--> -->
10.08.2019 | (rsn) - Liebes Tagebuch, wieso sind hier alle so gemein zu mir? Der Tag begann eigentlich sehr gut, denn auf dem Plan stand eine eher entspannte Etappe. Nur ein Berg zu Beginn, den wir aber schon kannten. Zuvor durften wir aber noch eine Abfahrt hinuntersausen, diese war leider neutralisiert. Eigentlich gemein, denn endlich wäre ich auch mal im Vorteil gewesen!
Nachdem wir unten angehalten hatten, ging das Rennen direkt los. Ich versuchte mein Heil sofort in der Flucht, um eventuell mit einer ungefährlichen Gruppe in den Berg zu kommen. Und um dann daraus abgehängt zu werden, es aber dennoch im ersten Feld über den Berg zu schaffen. Diesen Plan verfolgten leider auch andere Fahrer, unter anderem gefährliche Jungs fürs Gesamtklassement. Wobei die vermutlich den Teil "aus der Spitzengruppe am Berg herausfallen“ eher nicht auf dem Schirm hatten. Daher musste ich den Berg mit dem Feld zusammen in Angriff nehmen. Ich konnte mich dennoch erstaunlich gut vorn halten und sah daher aus erster Reihe, wie Diego Mílan Jimenez (ein sehr schöner Name!) vom Inteja Team angriff.
Natürlich konnte ich nicht folgen, denn nicht umsonst liegt er auf dem fünften Gesamtrang nur 2:30 Minuten hinter Freddy (Frederik Dombrowski). Da sie aber nur zu zweit losgefahren waren, beschlossen wir sie ziehen zu lassen. Kurze Zeit später griffen erneut einige Fahrer an. Ich sprang ans Hinterrad und dachte, ich hätte den Capitano dabei, der war aber leider eingebaut. So machte ich mich mit ein paar weiteren Fahrern auf die Socken. Ich konnte wie erwartet nicht lange am Berg folgen und fiel langsam wieder zurück.
Plötzlich wurde ich von einem Kollegen vom Dauner Team ein-/überholt. Er schaffte noch den Sprung nach vorne, war aber rund 30 Kilometer später schon wieder zurück im Feld. Abends fand ich dann den Grund heraus: Sein Mannschaftswagen konnte nicht nach vorne kommen und die anderen Teams wollten ihn nicht verpflegen. So erlitt er einen dezenten Wassermangel… Sehr schade und eine Schande für die anderen Sportlichen Leiter, einen Fahrer bei diesen Temperaturen nicht mitzuverpflegen!
Ich schaffte es also relativ weit vorne in der ersten Gruppe zusammen mit Freddy und Peschgi über den Berg. Auch die anderen ließen kein Loch aufreißen, waren aber etwas weiter hinten platziert. Als wir nach der Abfahrt die Bestandsaufnahme gemacht hatten, wurde uns klar, dass die Gruppe an der kurzen Leine gehalten werden sollte. Ich ließ mich zum Auto zurückfallen und fragte Micha nach mehr Informationen und wie wir weiter verfahren sollen. Wir beschlossen nicht direkt hinterherzufahren, da das Gelbe Trikot, der Zweitplatzierte und der Viertplatzierte ebenfalls in unserem Feld waren. Ein großer Fehler, wie sich später herausstellte. Die anderen wollten auch nicht fahren und plötzlich hatte die Spitzengruppe vier Minuten Vorsprung. Ab diesem Zeitpunkt begann der Alptraum. Wir reihten uns vorne ein, wobei Fred und ich uns erst noch zurückhielten. Ich sollte ja eigentlich heute sprinten…
Wir mussten alle unsere Überredungskünste anwenden, um zumindest das kasachische Team des Zweitplatzierten zur Mitarbeit zu bewegen. Die Jungs fuhren sich die Seele aus dem Leib und verkleinerten den Vorsprung auf rund 3:30 Minuten. Die Bergwertung teilte unseren Zug wie Moses das Meer. So konnte auch der Vorsprung wieder anwachsen. Das war ungefähr der Zeitpunkt, an dem ich realisierte, dass meine Schonfrist abgelaufen war und die Geheimwaffe ausgepackt werden musste.
Ich spannte mich vor das Feld, in der Hoffnung, gleich wieder Gesellschaft von meinen Teamkollegen zu bekommen. Diese Gesellschaft ließ nur leider rund zehn Kilometer auf sich warten und mir wurde bewusst, die Geheimwaffe ist nicht geladen. Hin und wieder kam einer der Kasachen und leistete mir Unterstützung, aber wirklich schlagkräftig waren wir da vorne nicht.
Als die Lage schon sehr aussichtlos aussah, kam Marcel nach vorne und ich spürte eine Erschütterung der Macht. Er spannte sich an die Spitze und als ich ihm zurief, ich könne auch mal wieder in die Führung, war seine Antwort nur: “Lass mich noch fahren, ich brauche meinen Rhythmus!“ Ich wollte den guten Mann nicht bei der Arbeit stören und ließ ihn knappe zehn Kilometer gewähren, bis er ausscherte. Danach war ich wieder an der Reihe, konnte allerdings nur knapp fünf Kilometer die Lokomotive spielen. Der Unterschied bei uns beiden: Marcel blieb im Feld und ich ward nicht mehr gesehen.
Auch das Gruppetto konnte ich nicht mehr halten und fiel hoffnungslos zurück. Kein Problem – es waren nur noch 50 Kilometer ins Ziel! Ich war mir zwischenzeitlich auch ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob ich ein Problem mit dem Zeitlimit haben würde. Ich schleppte mich mehr schlecht als recht ins Ziel und sackte dort erstmal etwas in mir zusammen. Ich nahm kaum wahr, als Micha mir erzählte, dass Diego Mílan Jimenez (immer noch ein wundervoller Name) kurz vor dem Ziel aus der Spitze zurückfiel und vom Peloton geschluckt wurde. Auch nicht, dass Basti sogar noch weiter abgeschlagen als ich im Ziel eintrudelte, da er der Bergwertung zum Opfer gefallen war..
Die Stimmung hielt sich heute beim Abendessen in Grenzen, da wirklich jeder ans Limit gehen musste. El Capitano hat aber keine Zeit verloren, daher können wir die Etappe als Erfolg verbuchen. Drückt mir nun bitte wirklich die Daumen (anscheinend haben es gestern nicht sehr viele Leute getan), denn mir reicht es jetzt wirklich. Morgen stehen zwei Halbetappen an, zumindest die Zweite werde ich vermutlich keine Attacken fürchten müssen. Es ist ein Zeitfahren.
Ich lasse morgen wieder von mir hören, bis dahin einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Hermann
(rsn) - Ein letztes Mal sage ich Hallo aus Guadeloupe, heute stand die letzte Etappe an. Die Strecke war anfangs hügelig mit zwei kleinen Bergwertungen und führte dann auf einen welligen Rundkurs.
11.08.2019Als Zombie aufgewacht, aber gut gelaunt eingeschlafen(rsn) - Hallo und guten Morgen zum nächsten Eintrag. Auf dem heutigen Plan stand zuerst ein Straßenrennen über 86 Kilometer und danach ein Einzelzeitfahren über 24 Kilometer. Als ich aufwachte, da
09.08.2019Während Freddy den Berg hochflog, flogen hinten die Fäuste(rsn) - Hallo Freunde, es ist vollbracht! Wir haben die härteste Etappe hinter uns gebracht und sind noch mit allen sechs Fahrern im Rennen. Einfach war das jedoch nicht! Auf uns warteten, auf 126 Ki
08.08.2019Ob die Gelbwesten Guadeloupe infiltriert haben?!(rsn) - Heute stand für uns die 5. Etappe an. Das Profil sollte flach sein mit einem Berg gegen Ende. Das "flach“ ersetzen wir sicherheitshalber mal mit "hügelig“. Um fast Punkt 8 Uhr charterte
07.08.2019Es ging zu wie beim Bahnrennen hinter dem Derny(rsn) - Willkommen zum Eintrag über die 4. Etappe der Tour der Guadeloupe. Schon beim Aufstehen war die Stimmung in unserem "Zimmer der Schwergewichte" etwas betrübt, so wussten wir alle um die vi
06.08.2019Dombrowski rutscht in Guadeloupe vom 3. auf den 5. Rang(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour. Tour de
06.08.2019Unser Capitano Freddy zündete ein Feuerwerk(rsn) - Ein tropisches Hallo zur 3. Etappe, auf dem Programm standen heute vier Bergwertungen, wovon eine direkt nach dem Start auf uns wartete. Die Marschroute war daher klar: den ersten Berg überle
05.08.2019Nach 18 Jahren als Lizenzfahrer erstmals im Bergtrikot(rsn) - Ein herzliches Hallo aus dem französischen Überseedepartement Guadeloupe. Wir sind hier zur Tour de Guadeloupe angereist und haben auch schon die ersten Rennen hinter uns, daher werde ich ku
(rsn) – WM-Gold bei den Juniorinnen hat Cat Ferguson (Movistar) in Zürich im Zeitfahren und auf der Straße bereits gewonnen, nun will das britische Toptalent auch im Gelände weiter in der Erfolgs
04.12.2024Umba und Marukhin steigen bei Astana ab(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
04.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport
03.12.2024Postbotin nach Evenepoel-Unfall “zutiefst betroffen“(rsn) – Die Belgische Post hat in einem Statement gegenüber Sporza betont, dass man bei den polizeilichen Ermittlungen zum Unfall von Remco Evenepoel am Dienstag am Kirchplatz von Oetingen "uneinge
03.12.2024De Lie zieht Champs-Élysées-Sieg dem Gelben Trikot vor(rsn) – Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) hat für die Saison 2025 zwei große Ziele: die flämischen Klassiker und die Tour de France. In einem Interview mit cyclingnews.com hat der Belgische Meister
03.12.2024Rad und Knochen gebrochen: Evenepoel im Krankenhaus(rsn) – Remco Evenepoel hat sich bei einem Trainings-Unfall am Dienstag in Belgien Frakturen an einer Rippe, dem rechten Schulterblatt und seiner rechten Hand sowie eine Lungenprellung und eine Luxa
03.12.2024Valverde vor Berufung zum spanischen Nationaltrainer der Elite?(rsn) – Wie die spanische AS berichtet, ist Alejandro Valverde ein heißer Kandidat auf den Posten als Elite-Nationaltrainer in Spanien. Er könne die Nachfolge des 42-jährigen Pascual Momparler an
03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden
03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g
03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht
03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze
03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem