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07.12.2019 | (rsn) - Das französische Team Total Direct Énergie um Klassiker-Ass Niki Terpstra wird im kommenden Mai trotz einer automatischen Wildcard-Einladung, die der Rennstall als bestes ProContinental-Team der Saison 2019 errungen hat, nicht am Giro d'Italia teilnehmen. Der Rennstall will sich 2020 auf andere Ziele konzentrieren - auch wenn der Sprinter des Teams mit Niccolo Bonifazio ein Italiener ist.
"Nach Gesprächen mit der sportlichen Leitung haben wir entschieden, nicht hinzufahren", erklärte Teamchef Jean-René Bernaudeau auf der Team-Website. "Es wäre aus sportlicher Sicht zu riskant. Das Team ist nicht stark genug, um darauf zu hoffen, dass wir bei Mailand-Sanremo, den flämischen Klassikern, dem Giro d'Italia und der Tour de France erfolgreich sein können."
Natürlich ist für den Rennstall aus der Vendee die Tour de France das große Saison-Highlight. Dort wird man die durch die neuen UCI-Regularien als bestes ProContinental-Team gewonnene 'Dauer-Wildcard' für die Saison 2020 auch wahrnehmen. Total Direct Energie darf durch die neue Regelung an allen WorldTour-Rennen der kommenden Saison teilnehmen, wenn das Team möchte - im Gegensatz zu den 19 WorldTour-Teams, die an allen WorldTour-Rennen teilnehmen müssen.
"Während wir uns gefreut haben, Erster im ProContinental-Ranking im Oktober zu sein, waren unsere Kaderplanungen aber auch schon fast abgeschlossen. Wir konnten unser Team nicht mehr ausreichend anpassen", so Bernaudeau.
Giro-Wildcards für alle verbleibenden italienischen Teams?
Für den Giro d'Italia ist die Absage der Franzosen kein Beinbruch - im Gegenteil. Giro-Veranstalter RCS kann dadurch für den Mai drei Wildcards frei vergeben, anstatt nur zwei Wunsch-Teams auswählen zu dürfen und mit einer B-Truppe des Teams Total Direct Énergie vorlieb nehmen zu müssen.
Höchstwahrscheinlich dürfen daher nun Androni Giocattoli - Sidermec, Bardiani - CSF - Faizane und Neri Sottoli - Selle Italia die drei Wildcards entgegennehmen. Das sind die drei einzigen, noch bestehenden italienischen ProContinental-Teams, nachdem Nippo - Vini Fantini im Herbst dicht gemacht wurde - übrigens teilweise auch deshalb, weil die neuen UCI-Regularien die Wildcard-Plätze für den Giro von bislang vier auf künftig zwei verringert hatten und das Team und seine Sponsoren so kaum Hoffnungen auf einen Startplatz hatte.
Total glücklich, Giro glücklich, aber was ist mit dem Rest?
Während Giro-Boss Mauro Vegni die Absage von Total Direct Énergie also wohl kaum negativ auffassen dürfte, wirft sie doch ein fragwürdiges Licht auf die neue Wildcard-Regelung der UCI an sich:
Erstens weil die Ablehnung von Einladungen nach außen eben doch wie eine Geringschätzung wirkt, und zweitens weil Total Direct Énergie nun de facto in einer komfortableren Lage ist, als die schwächeren WorldTour-Teams. Die nämlich müssen viel Geld ausgeben, um an allen WorldTour-Rennen teilzunehmen, obwohl ihre Sponsoren teilweise gar keine Interesse an diesen Rennen haben. Und Total Direct Énergie kann mit insgesamt geringerem Budget womöglich bei ausgesuchten Höhepunkten doch besser auftrumpfen.
Für einige Rennställe am unteren Ende der WorldTour-Nahrungskette dürfte es künftig eine Überlegung wert sein, auf den WorldTour-Platz zu verzichten und lieber die ProContinental-Riege anzuführen, um ökonomischer wirtschaften zu können.
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