molard zu schließen. Die Kombinationswertung musste er aber an Alejandro Valverde abtreten, das Bergtrikot von Luis Angel Maté (Cofidis) blieb unangetastet.

Der Rennverlauf
Das Tempo zum Start der Etappe war frenetisch. Die Aussicht auf einen Ausreißer-Coup motivierte viele Fahrer zu Attacken. So versuchten unter anderem Thomas De Gendt (Lotto-Soudal), Alexandre Geniez (Ag2r) und Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) ihr Glück. In der ersten Rennstunde absolvierte das Peloton über welliges Terrain stramme 47,8 Kilometer. Erst nach 60 Kilometern formierte sich eine größere Spitzengruppe um De Marchi, Molard, Stephané Rossetto (Cofidis) und Lukas Pöstlberger (BOH). Durch weitere Attacken wuchs die Gruppe auf insgesamt 25 Fahrer an, darunter auch Hermann Pernsteiner (Bahrain-Merida), Maxime Monfort (Lotto-Soudal) und Matteo Trentin (Mitchelton-Scott).

Der Vorsprung der großen Fluchtgruppe wuchs schnell auf über drei Minuten an. De Marchi und Rossetto attackierten knapp 85 Kilometer vor dem Ziel. Verschiedene Konterangriffe, unter anderem von Valerio Conti (UAD), scheiterten im Verlaufe der nächsten Kilometer. Erst Mollema und Clarke konnten sich auf einer Abfahrt knapp 60 Kilometer vor dem Ziel aus der Verfolgergruppe absetzen und zu De Marchi aufschließen. Rossetto, der sowohl die erste Bergwertung als auch die Sprintwertung gewann, war zwischenzeitlich zurückgefallen. Im Feld schlug Sky ein moderates Tempo an, sodass ihr Rückstand auf maximal 6:30 Minuten anwuchs und Molard sich virtuell im roten Trikot befand.

Das neue Spitzentrio aus Mollema, Clarke und De Marchi startete den letzten Anstieg mit einem Vorsprung von knapp einer Minute. Die Verfolgergruppe brach nach einer Attacke von Davide Villela (Astana) auseinander. Molard und Florens De Tier (LottoNL-Jumbo) schlossen im Laufe des Anstieges zu Villela auf. Das Verfolgertrio konnte das Loch zur Spitze jedoch nie entscheidend schließen. Dort gewann der zwischenzeitlich von einem Defekt gebremste Mollema die letzte Bergwertung 28 Kilometer vor dem Ziel.

Am Ende der Abfahrt war klar, dass das Spitzentrio den Tagessieg unter sich ausmachen würde. Auf den letzten fünf Kilometer attackierten und belauerten sich Mollema, De Marchi und Clarke, was dem Verfolgertrio erlaubte, bis auf ein paar Sekunden aufzuschließen. Doch auf der Zielgeraden zeigte Clarke keine Nerven und sicherte sich mit einem starken Antritt den Sieg. Sky führte das Feld mit 4:55 Minuten Rückstand ins Ziel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.09.2018Dennis soll BMC in Innsbruck zu drittem Zeitfahrgold führen

(rsn) - Nachdem es in den beiden vergangenen Jahren in den WM-Teamzeitfahren jeweils nur zur Silbermedaille gelangt hat, will BMC am Sonntag zum Auftakt der Straßenweltmeisterschaften von Innsbruck w

18.09.2018Sagan: “Radsport anzuschauen, finde ich langweilig“

(rsn) - Während Chantal Blaak (Boels-Dolmans) ihre Regentschaft als Weltmeisterin mit einem Sieg in ihrem letzten Rennen im Regenbogentrikot beendet hat, musste Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf ein l

18.09.2018Podcast Spezial: Wer waren die Gewinner und Verlierer?

(rsn) - Noch vor dem Schlusswochenende war nicht klar, wer sich am Ende den Gesamtsieg bei der 73. Austragung der Vuelta a Espana sichern wird. Doch auf den entscheidenden letzten beiden Bergetappen,

17.09.2018Denk: “Wir können nicht wirklich zufrieden sein“

(rsn) - Nach starkem Beginn endete die 73. Vuelta a Espana für das mit großen Ambitionen angetretene Team Bora-hansgrohe am Wochenende ernüchternd. Emanuel Buchmann konnte die hohen Erwartungen nic

17.09.2018Britische Rundfahrtasse stellen neuen GrandTour-Rekord auf

(rsn) - Die 73. Vuelta a Espana endete nicht nur mit dem persönlichen Triumph von Simon Yates (Mitchelton-Scott), der erstmals in seiner Karriere eine Grand Tour gewann. Der 26-jährige Brite setzte

17.09.2018Highlight-Video der 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Yates nach Giro-Absturz mit neuer Taktik zum Vuelta-Coup

(rsn) – Im Moment großer Enttäuschungen sprechen Sportler gern von "wertvollen Erfahrungen", die sie daraus ziehen würden. Ganz ähnlich war der Wortlaut auch bei Simon Yates (Mitchelton-Scott) n

