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15.08.2020 | (rsn) - Jakob Fuglsang (Astana) hat in Como die 114. Austragung der Lombardei-Rundfahrt für sich entschieden. Der Däne trotzte der sommerlichen Hitze und gewann mit einem kraftvollen Antritt am letzten Anstieg das zweite Monument seiner Karriere, nachdem er 2019 Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen hatte. Nach 231 anspruchsvollen Kilometern mussten sich George Bennett (Jumbo - Visma) und Alexandr Vlasov (Astana) mit den weiteren Podestplätzen begnügen. Auf den nächsten Rängen landeten Vorjahressieger Bauke Mollema, Giulio Ciccone und Vincenzo Nibali (alle Trek - Segafredo).
Der 35-jährige Fuglsang war zweifellos der stärkste Fahrer in einem harten Rennen. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Vlasov hatte er schon an der Muro di Sormano, knapp 50 Kilometer vor dem Ziel, eine Vorselektion herbeigeführt. Am vorletzten Anstieg nach Civiglio konnte nur noch Bennett dem Duo folgen.
"Es war ein heißer Tag und ich bin Vollgas gefahren. Ich habe mich gut gefühlt, aber ich wusste, dass George auch in guter Form war, insbesondere nach seinem Sieg am Mittwoch. Zum Glück war Vlasov da, der mir viel geholfen hat. Er ist heute wie ein Champion gefahren“, lobte Fuglsang den Russischen Meister.
Das Trio kooperierte bis zum letzten Anstieg nach San Fermo di Battaglia. Dort versuchte Bennett, mit mehreren Antritten das Astana-Duo abzuschütteln. Während Vlasov zurückfiel, setzte Fuglsang dann seinen entscheidenden Konterangriff. "Nach Civiglio dachte ich, dass es zum Sprint mit George kommen würde und ich wusste, dass ich ihn dann besiegen würde. Im Anstieg nach San Fermo habe ich es dennoch versucht ihn zu distanzieren. Und als ich sah, dass ich allein war, habe ich bis zur Ziellinie durchgezogen“, schilderte Fuglsang die entscheidenden Momente.
Bennett wird Fuglsang nicht los
Der 30-jährige Bennett musste die Überlegenheit seines Kontrahenten anerkennen. "Ich habe es mit allem versucht, aber ich konnte ihn nicht abhängen. Während des Rennes hatte ich gute Beine und wollte in Civiglio attackieren. Ich konnte Fuglsang das letzte Mal einfach nicht folgen. Ich bin enttäuscht, aber mit ein wenig Zeit werde ich mit diesem Resultat sehr zufrieden sein“, sagte der Gewinner des Grand Piemonte vom Mittwoch.
Fuglsangs Sieg wurde allerdings von zwei schweren Stürzen überschattet. Mitfavorit Remco Evenepoel (Deceunick-Quickstep) stürzte auf der gefährlichen Abfahrt von der Muro di Sormano von einer Brücke. Der Belgier wurde ins Krankenhaus gebracht, wo man einen Beckenbruch und eine Lungenkontusion diagnostizierte.
Zudem wurde Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) im Finale des Rennens von einem auf die Rennstrecke fahrendes Auto getroffen. Der Deutsche Meister konnte das Rennen zwar auf dem siebten Platz beenden, weitere Untersuchungen zu Schachmanns Gesundheitszustand müssen allerdings abgewartet werden. Angesichts dieser Zwischenfälle wird der Veranstalter einige Fragen zur Sicherheit der Rennfahrer beantworten müssen.
So lief das Rennen:
Vor dem Start in in Bergamo wurde mit einer Schweigeminute den Opfern des Covid-19 Virus gedacht. Die lombardische Metropole war im Frühjahr besonders schwer von der Pandemie betroffen. Mit einem Durchschnitt von 49,8 Km/h wurde danach die erste Rennstunde sehr schnell absolviert.
Erst nach knapp 45 Kilometern konnte sich eine Ausreißergruppe mit Peter Vakoc (Alpecin - Fenix), Davide Gabburo (Androni Giacattoli - Sidermec), Daniel Savini (Bardiani - CSF - Faizanè), Joey Rosskopf (CCC), Andrea Pasqualon (Circus - Wanty Gobert), Emmanuel Morin (Cofidis), Denis Nekrasov (Gazprom - RusVelo), James Piccoli (Israel Start-Up Nation), Alexandr Riabushenko (UAE - Team Emirates), Marco Frapporti (Vini Zabù - KTM) und Florian Stork (Sunweb) absetzen. Die Spitzengruppe konnte allerdings nie mehr als 4:20 Minuten Vorsprung herausfahren und wurde bereits 68 Kilometer vor dem Ziel gestellt.
Dort verschärfte das Deceunick - Quick-Step Team in Person von Dries Devenyns das Tempo für Evenepoel. Über den Anstieg zur Madonna del Ghishallo und der Anfahrt zur Muro di Sormano dünnte das Feld auf knapp 30 Fahrer aus. Am Fuße der Mauer übernahm schließlich Vlasov das Ruder und reduzierte das Favoritenfeld weiter.
Am Gipfel des Anstieges waren mit ihm, Fuglsang, Evenepoel, Nibali, Mollema, Ciccone und Bennett nur noch sechs Fahrer im Rennen um den Sieg. Auf der Abfahrt verschärfte Nibali das Tempo, was Evenepoel zum Verhängnis werden sollte. In einer Linkskurve wurde der 20-Jährige zu weit herausgetragen, kollidierte mit der Mauer einer Brücke und stürzte rund fünf Meter in die Tiefe.
Trek - Segafredo kann numerische Überlegenheit nicht nutzen
Die übrigen sechs Fahrer der Spitzengruppe arbeiteten auf dem folgenden flachen Abschnitt am Comer See zusammen und vergrößerten ihren Vorsprung auf eine Verfolgergruppe, in der sich Maximilian Schachmann, sein Teamkollege Rafal Majka, Richard Carapaz (Ineos), Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) und Diego Ulissi (UAE - Team Emirates) befanden.
Trek - Segafredo verpasste es in dieser Phase, die zahlenmäßige Überlegenheit in der Spitzengruppe taktisch auszunutzen. Am Anstieg in Civiglio, knapp 20 Kilometer vor dem Ziel, verschärfte Fuglsang das Tempo zum ersten Mal und distanzierte damit die drei Trek-Fahrer. Mollema und Ciccone versuchten, durch eine waghalsige Abfahrt die Lücke zur Spitze nochmals zu schließen, scheiterten aber, weil auch Vlasov, Fuglsang und Bennett gut zusammenarbeiteten.
Am letzten Anstieg distanzierte Bennett mit einer Attacke zunächst Vlasov. Sein zweiter Antritt wurde jedoch von Fuglsang gekontert, der direkt eine Lücke riss und einem sicheren Sieg entgegenfuhr. An den Ergebnissen ließ sich ablesen, wie intensiv das Rennen gefahren wurde: Die Lücke zwischen Fuglsang und dem zehntplatzierten Mathieu van der Poel betrug 6:28 Minuten. Und alle Fahrer auf den ersten zwölf Plätzen erreichten das Ziel solo.
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