Erster Touretappensieg für den dreifachen Weltmeister

Van Aert: “Das geht über alles Bisherige hinaus“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Van Aert: “Das geht über alles Bisherige hinaus“"
Wout van Aert (Jumbo - Visma) | Foto: Cor Vos

16.07.2019  |  (rsn) – Es dauerte einige Minuten, bis sich Wout van Aert (Jumbo – Visma) erst sicher war, dass er die 10. Etappe der Tour de France gewonnen hatte. Als über den Tourfunk die Bestätigung des Sprintergebnisses kam, kannte der Jubel beim Belgier keine Grenzen mehr. Die von seinem Soigneur gereichte Fruchtsaftflasche flog durch die Luft, als der 24-Jährige seine Hände in die Höhe riss um anschließend in die Arme seiner Betreuer zu fallen. Er hatte es geschafft. Gleich bei seinem ersten Tour de France-Antritt gelang ihm sein erster Etappenerfolg. Und was für einer!

Denn im Sprint der 24-Mann-starken Topgruppe düpierte er die schnellen Männer wie Elia Viviani (Deceuninck – Quick-Step), Peter Sagan (Bora – hansgrohe), Caleb Ewan (Lotto Soudal) oder Michael Matthews (Sunweb). "Ich kann es nicht glauben, dass ich all diese schnellen Leute im Sprint geschlagen habe", war die erste Reaktion des dreifachen Crossweltmeisters, der wie ein Blitz im Vorjahr auch auf der Straße einschlug. Die großen Klassiker wie Paris-Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt beendete er 2018 schon unter den besten 15, bei seinem ersten Antritt. Als Sechster bei Mailand-Sanremo unterstrich er seine Qualitäten, seine erste Meisterprüfung legte er bei der Dauphiné-Rundfahrt ab, als er neben dem Zeitfahren auch eine Sprintetappe für sich entschied.

Doch seinen ersten Etappensieg beim wohl größten Radrennend er Welt stellte er noch eine Stufe über seine bisherigen Leistungen: "Das geht über alles Bisherige hinaus. Ich habe in den letzten 10 Tagen gespürt wie bedeutend dieses Rennen ist. Einen Sieg bei meinem ersten Versuch zu holen… wow". Für den Athleten aus Herentals in Flandern war der Touretappenerfolg das Sahnehäubchen. "Die erste Hälfte der Tour mit den vier Etappensiegen war einfach zum Genießen. Wir haben viel mehr erreicht, als wir erwartet haben. Jetzt haben wir schon zweimal gezeigt, dass wir den Kopf hochhalten, auch wenn es nicht wie geplant läuft. Ich denke, dass ist die Stärke des Teams", erklärte van Aert in der Pressekonferenz.

Denn nach Teamkollegen Mike Teunissen gelang der nächste Etappensieg im Spurt, obwohl der Niederländer als auch der Belgier nicht der nominelle Sprinter der Mannschaft waren. Doch Dylan Groenewegen verpasste den Sprung in die richtige Gruppe auf der zirka 30 Kilometer aufgesetzten Windkante. Von Jumbo – Visma fanden sich nur van Aert und Klassementfahrer Steven Kruijswijk in der vorderen Gruppe wieder. Und eben jenen beschützte van Aert, bevor er seine Möglichkeit im Finale suchte.

2019 als Jahr der Veränderung

"Ich habe Steven vor zwei Monaten, als wir in die Sierra Nevada fuhren, erst richtig gut kennengelernt. Er ist wie ich jemand, der enorm hart für seine Ziele arbeitet, daher kommen wir gut miteinander aus. Es ist schön, dass er auch in der ersten Gruppe war und wir gleich nach dem Zieleinlauf zusammen feiern konnten. Er ist immer noch in einer Superposition im Gesamtklassement und hat sich hoffentlich einen Boost für den Rest der Tour geholt", zeigte sich der Belgier ganz teamorientiert.