16.09.2018Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Start der 73. Vuelta a Espana sind in Malaga 176 Profis in insgesamt 22 Teams angetreten. Längst nicht alle werden am 16. September das Ziel in der Hauptstadt Madrid erreichen. Sturzverle

16.09.2018Viviani von weit hinten an allen vorbei zum 18. Saisonsieg

(rsn) – 67. Profisieg, 67. Jahreserfolg für Quick-Step Floors: Elia Viviani hat einmal mehr bewiesen, dass er im Jahr 2018 der wohl stärkste Sprinter ist. Der Italienische Meister verwies auf der

16.09.2018Viviani und Simon Yates jubeln in Madrid

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Mas und Lopez kicken Kruijswijk noch vom Podium

(rsn) - Nach einer kleinen Achterbahnfahrt an den vergangenen Tagen wird Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) die 73. Vuelta a Espana auf dem vierten Platz beenden. Damit wiederholte der Niederländer se

16.09.2018Valverde: “Man muss die Niederlagen akzeptieren“

(rsn) - Die Ambitionen waren groß gewesen. Und lange mischte die spanische Equipe Movistar im Kampf um den Gesamtsieg bei dieser Vuelta a Espana mit. Doch am Ende gehört das Team zu den großen Gesc

Weitere Radsportnachrichten

04.03.2025Van der Poel gewinnt vorgezogenen Saisonstart bei Le Samyn

(rsn) – Eine echte Überraschung ist es nicht, dass der Sieger von Le Samyn (1.1) Mathieu van der Poel heißt. Da kommt es schon eher unerwartet, dass der 30-Jährige – erst – im Zielsprint auf

04.03.2025Wiebes spielerisch zum Sieg bei Le Samyn des Dames

(rsn) – Es machte nicht den Eindruck, als hätte Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) im Finale auf der mäßigen ansteigenden Zielgeraden alles geben müssen, um die fünf, sechs Radlängen auf ihre

04.03.2025Tour of Norway: Profil für explosive Fahrerinnen

(rsn) - Nachdem Mitte Januar die Organisatoren der Tour of Norway (2. Pro) bekanntgaben, dass es neben dem Männerrennen in diesem Jahr auch eine Ausgabe für Frauen (2.1) geben wird, veröffentlicht

04.03.2025Brenner nach Drome-Sturz mit Knochenriss im Ellbogen

(rsn) – Der gute Saisonauftakt von Marco Brenner (Tudor) wird in den kommenden Wochen ausgebremst. Der Deutsche Meister war am Sonntag in den Massensturz bei der Faun Drome Classic (1.Pro) verwicke

04.03.2025Strade Bianche im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Erstmals 2007 ausgetragen, hat sich Strade Bianche zu einem der Highlights im UCI-Kalender entwickelt. Seit 2017 gehört das spektakuläre italienische Eintagesrennen über die Schotterpisten

04.03.2025Fusion mit Aufstiegsgedanken

(rsn) - Die Fusion der beiden deutschen KT-Teams Rembe Pro Cycling Team Sauerland und Rad-net Oßwald sorgte vermutlich für die größte Schlagzeile im deutschen Kontinentalbereich Ende des vergangen

03.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

03.03.2025Denk nach Openingsweekend: “Da darf man auch gefrustet sein“

(rsn) – Der Auftakt in die Klassikersaison ist für Red Bull – Bora – hansgrohe nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Sowohl am Samstag nach dem Omloop Nieuwsblad in Ninove als a

03.03.2025Profis wieder falsch abgebogen: TV-Motorrad bekommt Gelbe Karte

(rsn) – Die Gelben Karten saßen am Wochenende locker bei den Kommissaren der UCI. Gleich drei Verwarnungen sprachen die Regelhüter in den Rennen aus. Die dabei wohl offensichtlichste ging im Final

03.03.2025Van der Poel zieht Saisonstart vor

(rsn) – Mathieu van der Poel zieht seinen eigentlich bei Tirreno-Adriatico geplanten Saisonstart um ein paar Tage vor und geht morgen bei Le Samyn (1.1) an den Start. "Wenn es anfängt zu jucken, m

03.03.2025Keine Einigkeit vor Rennabbruch bei der Tour du Rwanda

(rsn) – Der Abbruch der Schlussetappe bei der Tour du Rwanda auf dem für die momentan wackelnden Weltmeisterschaften Ende September geplanten Rundkurs in Kigali hat am Sonntag für große Diskussio

03.03.2025Evenepoel mit Soudals Giro-Team ins Höhentrainingslager

(rsn) – Auf dem Weg zurück ins Renngeschehen steht für Remco Evenepoel der nächste Schritt ins Renngeschehen bevor. Nach seinem Unfall Anfang Dezember, bei dem er mit einem Postauto kollidierte u

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Ename Samyn Classic (1.1, BEL)