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18.04.2021 | (rsn) - Das 55. Amstel Gold Race wartet in Folge der Corona-Bestimmungen mit einem neuen Kurs auf - was maßgeblichen Einfluss auf den Rennausgang haben könnte. Üblicherweise führt der erste der drei Ardennenklassiker über rund 260 Kilometer, die diesjährige Austragung ist rund 40 Kilometer kürzer und wird zudem auf einem Rundkurs praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen.
Nach dem Start in Valkenburg geht es auf einem zwölf Mal zu befahrenden Rundkurs nach Berg en Tijt. Auf dieser 17 Kilometer langen Schleife warten der Geulhemmerberg (1,1km, 5,4%), der Bemelerberg (900m, 5%) und der Cauberg (1,2km, 5,8%). Zudem werden auf einer 16 Kilometer langen finalen Runde nochmals der Geulhemmerberg und der Bemelerberg überquert, ehe es auf schmalen, verwinkelten Straßen direkt in Richtung Ziel in Berg en Terblijt geht. So kommen insgesamt knapp 2.800 Höhenmeter zusammen.
"Rennen wird sehr nervös, einer WM ähnlich
"Es wird ein völlig anderes Rennen, sehr nervös, einer WM ähnlich", urteilte Klaas Lodewyck, Sportdirektor bei Deceuninck - Quick-Step, das mit Weltmeister Julian Alaphilippe, der mit Startnummer 1 ins Rennen geht, einen der großen Favoriten stellt. Der Franzose hatte sich vor zwei Jahren bei der letzten Austragung nur wegen taktischer Spielchen auf dem Schlusskilometer im Duell mit Jakob Fuglsang (Astana) den Sieg noch nehmen lassen und dürfte entsprechend motiviert am Start stehen. "Die Ardennenklassiker liegen mir auch viel mehr als die Kopfsteinpflasterrennen", gab sich Alaphilippe optimistisch.
Bergspezialisten dürfte es dagegen schwerer fallen, auf diesem Kurs dem Rennen ihren Stempel aufzudrücken, so die Vermutung von Matt White. "Die wirklich steilen und schweren Anstiege kamen so etwa 50 Kilometer vor dem Ziel und die fehlen jetzt“, sagte der Sportdirektor von BikeExchange, das auf Rückkehrer Michael Matthews setzt. “Aber es gibt natürlich immer noch genug Steigungen und auch die sind nicht ohne. Rundkursrennen sind zudem auch taktisch berechenbarer. Entweder es kommt am Ende eine kleine Gruppe durch oder ein kleines Feld sprintet um den Sieg", fügte er an. In beiden Fällen könnte Matthews mit um den Sieg kämpfen
Mit Roglic und Van Aert: Taktik bei Jumbo - Visma dürfte "klar" sein
Ähnlich äußerte sich Steffen Radochla, Sportdirektor bei Bora - hansgrohe, gegenüber radsport-news.com: "Das Rennen wird sicher anders sein als die letzten Jahre. Etwas leichter vom Profil her und durch den Rundkurs braucht man weniger Streckenkenntnis. Auch die Länge, 219 Kilometer, wird die Taktik etwas verändern".
Beim Raublinger Rennstall soll es vor allem Maximilian Schachmann richten. Der gebürtige Berliner fuhr bereits 2019, als er Fünfter wurde, ein Topergebnis ein. Mit Ide Schelling, Wilco Kelderman und Patrick Konrad stehen zudem starke Helfer beziehungsweise Joker parat. Schachmann gehört ebenfalls zum engeren Favoritenkreis, in dem Titelverteidiger Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) fehlt. Der Niederländer hat seine Klassikersaison nach der Flandern-Rundfahrt beendet.
Dagegen hatte sich sein großer Gegenspieler Wout Van Aert (Jumbo - Visma) nach der Absage von Paris-Roubaix dazu entschlossen, noch den Pfeil von Brabant - wo er Zweiter hinter Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) wurde - und eben das Amstel Gold Race dranzuhängen. Jumbo - Visma setzt beim Heimspiel aber nicht nur auf den Belgier, sondern bringt auch noch Primoz Roglic an den Start. Der Slowene, der vergangene Woche souverän die Baskenland-Rundfahrt gewann, wird mehr sein als nur “Plan B“, auch wenn Roglic sein Amstel-Debüt geben wird.
Wie Sportdirektor Frans Maassen betonte, sei der zweimalige Vuelta-Gewinner "hungrig darauf, das Amstel Gold Race auf seinen Palmares" zu haben. Der Slowene wird sein Heil in der Offensive suchen müssen, dagegen kann Van Aert auch auf den Sprint setzen, in dem er der große Favorit wäre. "Die Taktik dürfte bei uns klar sein", sagte Van Aert.
Matthews: "Kommt auf gute Beine und das richtige Timing an"
Im Sprint einer größeren Gruppe dürfte dann Matthews sein größter Rivale sein. "Ich liebe das Amstel. Es ist immer ein schweres Rennen und durch den neuen Kurs könnte es noch härter werden. Ich bin hier schon auf das Podium gefahren und weiß, worauf es hier ankommt, nämlich gute Beine und das richtige Timing", so der Australier, der 2015 bereits einmal Dritter geworden war.
Die Hoffnungen der Niederländer ruhen vor allem auf Bauke Mollema (Trek - Segafredo), der in dieser Saison mit starken Vorstellungen aufwartete. Sein Team hat mit Mailand-Sanremo-Sieger Jasper Stuyven einen Klassikerspezialisten dabei, der im Sprint einer größeren Gruppe mitmischen könnte. "Ich erwarte jetzt nicht, dass ich alle großen Rennen gewinne. Ich bleibe realistisch, aber ich habe auch viel Selbstvertrauen", meinte der Belgier zu Wielerflits.
Bei Lotto Soudal fehlt aus gesundheitlichen Gründen der Belgier Philippe Gilbert, der das Rennen bereits drei Mal gewinnen konnte. Das belgische Team setzt stattdessen auf seinen Landsmann Tim Wellens. Ebenfalls auf der Rechnung haben muss man Jakob Fuglsang (Astana - Premier Tech), den Dritten von 2019.
Ineos - Grenadiers mit starkem Team, Pidcock ist der Sieg zuzutrauen
Das wohl stärkste Aufgebot schickt Ineos Grenadiers an den Start. Mit Brabant-Sieger Pidcock, Dylan van Baarle und Michal Kwiatkowski, der die Ausgabe von 2015 gewann, hat das britische Team gleich drei Sieg-Kandidaten dabei. "Wenn man gesehen hat, wie Pidcock beim Pfeil von Brabant fuhr, dann weiß man, dass er auch das Amstel gewinnen kann", urteilte Kontrahent Alaphilippe.
Zum erweiterten Favoritenkreis gehören Marc Hirschi (UAE Team Emirates), Sören Kragh Andersen (DSM), Michael Gogl (Qhubeka Assos) und Alejandro Valverde (Movistar), der das Amstel Gold Race im Gegensatz zu den beiden folgenden Ardennenklassikern Fléche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich noch nie gewinnen konnte.
Auch der 22-jährige Hirschi wartet noch auf ein Erfolgserlebnis - allerdings ist der Schweizer 18 Jahre jünger als der Spanier und hat seine ganze Karriere noch vor sich. "Hirschi ist ein junger Fahrer, der für Rennen wie das Amstel gemacht ist", sagte sein italienischer Teamkollege Matteo Trentin, der nach seinem dritten Platz beim Pfeil von Brabant aber auch eigene Ambitionen hegt: “Ich hoffe, dass ich selbst auch noch im Finale dabei bin“, sagte der Italiener.
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