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28.03.2021 | (rsn) - Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat bei Gent-Wevelgem für den 50. Sieg eines Belgiers gesorgt. Der dreimalige Cross-Weltmeister setzte sich nach 248 Kilometern im Sprint einer siebenköpfigen Spitzengruppe gegen Giacomo Nizzolo (Qhubeka - Assos) und Matteo Trentin (UAE Team Emirates) durch. Van Aert und seine Begleiter konnten sich schon knapp 180 Kilometer vor dem Ziel auf der Windkante vom Feld absetzen, um schließlich den Sieg unter sich auszumachen.
Der größte Teil des flämischen Klassikers war von starken Seitenwinden geprägt, in denen das Feld nach 70 Kilometern zersplitterte. Neben Van Aert, Nizzolo und Trentin befanden sich starke Sprinter wie Sam Bennett (Deceunick - Quick-Step) oder Klassikerspezialisten wie Stefan Küng (Groupama-FDJ) in einer 23-köpfigen Spitzengruppe. Dahinter Gruppe bildete sich zwar ein größeres Verfolgerfeld, doch dieses konnte den Rückstand nicht mehr unter eine Minute reduzieren.
“Es war eine Gruppe von rund 20 Fahrern. Das ist zwar eine große Gruppe, aber man muss trotzdem eine Menge Führungen fahren. Wir mussten die ganze Zeit durch Seitenwinde fahren. Das war eine gewaltige Anstrengung, aber das war es definitiv wert“, erklärte Van Aert im Ziel. Dank seines Teamkollegen Nathan Van Hooydonck konnte der 26-Jährige die Spitze kontrollieren. Im Ziel hob er die starke Teamarbeit vor, die ihm den Erfolg bescherte und in starkem Kontrast zu Mailand-Sanremo stand, wo Van Aert früh isoliert war.
Van Aert und Van Hooydonck spielen es geschickt
Van Hooydonck spielte auch eine wichtige Rolle auf den letzten Kilometern, als er das Tempo hochhielt, Attacken verhinderte und schließlich seinem Kapitän noch den Sprint vorbereitete. “Es war ein Hochgeschwindigkeitssprint. Wir hatten den ganzen Weg vom Kemmelberg Rückenwind. Ich wollte früh genug antreten. Das hat perfekt funktioniert, keiner konnte mehr vorbeiziehen. Ich bin sehr glücklich“, resümierte Van Aert, nachdem er mit Gent-Wevelgem das erste World-Tour Rennen auf belgischem Boden gewinnen konnte.
Die einzige Attacke im Finale kam von Küng, die anderen Spitzenreiter verließen sich wohl auf ihren Sprint. Nach dem Rennen kam die Frage auf, ob es nicht besser gewesen wäre, Van Aert früher zu attackieren. “Ich bin nicht enttäuscht. Am Ende eines solch harten Rennens sprechen die Beine für sich. Und ich denke, dass der stärkste gewonnen hat“, meinte der zweitplatzierte Nizzolo nach dem Rennen. Und auch Landsmann Trentin meinte, das bestmögliche Ergebnis herausgefahren zu haben. “Ein großer Champion hat heute gewonnen, es ist keine Schande hinter ihm zu landen. Aber natürlich fahren wir alle auf den Sieg. Deshalb bin ich zur Hälfte enttäuscht“, sagte Trentin.
Bennett bricht im Finale ein
Tragischer Protagonist des Rennes war Sam Bennett, der als einziger Fahrer des am Freitag noch dominant aufgetretenen Deceuninck - Quick-Step Teams den Sprung in die Spitzengruppe schaffte. Der Ire quälte sich mit den Spitzenreitern über die letzte Passage des Kemmelbergs. Dabei investierte er jedoch so viel Energie, dass er im flachen Abschnitt auf den letzten 15 Kilometern komplett einbrach sich sogar übergeben musste.
Als bester deutscher Profi belegte Max Walscheid (Qhubeka - Assos) nach einer ansprechenden Vorstellung 2:22 Minuten hinter Van AertRang 26, eine Position vor dem zeitgleichen John Degenkolb (Lotto Soudal), dem Gewinner der Ausgabe von 2014.
Nicht am Start waren dagegen Trek-Segafredo um Vorjahressieger Mads Pedersen und Mailand-Sanremo-Sieger Jasper Stuyven sowie das deutsche Team Bora - hansgrohe. Der US-Rennstall hatte nach einem positiven Coronafall sein Team zurückgezogen, die Mannschaft aus Raubling erhielt von den Organisatoren ein Startverbot, nachdem ein Arzt 17 Mitglieder des Teams in Quarantäne geschickt hatte.
So lief das Rennen:
Nach dem Start bildete sich eine vierköpfige Spitzengruppe mit Stefan Bissegger, Jonas Rutsch (Education First - Nippo), Yevgeniy Fedorov (Astana) und Laurenz Rex (Bingoal Pauwels Sauces WB), die sich einen maximalen Vorsprung von acht Minuten erarbeiten konnte. Doch im vom Seitenwind befallenen Terrain in der Nähe von De Panne teilte sich das Feld knapp 180 Kilometer vor dem Ziel in mehrere Formationen.
Eine größere Gruppe um Van Aert, Bennett, Trentin, Nizzolo, Küng, Sonny Colbrelli (Bahrain-Victorious) und Michael Matthews (Bike Exchange) fuhr zu den Ausreißern auf, so dass die Spitze nun 23 Mann umfasste. Dahinter bildeten sich zwei Verfolgergruppen, die sich knapp 100 Kilometer vor dem Ziel zu einem größeren Verfolgerfeld zusammenschloss, welches knapp eine Minute Rückstand aufwies. Da erste Gruppe gut harmonierte, konnten die Verfolger nicht mehr in den Kampf um den Tagessieg eingreifen.
Die Spitze ist sich einig
An der zweiten von drei Passagen des Kemmelbergs verschärfte Van Hooydonck das Tempo und reduzierte die Spitze auf neun Mann. Die abgehängten Ausreißer formierten sich in einer Verfolgergruppe um Bissegger, die an der letzten Passage des Kemmelbergs von Teilen des Feldes aufgefahren wurde. Dort waren es vor allem Yves Lampaert (Deceuninck - Quick-Step) und Greg Van Avermaet (AG2R - Citroen), die verzweifelt versuchten, die Lücke nach vorne zu schließen.
Doch die neunköpfige Spitze arbeitete überraschenderweise bis weit in das Final hinein zusammen. Durch eine Tempoverschärfung von Van Hooydonck knapp 15 Kilometer vor dem Ziel verloren Bennett und Danny van Poppel (Intermarché - Wanty Gobert) den Anschluss. Fünf Kilometer vor begannen sich die Spitzenreiter zu belauern und Van Hooydonck übernahm die Kontrolle für seinen Kapitän Van Aert.
Küng schien als einziger auf keinen Sprint setzen zu wollen und fuhr im Finale eine Attacke. Van Hooydonck parierte diesen Angriff jedoch mit Bravour. Im anschließenden Sprint gewann Van Aert mit einem langen Sprint souverän. Eine Radlänge hinter dem Belgier sicherten sich Nizzolo und Trentin die Podiumsplätze vor Colbrelli und Matthews. Aus dem Feld griffen Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) und Anthony Turgis (Total Direct Energie) an, um sich die Plätze acht und neun zu sichern.
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