Regen käme ihm entgegen

Was kann Kämna bei der Tour in den Alpen noch zeigen?

Von Joachim Logisch aus Nimes

Foto zu dem Text "Was kann Kämna bei der Tour in den Alpen noch zeigen?"
Lennard Kämna | Foto: Cor Vos

24.07.2019  |  (rsn) - Lennard Kämna (Sunweb) ist auf dem Weg nach oben. Das kann man beispielhaft oder auch buchstäblich nehmen, wenn man seinen sechsten Platz am Ende der 15. Etappe der Tour de France von Limoux zur Bergankunft in Foix Prat d’Albis betrachtet. Dort kam er noch vor Titelverteidiger Geraint Thomas (Ineos) und den weiteren Favoriten Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) und Richie Porte (Trek - Segafredo) sowie Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) ins Ziel. Was hat das große Talent in der letzten Woche noch vor?

"Mein größtes Ziel ist jetzt wirklich, bis nach Paris zu kommen. Vielleicht komme ich noch mal in eine Ausreißergruppe, aber stressen möchte ich mich jetzt nicht mehr. Ich nehme alles so, wie es kommt. Wenn ich es nochmal schaffe, vorne mit dabei zu sein, ist das schön. Wenn nicht, ist das auch okay", sagte er im Gespräch mit radsport-news.com am zweiten Ruhetag der Tour de France in Nimes.

Kämna kann davon ausgehen, dass er, wie in den Pyrenäen, auch auf den kommenden drei Alpenetappen wieder von Helferdiensten befreit sein wird. Gelingt ihm noch ein ähnlicher Coup, gönnt er sich, wie nach Foix, wieder Schokolade als Belohnung. "An der Tankstelle während des Transfers nach Nimes haben wir uns ein bisschen was geholt. Ansonsten bin ich ein großer Hachez-Schokoladenfan", verriet er.

Das darf man sich aber nicht so vorstellen, dass er die Süßigkeit gleich pfundweise vernascht. Kämna: "Wenn, dann maximal eine Tafel am Tag. Tatsächlich füllt man während der Etappe so viel nach, dass man schon während des Rennens ein kleines Auge darauf haben muss, was man isst. Man kann sich nicht zwei Packungen Haribo und eine Tafel Schokolade reinstopfen, das ist dann doch eher kontraproduktiv."

Kaum zu glauben, dass ein Sportler aufpassen muss, der während einer Bergetappe bis zu 10 000 Kalorien verbrennen kann. Immerhin nimmt es Kämna nicht ganz so genau mit der Kontrolle. "Nein, ich zähle sie nicht. Ich bin da noch ein zu grßser Gefühlsmensch. Ich genieße das Essen und wenn ich satt bin, dann höre ich auf zu essen. Ich zähle keine Kalorien, aber ich hungere auch nicht."

Wenn man den 22-Jährigen aus Wedel trifft, hat man einen kompetenten Gesprächspartner vor sich. Der junge Norddeutsche kam mit 18 zum Conti-Team Stölting, unterschrieb 2016 dort seinen ersten Profivertrag. Seit 2017 fährt er für Sunweb in der WorldTour. Letzten Sommer musste der Vize-Weltmeister der U23 von 2017 eine Zwangspause einlegen, weil er seinem Körper wohl zu viel zugemutet hatte. Jetzt schnuppert er an der Weltspitze. Seine Erkenntnisse? "Das man an sich selber glaubt und weiterkämpft, auch wenn’s mal nicht so läuft."

Und was hat der Weltmeister im Mannschaftszeitfahren von 2017bei seiner ersten Tour de France bisher gelernt? "Hier lernt man vieles, was taktisches Verständnis angeht. Wie verhält man sich in einer Gruppe, was macht man, wenn man einen Sprint anfahren will. Das sind alles wirklich rennspezifische Dinge, die man hier lernt", erklärte Kämna.

Kämna freut sich auf angekündigten Wetterwechsel

Wenn der erste große Lernprozess am Sonntag in Paris abgeschlossen sein wird, weiß er vielleicht, ob er ein guter Rundfahrer werden kann, wie viele Experten glauben. Kämna ist sich da noch nicht sicher. "Am Anfang der zweiten Woche habe ich mich nicht so gut gefühlt. Gerade beim Zeitfahren habe ich wirklich schlechte Beine gehabt. Ich war dann fast überrascht, dass ich 35. geworden bin. Ich hätte mit viel einem schlechteren Ergebnis gerechnet. Zum Ende hin lief’s deutlich besser als gedacht. Das Wetter (teilweise Regen, d. Red.) kam mir da auch entgegen. Jetzt gucke ich mal auf die dritte Woche, wie’s da so laufen wird."

Dabei kommt ihm wohl der angekündigte Wetterwechsel entgegen. "Es war schön, dass es auf dem Weg nach Foix geregnet hat. Ich bin ein großer Fan davon, wenn’s ein bisschen kühler ist. Wenn es richtig heiß bleibt, muss ich schauen, wie ich damit zurechtkomme.»"

Was ihn bei Hitze erwartet, hat er bei der Vuelta 2017 schon mitbekommen. Kämna: "Wir hatten damals während zwei Wochen eigentlich jeden Tag 35, 36 Grade. Das war anstrengend. Das ist noch einmal eine ganz andere Belastung, wenn man bei 35 Grade einen steilen Berg hochfährt. Das ist wie direkt in der Sauna Radfahren. Das ist schon ziemlich übel. Man muss dann zusehen, dass man sich gut abkühlt."

Damals wie heute ist Trinken das Wichtigste. Kämna: "Das kriegt man meistens hin. Natürlich ist man nach der Etappe etwas dehydriert. Man schafft es meistens die ersten vier Rennstunden sehr gut. Während der letzten Rennstunde, wenn’s wirklich super schnell wird und hektisch, dann hat man meistens Probleme damit, auf den richtigen Wasserhaushalt zu kommen."

Vielleicht muss er sich darüber gar keine Gedanken machen. Denn der Wetterbericht kündigt in den Bergen sein Wetter an: Schauer bei absinkenden Temperaturen von 26 auf 21 Grad!

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsportnachrichten

15.11.2024Im Schatten von Behrens und Teutenberg voll überzeugt

(rsn) – Auch wenn er in seiner ersten U23-Saison im Schatten seiner Teamkollegen Niklas Behrens und Tim-Torn Teutenberg stand, die beide den Sprung zu den Profis schafften, kann Louis Leidert (Lidl

15.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine