Politt und Pöstlberger in Gap nicht mehr ganz vorne

Frischgebackene Papas gingen bei Angriffslotterie leer aus

Von Felix Mattis aus Gap

Foto zu dem Text "Frischgebackene Papas gingen bei Angriffslotterie leer aus"
Lukas Pöstlberger (Bora - hansgrohe) im Ziel der 17. Tour-Etappe | Foto: BORA - hansgrohe / Bettiniphoto & VeloImages

25.07.2019  |  (rsn) - Am liebsten wären sie wohl beide gar nicht dort gewesen: in der Spitzengruppe auf der 17. Tour-Etappe von der Pont du Gard nach Gap - oder einfach gar nicht mehr in Frankreich. Denn sowohl Nils Politt (Katusha - Alpecin) als auch Lukas Pöstlberger (Bora - hansgrohe) erwartet am Montag bei der Heimkehr ein Baby zuhause, das sie bislang nur auf Fotos oder per Video-Anruf gesehen haben.

"Ja, ihr könnt gratulieren. Jetzt freue ich mich, am Montag nach Hause zu kommen", bestätigte Politt in Gap gegenüber den deutschen Journalisten, nachdem sein Team die Neuigkeit öffentlich gemacht hatte. Aus dem Begleitfahrzeug reichte man ihm während der Etappe einen Schnuller - wunderbar gefilmt von den TV-Kameras.

"Ich bin ehrlich: Ich weiß nicht, wo der Schnuller herkam. Da hat sich unsere Sportliche Leitung irgendwas einfallen lassen, um mich zu motivieren - und so hat das Fernsehen das auch eingefangen", so Politt, dem das gar nicht so recht war: "Ich wollte es erst nach der Tour sagen, aber jetzt ist es halt raus. So ist es eben", grinste er nun doch sichtbar erleichtert, dass das Thema damit nun vom Tisch ist.

In den vergangenen zwei Wochen wurde er immer wieder dazu befragt, doch Politt wollte Arbeit und Privates trennen, seinen Nachwuchs nicht zum Tour-Thema werden lassen. Nach dem Einzelzeitfahren am Freitag konnte man deutlich erkennen, wie sehr es ihn nervte, als die ARD schon wieder nachfragte. Da war Politts Tochter schon auf der Welt. "Letzte Woche, genauer sag ich's nicht", erklärte er nun in Gap.

Auf das private folgt in Gap kein sportliches Highlight

Ähnlich wie dem Deutschen von Katusha - Alpecin erging es auch dem Österreicher von Bora - hansgrohe - wenn auch mit deutlich weniger medialer Aufmerksamkeit. Pöstlbergers Sohn wurde an jenem Zeitfahr-Freitag geboren und auch er hatte nicht vor, das öffentlich zu machen. Doch über Radio Peloton ging die freudige Nachricht trotzdem.

Zwischen Pont du Gard und Gap saßen Politt und Pöstlberger nun also gemeinsam als frischgebackene Papas mit einem wunderschönen Geheimnis in der Ausreißergruppe des Tages und hofften leise, ein sportliches Highlight folgen lassen zu können. Doch als 23. (Politt) und Zwölfter (Pöstlberger) hatten sie mit dem Kampf um den Tagessieg schließlich leider nichts zu tun.

"Ich bin müde und enttäuscht", gab Pöstlberger gegenüber radsport-news.com zu. "Es ist immer eine komische Situation mit so vielen Leuten in der Spitzengruppe, gerade in der dritten Woche. Man kann schwer sagen, wer noch wie gut kann und wer welche Ambitionen hat. Es war sehr nervös und unorganisiert im Finale. Jeder versucht, irgendwie zu sparen. Dann entstehen Ungereimtheiten und man weiß gar nicht, wieso jetzt eigentlich keiner mehr fährt."

Angriffslotterie im Etappen-Finale

Als der spätere Etappensieger Matteo Trentin (Mitchelton - Scott) attackierte, setzte zunächst niemand nach. Dadurch konnte sich der Italiener lösen und zum Sieg durchziehen. Der Stärkste der Gruppe war er deshalb aber nicht zwangsweise. "Hut ab vor der Leistung, aber da spielen eben sehr viele Faktoren mit hinein", so Pöstlberger.

Vom Lotteriespiel im Finale der Etappe konnte auch Politt ein Lied singen. Der Zweite von Paris - Roubaix hatte keine Teamkollegen bei sich. Er entschied sich deshalb, vor der letzten Steigung schon in die Offensive zu gehen, um dort mit Vorsprung anzukommen, weil er fürchtete, den stärksten Kletterern am Col de la Sentinelle nicht mehr folgen zu können. Doch Politt wurde nicht fahren gelassen. "Ich habe direkt gemerkt, dass die Anderen auf mich gucken", so der Hürther, der dann danach nicht spritzig genug war, um den Postabgang in Richtung Tagessieg zu erwischen.

Eine Tour mit überraschend wenig Chancen für Ausreißer

"Ich hatte vorher gerade attackiert und dann ging die Konterattacke. Ich habe auf Dylan Teuns geguckt, der heute mein Favorit war, und dachte er springt noch hin. Aber das war nicht der Fall, und dann waren sie weg", erklärte er. "Es war eine außergewöhnliche Tour, weil oft Teams kontrolliert haben, zum Beispiel Bora für Sagan. Deshalb sind selten Ausreißer durchgekommen - eigentlich fast nur auf den Bergetappen."

Die letzte Chance auf einen Etappensieg als Ausreißer ist für die frischgebackenen Papas in Gap also verstrichen. Nun geht es für beide ins Hochgebirge, wo sie Helferdienste für Ilnur Zakarin und Emanuel Buchmann verrichten und in Gedanken wohl die meiste Zeit ganz woanders sein werden. Es ist nicht nur physisch hart, Radprofi zu sein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsportnachrichten

18.12.2024Die Trikots der WorldTeams für die Saison 2025

(rsn) - Wie bunt wird das Peloton 2025? Und welche werden die vorherrschenden Farben in der kommenden Saison sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor -

18.12.2024Nach einem Jahr als Leader künftig in Pidcocks Schatten

(rsn) – Nach vier Jahren beim belgischen Quick-Step-Team stand im vergangenen Winter für Jannik Steimle ein Tapetenwechsel an. Mit dem Wechsel zum Zweitdivisionär Q36.5 verband er die Hoffnung, vo

18.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

17.12.202483. Paris-Nizza mit zwei Bergankünften und Teamzeitfahren

(rsn) – Die 83. Ausgabe der Fernfahrt Paris – Nizza (9. – 16. März) 2.UWT) hat je drei Etappen für Sprinter und Kletterer, ein Teilstück für Puncheure und auch wieder ein Teamzeitfahren im P

17.12.2024Pogacar-Helfer will den “Killerinstinkt“ wieder erwecken

(rsn) - Felix Großschartner (UAE Team Emirates) steckt zwar gerade in Spanien, im Luxusresort Grand Hotel Luxor in Benidorm, in dem es von pharaonischen Symbolen wie Obelisken, Sphinxen und Pyramiden

17.12.2024UAE: Sechsjahresvertrag mit neuem Sponsor XRG

(rsn) – Bereits vor einer Woche wurde beim Medientag des UAE Teams Emirates bekannt, das der Rennstall künftig auf einen weiteren finanzstarken Geldgeber bauen kann, der ab 2025 als neuer Co-Namens

17.12.2024Pidcock verzichtet in diesem Winter auf Crossrennen

(rsn) – Tom Pidcock wird in diesem Winter auf Einsätze im Gelände verzichten. Das teilte der 25-jährige Brite auf Instagram mit. “Am Sonntag habe ich mir meinen ersten Cyclocross dieser Saison

17.12.2024Behrens und Lippert Deutschlands Radsportler des Jahres

(rsn) – Niklas Behrens, Liane Lippert und Anastasia Kuniß sind Deutschlands Radsportler des Jahres. U23-Weltmeister Behrens ließ bei der zum 54. Mal von den Zeitschriften Radsport und RennRad durc

17.12.2024Zwischen riesigem Jubel und einer bitteren Zwangspause

(rsn) – Besser als die Saison 2024 hat ein Jahr für Kevin Geniets (Groupama – FDJ) aus sportlicher Sicht wohl noch nie begonnen: Gleich am ersten Renntag gewann er den Grand Prix La Marseillaise

17.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

17.12.2024Felline steigt vom Rad, Schweizer Vizemeister Pellaud nach China?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.12.2024Alles begann mit Denks Brief an Mateschitz

(rsn) – Für die Öffentlichkeit begann der Poker um den Einstieg von Red Bull bei Bora – hansgrohe um den vergangenen Jahreswechsel herum. Eine Information der österreichischen Bundeswettbewerbs

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine