Trotz Andorra-Gala ist der Giro noch im Kopf

Yates fliegt Vuelta-Sieg entgegen und warnt aus Erfahrung: Vorsicht!

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Yates fliegt Vuelta-Sieg entgegen und warnt aus Erfahrung: Vorsicht!"
Simon Yates (Mitchelton-Scott) scheint kurz vor dem Vuelta-Sieg zu stehen. | Foto: Cor Vos

14.09.2018  |  (rsn) - Am Balcon de Bizkaia am Mittwoch hatte er noch etwas Federn gelassen. Sollte Simon Yates (Mitchelton-Scott) am Ende der Vuelta doch wieder einknicken und die Gesamtführung hergeben müssen? Alejandro Valverde (Movistar) lag vor den beiden entscheidenden Etappen in Andorra in Lauerstellung, nur 25 Sekunden hinter dem Briten. Und als es am Freitag in den Zwergstaat in den Pyrenäen ging, schien der Movistar-Großangriff aufs Rote Trikot in der Luft zu liegen. Die Männer in Hellblau schlugen ein Höllentempo an. Doch nach einem ersten Vorstoß von Nairo Quintana ließ Yates die Luft aus dem Movistar-Schauspiel.

Er attackierte hart, schüttelte Valverde und Co. scheinbar problemlos ab und flog dem Tagesziel am Coll de la Rabassa förmlich entgegen, wo er Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) den Etappensieg überließ und somit sogar vier Bonussekunden verschenkte - auf die schien es schließlich nicht mehr anzukommen.

"Ich habe mich gut gefühlt und es waren ein paar Jungs vorne. Es schien ein richtig guter Moment zu sein, um zu ihnen vor zu fahren. Jack (Haig) hat es wirklich gut vorbereitet, und Adam (sein Bruder) war immer hinter mir, falls ich Probleme bekommen würde. Wir haben einen fantastischen Job gemacht", erklärte Yates jenen Moment, als er zehn Kilometer vor dem Ziel beschleunigte und an seinem bis dahin das Tempo anschlagenden Edelhelfer Jack Haig vorbeirauschte, um die Konkurrenz stehen zu lassen und zu Pinot sowie Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) und Quintana vorzufahren. Er schloss die zu diesem Zeitpunkt etwa 15 Sekunden große Lücke blitzschnell und übernahm sofort die Führungsarbeit. "Und das war's dann eigentlich: Von dort an Vollgas zum Ziel", so Yates.

Auch Quintana, der sich zurückfallen ließ, konnte Valverde und Co. nicht mehr helfen. Sie alle verloren Sekunde um Sekunde - Valverde schließlich sogar 1:12 Minuten plus sechs Bonussekunden, weil er auf den letzten 1.000 Metern völlig einging. Kruijswijk schien an der Spitze froh, bis zum Schlusskilometer irgendwie an Yates dranbleiben zu können. Einzig Pinot konnte dem Tempo des Briten immer wieder etwas hinzufügen und half ihm so, den Vorsprung weiter auszubauen - wofür der Franzose mit dem Etappensieg belohnt wurde.

1:38 Minuten Vorsprung auf Valverde bringt Yates mit in die letzte Bergetappe am Samstag, Kruijswijk liegt als Gesamtdritter 1:58 Minuten zurück. Die Vuelta scheint entschieden, zumindest in Sachen Gesamtsieg. Wenn da nicht die Erinnerungen an den Giro d'Italia im Mai wären. Drei Tage vor Schluss lag Yates dort ebenfalls scheinbar souverän auf Gesamtsieg-Kurs, nur um dann sprichwörtlich zu "explodieren" und schließlich als 21. in Rom anzukommen.

"Ich weiß sehr gut, wie sich alles an einem Tag ändern kann", sagte er deshalb nun in Andorra. Und auch wenn man diese Plattitüde sonst belächelt, bei Yates kann man gut verstehen, dass er sie nun bemüht: "Das Rennen endet nicht vor Madird."

Auf seiner Reise zum ersten Grand-Tour-Sieg stellt sich dem 26-Jährigen noch eine tückische letzte Bergetappe in den Weg: Nur 98 Kilometer lang geht es auf dem 20. Teilstück vom Start bis zum Ziel ständig auf und ab: drei Bergpreise der 1. Kategorie, je einer der 2. und 3. Kategorie sowie ein Schlussanstieg der Ehrenkategorie über 7,6 Kilometer bei durchschnittlich 8,1 Prozent hinauf zum Coll de la Gallina.

