So funktioniert das Team Lotto - Kern Haus / Teil 4

Monreal: “110 Prozent Idealismus und Ehrenamt“

Von Christoph Adamietz

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Foto: Lotto - Kern Haus - Carla Nagel / Marcel Hilger

11.04.2020  |  (rsn) - Seit 2014 ist Florian Monreal Teamchef des Koblenzer Rennstalls Lotto - Kern Haus. Im letzten Teil des Interviews mit radsport-news.com benennt Monreal unter anderem die Mindestsumme, die man für eine Kontinental-Saison braucht, seinen Arbeitsaufwand sowie die Ziele seines Rennstalls.

Haben Sie mal ausgerechnet, wie viele Stunden Sie in der Woche arbeiten? Monreal: Mit allen Tätigkeiten zusammen inklusive meinem Job bei Lotto RLP sind es mindestens 60 bis 70 Stunden. Ich sitze im Jahr bestimmt 60-70000 Kilometer im Auto, telefoniere viel, habe viel am PC zu tun. Momentan erfahre ich wegen Corona eine lange Zeit nicht für möglich gehaltene Entschleunigung und es bleibt auch viel Zeit für die Familie. Ansonsten, wenn am Wochenende Rennen sind, geht es Freitag Mittag gegen 12 Uhr los und man kommt sonntags spät zurück. Bei den Rennen vor Ort habe ich auch immer bis mindestens 23 Uhr zu tun.

Wie viel Idealismus und Ehrenamt steckt dahinter?
Monreal: Sehr viel. Die Tätigkeit besteht zu 110 Prozent aus Idealismus und Ehrenamt. Alleine was meine Eltern aus Liebe zu mir für das Team machen, das ist unbezahlbar. Durch den Erfolg ist aber auch bei meinen Eltern die Motivation umso größer geworden. Siege geben natürlich umso mehr Antrieb. Mein Vater ist technisch versiert, kümmert sich nicht nur um die Räder. Da spart man schon auch einiges an Geld. Insgesamt sehe ich das Team auch nicht als Betrieb, ich betreibe es, weil ich Spaß daran habe, weiter Teil des Pelotons zu sein. Ich würde mich sogar als Fan bezeichnen, schaue sehr gerne Radrennen im TV.

Sind Ihre Mitarbeiter fest angestellt?
Monreal: Die Fahrer und die Sportlichen Leiter sind fest angestellt. Die Soigneure und Mechaniker arbeiten auf Honorarbasis oder gar ehrenamtlich. 

Wieviel Geld benötigt ihr mindestens, um im Kontinental-Bereich eine Saison durchzustehen?
Monreal: Rechnet man Geld- und Sachwerte zusammen, dann braucht man auf jeden Fall einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Neben den Gehältern, die auf Kontinental-Niveau mindestens 250 Euro pro Monat pro Fahrer betragen, braucht man einiges an Reserven für die Rennen. Die Reisekosten fressen einen erheblichen Teil des Budgets weg. 

Laufen Sponsorenverträge zumeist nur über ein Jahr oder gibt es auch längerfristige Verträge?
Monreal: Wir haben Verträge von bis zu drei Jahren Laufzeit. Vor allem die mit den großen Sponsoren laufen über eine längere Zeit. Das ist auch sehr wichtig für die Planung. 

Was würden Sie jemandem raten, der erstmals ein Kontinental-Team auf die Beine stellen will?
Monreal: Wichtig ist vor allem, langfristige Sponsorenverträge mit den zwei, drei wichtigsten Partnern zu haben. Außerdem braucht man viel Durchhaltevermögen, gerade im ersten Jahr. Es wird sicherlich nicht heißen: Er kam, sah und siegte. Wichtig ist natürlich auch eine Portion Erfahrung, aber die ergibt sich im Laufe der Zeit. Ich bin in den Jahren auch viel gelassener geworden. 

Was halten Sie von der Idee, im Radsport Ablösesummen an die abgebenden Teams zu zahlen, so dass deren Nachwuchsförderung auch entlohnt wird?
Monreal: Das finde ich einen sehr guten Ansatz. Zuletzt wurde ich von jemanden, der sich nicht so gut im Radsport auskannte, gefragt: Für den Rutsch hast du jetzt ja sicherlich eine schöne Ablösesummer bekommen, oder? Aber natürlich gab es für Rutschs Wechsel in die WorldTour nichts. Es müssen ja keine großen Summen fließen, aber 10.000 Euro für einen solchen Wechsel als Entschädigung wäre schön. Letztlich fehlt dem Radsport dazu aber das Geld. 

Deutschland fehlt aktuell ein Zweitdivisionär. Wie groß ist der Schritt in die zweite Division?
Monreal: Der Schritt ist schon sehr groß, aber nicht unmöglich. Es ist realistisch, es zu schaffen, und das bleibt auch eines meiner Ziele. Der Mehrwert wäre schon immens, denn dann hätte man die Chance, die ganz großen Rennen zu bestreiten und dadurch mehr TV-Präsenz. Man braucht dazu natürlich einen großen Sponsor und es ist schon mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. Ich selbst müsste dann in Vollzeit arbeiten und meinen Job bei Lotto RLP aufgeben. Man bräuchte einen viel größeren Fuhrpark, einen Camper, LKW, Bus, mehrere Festangestellte. Den Mehraufwand würde ich aber nicht scheuen. 

Was ist Ihr größtes persönliches Ziel als Teamchef?
Monreal: Als Fahrer blieb es mir verwehrt, die großen Rennen zu bestreiten. Bei einem Rennen wie Mailand – Sanremo mal als Verantwortlicher im Begleitwagen zu sitzen, das wäre super. Das ist aber eher ein Fernziel. Ein Nahziel wäre, mal bei einem Rennen der Kategorie 1.1 auf dem Podium zu stehen oder es gar zu gewinnen. Auch ein Rundfahrtsieg wäre toll, da wir da in der Vergangenheit schon öfter nah dran waren. 

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