Niederländisches Podium im WM-Zeitfahren?

Brennauer und Worrack stehen vor schier unlösbarer Aufgabe

Von Felix Mattis aus Innsbruck

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Lisa Brennauer (links) gratuliert ihrer alten Teamkollegin Trixi Worrack zum Gewinn der Bronzemedaille im Einzelzeitfahren bei der EM in Glasgow. | Foto: Cor Vos

25.09.2018  |  (rsn) - Trixi Worrack kommt als EM-Dritte ins WM-Einzelzeitfahren von Innsbruck, und die Zeitfahr-Weltmeisterin von 2014, Lisa Brennauer, befand sich nach zwei schweren Jahren in dieser Saison wieder im Aufwind. Trotzdem machen sich beide vor dem Kampf gegen die Uhr bei den Weltmeisterschaften von Tirol keine Illusionen: "Die Niederländerinnen sind das Maß der Dinge. Egal welches Zeitfahren man hernimmt, sie waren eine Klasse für sich. Eine von ihnen vom Podium zu stoßen wird auf jeden Fall eine harte Aufgabe", fasste Brennauer die Ausgangssituation vor dem Rennen am Dienstagnachmittag treffend zusammen.

Sowohl ihr als auch Worrack ist eine Top-10-Platzierung auf dem zunächst schnellen und dann sehr unrhythmischen Kurs von Hall-Wattens nach Innsbruck zuzutrauen. Auch die Top 5 scheinen greifbar, doch die Top-Favoritinnen auf die Medaillen heißen Annemiek van Vleuten, Ellen van Dijk und Anna van der Breggen. Im Extremfall könnte "Oranje" sogar die Plätze eins bis vier belegen, da durch van Vleutens WM- und van Dijks EM-Titel mit Lucinda Brand noch eine vierte Niederländerin am Start steht. Auch sie hat 2018 starke Zeitfahren gezeigt und kommt gut bergauf.

Brand dürfte als fünfte Starterin die erste Richtzeit setzen, an der sich Brennauer, die schon als 20. der insgesamt 52 Frauen ins Rennen geht, messen muss. Für die Ex-Weltmeisterin ist das wichtig, denn Zwischenzeiten von einer starken Konkurrentin per Funk angesagt zu bekommen, ist eine Hilfe. "Ich habe schon damit gerechnet, dass ich etwas früher starte. Aber es ist schon ungewöhnlich für mich", sagte Brennauer angesichts zweier nicht nach Wunsch gelaufener Zeitfahrjahre. "Aber es ist auch jemand vor mir, von der ich eine Richtzeit bekomme."

Kurz nach Brand startet außerdem die US-Amerikanerin Tayler Wiles, die vor wenigen Jahren noch Teamkollegin der beiden Deutschen im Team Specialized-lululemon war. Auch von ihr ist eine gute 'Vorlage' zu erwarten - genau wie von der Britin Alice Barnes, der Kanadierin Leah Kirchmann, der Französin Juliette Labous, Elisa Longo Borghini aus Italien, Pernille Mathiesen aus Dänemark - und sogar van Dijk startet noch direkt vor Brennauer und der US-Amerikanerin Leah Thomas. Der erste Startblock beinhaltet schon sehr viele der Mitfavoritinnen auf eine Top-Platzierung.

"Ein Ziel zu nennen ist schwierig", hielt sich Brennauer wie gewohnt zurück mit dem Nennen einer gewünschten Platzierung in Innsbruck. "Ich möchte nochmal ein cooles Zeitfahren raushauen und hoffe, dass es doch nach vorne reicht." Was auch immer vorne bedeutet. Worrack war dagegen schon deutlich konkreter: "Platz acht bis zehn", nannte sie als Ziel.

Die Europameisterschaften in Glasgow, wo Brennauer im Straßenrennen sowie auf der Bahn glänzte und Worrack Zeitfahrbronze holte, waren für beide ein Motivationsschub. Doch die frisch gebackene fünfmalige Teamzeitfahr-Weltmeisterin Worrack betonte auch: "Es ist alles anders als in Glasgow. Erstmal hatten wir dort das Straßenrennen vorher, dann aber zweit Tage Pause statt hier nur einen nach dem schweren Teamzeitfahren."

Die Belastung vom Sonntag dürften viele am Dienstag noch spüren, weshalb sich einmal mehr die Frage stellt, wie ernst die UCI das Thema Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau wirklich nimmt. Die Männer haben einen Regenerations-Tag mehr vor ihrem Einzelzeitfahren. Genau das macht Titelverteidigerin van Vleuten am Dienstag noch mehr als ohnehin schon zur Top-Favoritin Nummer eins auf Gold. Denn sie bestritt das Teamzeitfahren am Sonntag nicht. "Das ist schon ein Nachteil für mich. Aber ich würde das Mannschaftszeitfahren trotzdem nicht auslassen wollen", sagte van der Breggen am Sonntag, wo sie mit Boels-Dolmans Silber geholt hatte.

Die Straßen-Olympiasiegerin von Rio startet als dritte Niederländerin als 35. inmitten eines weniger starken Blocks und könnte sich unterwegs an die Kasachin Natalya Saifutdinova heransaugen, die nur 1:30 Minuten vor ihr ins Rennen geht. Nach van der Breggen folgt mit Alena Amialiusik aus Weißrussland noch eine aus dem Kreis der Top-10-Kandidatinnen, zu dem auch die später noch startenden Lotta Lepistö aus Finnland, Karol-Ann Canuel aus Kanada, Ann-Sophie Duyck aus Belgien, die Dänin Cecilie Uttrup Ludwig und die Weltmeisterin von 2016, Amber Neben aus den USA gehören - die übrigens allesamt kein Teamzeitfahren bestritten haben. Außerdem darf man gespannt auf die Französin Audrey Cordon-Ragot sein, die im Mannschaftszeitfahren an Brennauers Seite bei Wiggle-High5 brillierte.

Die Strecke für Dienstagnachmittag ist dieselbe, die auch die U23-Männer am Montag bereits zu absolvieren hatten: 27,8 Kilometer von Hall-Wattens nach Innsbruck in den Rennweg. Dabei wartet auf den ersten fünf Kilometern Gegen- und dann lange Zeit Rückenwind. Allerdings wird die zweite Rennhälfte topografisch anspruchsvoll. "Es wird vor allem nach der Zwischenzeit schwierig, einen Rhythmus zu finden", glaubt Brennauer.

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