Und auch im Finale bewies er, dass der 24-Jährige schon zu den ganz Großen im Peloton gehört. Er schnappte sich das Hinterrad von Sagan, eröffnete dann 250 Meter vor dem Ziel als erster Fahrer den Sprint. Zwar schoss Viviani, der sich an das Hinterrad des Belgiers klemmte vorbei, doch mit unwiderstehlicher Kraft kämpfte sich van Aert zurück und schob sich auf den letzten Metern vorbei und es reichte knapp zu seiner Siegpremiere: "Es fühlt sich daher toll an, gegen die richtigen Sprinter anzukommen. Im letzten Jahr hatte ich nicht die Power für einen richtigen Sprint. Ich fühle mich dieses Jahr viel wohler im Sprint und im Positionskampf. Die heutige Gruppe war kleiner und ich konnte relativ leicht das Rad von Sagan kriegen."

Das Jahr 2019 war schon bis zum Etappensieg ein sehr bedeutsames für den jungen Belgier. Zwar hatte er im Winter auf den Querfeldeinbahnen noch das Nachsehen gegenüber Mathieu Van de Poel (Corendon – Circus), aber mit seinem Wechsel zu Jumbo – Visma eröffneten sich auch neue Möglichkeiten auf der Straße: "Dieses Jahr hat mein Leben verändert. Nicht nur aus sportlicher Hinsicht und wegen des Teamwechsels. Auch im Privaten mit meiner Hochzeit. Der Winter lief nicht so wie ich wollte. Aber ich habe immer weitergearbeitet. Seit ein, zwei Monaten bin ich endlich wieder auf meinem angestammten Niveau, vielleicht sogar noch besser als vorher. Alles hat mich bloß gestärkt." Und mit eben jener Stärke wurde er nicht nur zum wichtigen Mann im Tourteam von Jumbo – Visma, welches vier der zehn Tagesabschnitte gewinnen konnte, sondern auch zum Etappensieger.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsportnachrichten

23.11.2024Archibald und Richardson gelingt makelloser TCL-Auftakt

(rsn) – Katie Archibald, Emma Finucane, Matthew Richardson und Dylan Bibic heißen die ersten vier Führenden der diesjährigen Track Champions League. Das britische Trio und der Kanadier waren beim

23.11.2024Iserbyt krönt cleveres Zusammenspiel mit Vanthourenhout

(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Jumbo – Visma) im Frauenrennen ihren Vorjahressieg wiederholen konnte, hat auch Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) beim Excact Cross in Kortrijk seinen Titel v

23.11.2024Van Empel ist bereit für den ersten Cross-Weltcup

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat nach ihrer Rennpause schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Weltmeisterin gewann wie bereits im vergangenen Jahr den Exact Cross in Kortri

23.11.2024Dank Freiheiten bei Stevens für vier Teams im Einsatz

(rsn) – Hinter Tillman Sarnowski liegen zwei turbulente U23-Jahre. Der U19-Bundesliga-Gesamtsieger von 2022 hatte sich im Jahr darauf dem Team Dauner Akkon angeschlossen, das dann aber doch nicht wi

23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour

(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte

23.11.2024Red-Bull-Neuzugang Pithie will van der Poel herausfordern

(rsn) – Laurence Pithie gewann im Januar mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race sein erstes WorldTour-Rennen und beeindruckte bei den Frühjahrsklassikern. Der 22-jährige Neuseeländer belegte b

23.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

23.11.2024Britisches Duo fordert Lavreysen und Andrews heraus

(rsn) – Mit Ausnahme der fehlenden deutschen Stars um die zweimalige Olympiamedaillengewinnerin Lea Sophie Friedrich hält die Auflistung der Athletinnen und Athleten der diesjährigen Sprintsaison

23.11.2024Wafler: Rückkehr nach Paris weckt Olympia-Erinnerungen

(rsn) - Tim Wafler hat es erstmals in das illustre Feld der Ausdauerfahrer der UCI Track Champions League geschafft. Der Österreicher startet am Samstagabend im Velodrome National in Saint-Quentin-en

23.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine