Martens und Martin jubeln erstmals gemeinsam

Jumbo - Visma wird zur neuen Macht im Teamzeitfahren

Von Felix Mattis aus Abu Dhabi

Foto zu dem Text "Jumbo - Visma wird zur neuen Macht im Teamzeitfahren "
Jumbo - Visma im Teamzeitfahren der UAE Tour | Foto: Cor Vos

24.02.2019  |  (rsn) - 2:07 Minuten nach ihren Teamkollegen rollten Paul Martens und Tony Martin auf Hudayriat Island ins Ziel. Nur insgesamt neun Fahrer legten die 16 Kilometer des Auftakt-Mannschaftszeitfahrens bei der 1. UAE Tour langsamer zurück. Und trotzdem durften sich die beiden Deutschen anschließend zurecht freuen, als feststand, dass niemand die Zeit von Jumbo - Visma unterbieten und die niederländische Equipe gewinnen würde. Denn natürlich hatten Martin und Martens ausschlaggebend dazu beigetragen, dass Primoz Roglic, Laurens De Plus, Jos van Emden und Koen Bouwman die Uhr nach 16:49 Minuten anhielten und  mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 57,085 km/h ins Ziel rasten.

"Wir kennen uns schon seit X Jahren und sind heute unseren ersten Wettkampf in einem Team gefahren. Da gleich zu gewinnen ist natürlich etwas ganz Besonderes. Wir haben viel dafür trainiert, und dass es dann gleich so gut klappt ist schön", sagte Martin über den ersten Sieg mit Kumpel Martens, und der erklärte: "Das ist mein erster Mannschaftszeitfahr-Sieg, und das ist etwas ganz Besonderes. Es ist schön, das nach all den Jahren nochmal mitmachen zu dürfen und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war."

Danach sieht es jedenfalls nicht aus, denn Jumbo - Visma scheint zu einer neuen Macht in der Spezialdisziplin zu werden. Schon im September entschieden die Männer in Gelb-Schwarz das Teamzeitfahren der Tour of Britain deutlich vor Quick-Step Floors für sich, und mit der Verpflichtung von Martin sowie Laurens De Plus, die beide mit Quick-Step schon Weltmeister in dieser Disziplin waren, kam geballte Qualität und Erfahrung hinzu.

Mit 70 km/h über die flache Insel

"Natürlich sind wir auf dem Papier mit einem starken Team hier. Aber die andere Sache ist es, das auch umzusetzen. Heute hat jeder Einzelne 110 Prozent seines Jobs erledigt und so ist es sehr schön, zu gewinnen", lobte Primoz Roglic sein Team und De Plus erklärte: "Schon von Januar an haben wir immer wieder besprochen, wie wir uns im Zug abwechseln. Das muss man gut trainieren, und jetzt funktioniert es."

So gut, dass am Ende der beiden jeweils letzten Vollgas-Ablösungen von Martin und Tom Leezer, bevor die beiden ausscherten, 70 km/h auf dem Tacho von De Plus standen. Der junge Belgier, der das Nachwuchstrikot übernahm, freute sich in der Pressekonferenz schon darauf, "wenn Tony bei 100 Prozent ist". Denn der viermalige Einzelzeitfahr-Weltmeister habe am Vortag noch etwas Magenprobleme gehabt, so De Plus. Martin war am Samstagabend nicht bei der Teampräsentation, versicherte radsport-news.com am Start des Zeitfahrens aber, dass "alles gut" sei.

Ein so wissbegieriges Team hat Martin "noch nicht erlebt"

"Er ist Motor und Mentor. Dafür wurde er ja auch geholt. Er hat seine Erfahrung im Training gleich eingebracht und gesagt, was wir besser machen können", erklärte Martens die Bedeutung der Martin-Verpflichtung für seine Mannschaft, und der wiederum fügte hinzu: "Sie haben sehr gut zugehört. Es war auch für mich etwas ungewohnt, als eine Art Lehrer zu kommen. Aber das Team war absolut willig, anzuhören, was ich zu sagen habe. Das hatte ich vorher so noch nicht erlebt. Wir haben sehr viel rumgetüftelt und probiert und hatten im Trainingscamp schon die ersten positiven Ergebnisse gesehen. Das haben wir bis heute fortgeführt, und das Resultat sieht man."

Dabei handelte es sich auf Hudayriat Island laut Martin um ein sehr kompliziertes Teamzeitfahren. Denn auch wenn der Parcours flach war und die Distanz nur 16 Kilometer betrug, so wurde in langgezogenen Vollgas-Kurven ständig die Richtung gewechselt - auf einer sehr windanfälligen Strecke. "Es war einer der anspruchsvollsten Kurse, die ich im Mannschaftszeitfahren je gefahren bin", so Martin. "Der Kurs selbst hatte viele Richtungswechsel, und zudem hatte ich das Gefühl, dass auch der Wind selbst immer wieder gedreht hat. Es war sehr, sehr schwer da eine Taktik festzumachen. Dass wir damit so gut klargekommen sind, ist ein Ausrufezeichen."

Erster Meilenstein auf dem Weg zu Roglics Giro-Start

Ein Ausrufezeichen war der Zeitfahrsieg von Jumbo - Visma allemal - und ein wichtiger Fingerzeig in Sachen Gesamtsieg bei der UAE Tour für Roglic, der in den kommenden Tagen nun der Gejagte sein wird. Doch davon wollte Martens am Sonntagnachmittag noch nichts wissen. "Heute war das erste große Ziel für unsere Gruppe, der erste Schritt zum Giro. Das ist jetzt abgehakt und das werden wir genießen", sagte er. "In den nächsten Tagen haben wir sicher weitere Ziele, aber wir sollten heute Abend erstmal das hier genießen. Wir sind Profis genug, um morgen dann nach vorne zu gucken."

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