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11.07.2019 | (rsn) - Der Hulk-Jubel ist wieder da! Mit den in Gürtelhöhe zusammengepressten Fäusten feierte Peter Sagan (Bora - hansgrohe) seinen Sieg im Ziel der 5. Etappe der Tour de France von Saint Dié des Vosges nach Colmar. Dass er spontan zu seinem berühmten Jubel zurückkehrte, mit dem er 2012 schon den Gewinn der 3. Tour-Etappe in Boulogne sur Mer zelebriert hatte, zeigt vielleicht, wie sehr er diesen Erfolg nach einer langen Durststrecke in dieser Saison herbeisehnte.
Eine Durchfallerkrankung hatte Sagan im Frühjahr alle Kräfte geraubt. "Ich glaube, dass diese Erkrankungen viel Schaden in meinem Körper angerichtet haben. Ich habe in ein paar Tagen viel Gewicht verloren. Auch wenn’s nur Flüssigkeit war, hat mein Körper gelitten", blickte der dreimalige Weltmeister in der Siegerpressekonferenz auf seine Leidenszeit zurück und erklärte, warum ihm bis gestern für seine Verhältnisse erst bescheidene drei Siege im Jahr 2019 gelungen waren. "Ich denke, dass mein Körper dieses Jahr nach all den harten Rennen nicht wie sonst üblich regeneriert hat. Ich habe bei Tirreno-Adriatico, das ich gleich nach meiner Krankheit gefahren bin, viel gelitten. Danach wurde es bei Mailand-San Remo und den Klassikern nicht besser, es war ziemlich hart. Ich habe mich dann erst in der darauffolgenden Ruheperiode erholt. Ich habe schliesslich meine übliche Vorbereitung absolviert und jetzt bin ich hier."
Und der Erfolg auch! Wie bei Viviani am Tag zuvor Deceuninck – Quick-Step, so bereitete ihm seine deutsche Mannschaft Bora – hansgrohe den Triumph mustergültig vor. "Wir haben die letzten Tage mit Absicht versucht, Kraft zu sparen, mit unseren Helfern nicht zu viel zu investieren", verriet der Sportliche Leiter Enrico Poitschke gegenüber radsport-news.com, warum seine Truppe, allerdings in Zusammenarbeit mit Sunweb und Deceuninck – Quick-Step, genug Kraft hatte, das Rennen zu kontrollieren und den Kapitän perfekt zu platzieren.
Zum Sieg gehörte aber auch die Genialität des Popstars der Radsportszene dazu. Den ganzen Tag über war von ihm nichts zu sehen. Als es jedoch um den Sieg ging, raste Sagan an vierter Stelle am Hinterrad von Matteo Trentin (Mitchelton - Scott) der Ziellinie entgegen, um sich genau im richtigen Moment aus dessen Windschatten zu lösen. "Peter ist jemand, der immer in der perfekten Position fährt, auch um Kraft zu sparen, um im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein", beschrieb Poitschke die Klasse seines Stars.
In der Punktewertung schon jetzt wieder deutlich vorn
Der Sieg in Colmar ist bereits ein deutlicher Fingerzeig im Kampf ums Grüne Trikot, das Sagan als erster überhaupt zum siebten Mal gewinnen will. Denn unter dem Tempodiktat von Sunweb, Bora – hansgrohe und Deceuninck – Quick-Step wurden die reinen Sprinter eliminiert. Nur die bergfesten schnellen Leute wie Sagan, Michael Matthews (Sunweb), Sonny Colbrelli (Bahrain - Merida) oder Wout Van Aert (Jumbo - Visma) kamen mit dem Spitzenfeld auf die Zielgerade.
Nach seinem Sieg führt Sagan nun mit 144 Punkten vor Matthews (97 Punkte) die Sprintwertung an. Die anderen Topsprinter wie Vortagessieger Viviani (92) oder Caleb Ewan (46, Lotto – Soudal) gingen im Ziel leer aus. "Genau das wollten wir mit der Aktion erreichen", freute sich Poitschke über die gelungene Aktion.
Viviani schrieb er als gefährlichen Rivalen für das Grüne Trikot noch nicht ab. Aber Sagan machte sich auch jetzt noch keine Gedanken darüber. "Ich denke von Tag zu Tag. Ich versuche mein Bestes zu geben. Sobald ich einen Vorsprung auf ihn (Viviani), Matthews oder van Aert kriegen kann, will ich ihn auch haben. Aber jetzt sind wir erst auf der 5. Etappe und es liegt noch viel Arbeit vor uns. Wie jedes Jahr kann man mal einen guten Tag haben und viele Punkte holen, dann einen schlechten mit weniger Punkten", rechnete er am Mittwoch mit weiteren knappen Entscheidungen.
Sagan hat keine "Höhenangst"
Auch dass diese Tour insgesamt sieben Berge mit mehr als 2000 Metern Höhe beinhaltet, scheint ihm keine Sorgen zu bereiten. "Ich kümmere mich nicht um Berge oder wie hoch die sind, 2000 oder 3000 Meter... Was mich kümmert, ist, im Zeitlimit anzukommen", sagte er. Bezüglich der Höhenlage sollten andere aufpassen, meinte er. "Zum Beispiel die Klassementfahrer. Die Bergetappen werden interessant für sie sein, viele von denen sind kurz mit vielen Anstiegen."
Sagans Sorglosigkeit kommt allerdings auch nicht von ungefähr. "In den sechs oder sieben Tours, die ich gefahren bin, hatte ich nie Probleme in den Bergen. Vielleicht war ich ein oder zwei Mal am Limit, aber okay…", sagte er auf der Pressekonferenz.
Dass er gerade sein 109. grünes Trikot gewonnen hat und nahe an der Bestmarke von Eddy Merckx dran ist, der 111. Mal Gelb trug, ordnete er völlig uneitel ein: "Da gibt es doch einen grossen Unterschied!"
Das stimmt! Aber das siebte Grüne Trikot würde ihn in den Olymp der Tour-Giganten aufsteigen lassen!
HULK SMASH! @petosagan pic.twitter.com/aBLOT8reCH
— #TDF2019 on NBCSN (@NBCSNCycling) 10. Juli 2019
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