"Es wird ein sehr schwieriger Tag. Alles kann passieren. Wir sollten auf alles vorbereitet sein", warnte Yates. Dabei könnte auch eine Rolle spielen, dass der Kampf um die Plätze zwei, drei, vier und fünf noch sehr eng ist. Wenn Valverde, Kruijswijk, Enric Mas (Quick-Step Floors) und Miguel Angel Lopez (Astana) sich schon früh zu attackieren beginnen, wird es auch für den Briten ein harter Arbeitstag.

"Ich bin sehr vorsichtig wegen morgen. Ich werde versuchen, jetzt fokussiert zu bleiben. Natürlich genieße ich diesen Tag, wir müssen versuchen, auf dem Boden zu bleiben. Es ist wirklich nicht vorbei, bevor es vorbei ist", so der 26-Jährige. Am Samstagabend allerdings sollte es das dann tatsächlich sein. Denn am Sonntag dürfte auf dem Rundkurs in Madrid wohl nichts mehr passieren.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.09.2018Dennis soll BMC in Innsbruck zu drittem Zeitfahrgold führen

(rsn) - Nachdem es in den beiden vergangenen Jahren in den WM-Teamzeitfahren jeweils nur zur Silbermedaille gelangt hat, will BMC am Sonntag zum Auftakt der Straßenweltmeisterschaften von Innsbruck w

18.09.2018Sagan: “Radsport anzuschauen, finde ich langweilig“

(rsn) - Während Chantal Blaak (Boels-Dolmans) ihre Regentschaft als Weltmeisterin mit einem Sieg in ihrem letzten Rennen im Regenbogentrikot beendet hat, musste Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf ein l

18.09.2018Podcast Spezial: Wer waren die Gewinner und Verlierer?

(rsn) - Noch vor dem Schlusswochenende war nicht klar, wer sich am Ende den Gesamtsieg bei der 73. Austragung der Vuelta a Espana sichern wird. Doch auf den entscheidenden letzten beiden Bergetappen,

17.09.2018Denk: “Wir können nicht wirklich zufrieden sein“

(rsn) - Nach starkem Beginn endete die 73. Vuelta a Espana für das mit großen Ambitionen angetretene Team Bora-hansgrohe am Wochenende ernüchternd. Emanuel Buchmann konnte die hohen Erwartungen nic

17.09.2018Britische Rundfahrtasse stellen neuen GrandTour-Rekord auf

(rsn) - Die 73. Vuelta a Espana endete nicht nur mit dem persönlichen Triumph von Simon Yates (Mitchelton-Scott), der erstmals in seiner Karriere eine Grand Tour gewann. Der 26-jährige Brite setzte

17.09.2018Highlight-Video der 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Yates nach Giro-Absturz mit neuer Taktik zum Vuelta-Coup

(rsn) – Im Moment großer Enttäuschungen sprechen Sportler gern von "wertvollen Erfahrungen", die sie daraus ziehen würden. Ganz ähnlich war der Wortlaut auch bei Simon Yates (Mitchelton-Scott) n

16.09.2018Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Start der 73. Vuelta a Espana sind in Malaga 176 Profis in insgesamt 22 Teams angetreten. Längst nicht alle werden am 16. September das Ziel in der Hauptstadt Madrid erreichen. Sturzverle

16.09.2018Viviani von weit hinten an allen vorbei zum 18. Saisonsieg

(rsn) – 67. Profisieg, 67. Jahreserfolg für Quick-Step Floors: Elia Viviani hat einmal mehr bewiesen, dass er im Jahr 2018 der wohl stärkste Sprinter ist. Der Italienische Meister verwies auf der

16.09.2018Viviani und Simon Yates jubeln in Madrid

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Mas und Lopez kicken Kruijswijk noch vom Podium

(rsn) - Nach einer kleinen Achterbahnfahrt an den vergangenen Tagen wird Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) die 73. Vuelta a Espana auf dem vierten Platz beenden. Damit wiederholte der Niederländer se

16.09.2018Valverde: “Man muss die Niederlagen akzeptieren“

(rsn) - Die Ambitionen waren groß gewesen. Und lange mischte die spanische Equipe Movistar im Kampf um den Gesamtsieg bei dieser Vuelta a Espana mit. Doch am Ende gehört das Team zu den großen Gesc

Weitere Radsportnachrichten

05.11.2024Vollerings neues Team hat langfristige Planungssicherheit

(rsn) - Die Equipe FDJ - Suez kann langfristig planen. Wie der ambitionierte französische Frauen-Rennstall bekannt gab, habe man sich mit den beiden Namenssponsoren auf Vertragsverlängerungen bis je

05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund

(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka

05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine