Evenepoel verliert zwei Minuten

Schweizer Schmid feiert Sensationssieg auf Strade Bianche

Von Felix Schönbach

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Mauro Schmid (Qhubeka - Assos) | Foto: Cor Vos

19.05.2021  |  (rsn) - Der Schweizer Mauro Schmid (Qhubeka – Assos) gewann den 11. Tagesabschnitt des 104. Giro d'Italia aus einer Ausreißergruppe heraus. Er verwies Alessandro Covi (UAE – Emirates) und Harm Vanhoucke (Lotto – Soudal) auf die Plätze. Die Schotteretappe nach Montalcino lieferte das erwartete Spektakel: Durch eine starke Vorstellung baute Egan Bernal (Ineos Grenadiers) seine Führung im Gesamtklassement aus. Emanuel Buchmann (Bora – Hansgrohe) konnte dem Kolumbianer als einziger Klassementfahrer Paroli bieten. Remco Evenepoel (Deceuninck – Quickstep) gehörte zu den vielen Verlieren des Tages.

Einen schöneren ersten Profisieg als auf den Schotterstraßen der Toskana hätte sich Schmid nicht ausmalen können. “Ich kann es fast nicht glauben. Ich kam erst vor zwei Wochen ins Giro-Team. Meine Vorbereitung war gut, aber ich habe am Anfang der Saison nicht an eine Grand Tour gedacht. In den letzten zehn Tagen habe ich enorm gelitten, ich konnte dem Feld oft kaum folgen. Heute wollte ich in die Gruppe, weil ich die Strade Bianche liebe“, erklärte Schmid nach dem Rennen überwältigt.

Der Neoprofi bewies auf der heutigen Etappe mehrmals den richtigen Riecher und setzte sich im Finale gemeinsam mit Covi ab. "Als ich in der Gruppe war, habe ich gemerkt, dass ich super Beine habe. Ich wusste, dass Covi stark ist. Er hätte mich am Berg fast abgehängt. Ich habe nicht an die Fahrer hinter uns gedacht und wusste auch nicht, wo sie sind. Ich wollte auf den Sprint warten und alles geben. Als ich die Ziellinie sah, fühlte ich die Beine nicht mehr, ich bin einfach voll gefahren“, beschrieb Schmid den entscheidenden Sprint.

Im Hauptfeld bestimmte Bernals Ineos-Grenadiers-Mannschaft über weite Strecken das Geschehen. “Heute war ein wirklich harter Tag. Mit den Schotterstraßen haben wir große Lücken erwartet. Es gab einige Klassementfahrer, die Zeit verloren haben. Ich bin glücklich vorne gewesen sein, aber in den nächsten Tagen müssen wir uns weiterhin fokussieren“, war Bernal sichtlich zufrieden. Zu den Verlierern gehörten Dan Martin (Israel Start-Up Nation) und Davide Formolo (UAE – Emirates), die sich schon früh aus dem Kampf um das Gesamtklassement verabschiedeten.

Knapp 25 Kilometer vor dem Ziel verlor auch Evenepoel auf einem Schotterabschnitt den Anschluss. Der Belgier büßte insgesamt 2:08 Minuten auf Bernal ein. Am letzten Anstieg attackierten Buchmann und Bernal aus der Favoritengruppe heraus. "Das Tempo war ziemlich hoch, als Buchmann gegangen ist. Ich habe ins Radio gefragt, wo er im Gesamtklassement ist. Sie haben mir gesagt, dass er 1:40 Minuten zurückliegt. Also hatte ich ein wenig Raum zum Reagieren. Als Carthy attackierte, habe ich ein wenig gewartet und bin dann nach vorne gefahren. Wir haben zusammengearbeitet und ein bisschen Zeit auf die anderen gewonnen“, schilderte Bernal das Geschehen.

Nach der Hälfte der Rundfahrt ist klar, dass Bernal nur schwer zu schlagen sein wird. Buchmann kommt immer besser in Form und verbesserte sich im Gesamtklassement auf Rang sechs. Bleibt er in dieser Verfassung, sind das Podium in Mailand und ein Etappensieg in Reichweite. Peter Sagan (Bora – hansgrohe) verteidigte die Führung in der Sprintwertung. Das Blaue Trikot des besten Bergfahrers blieb bei Geoffrey Bouchard (AG2R – Citroën). Bernal behilet neben der Gesamtführung auch das Trikot des besten Nachwuchsfahrers.

So lief das Rennen

Direkt bei Kilometer 0 setzten sich Schmid, Covi und Vanhoucke gemeinsam mit Roger Kluge (Lotto - Soudal), Lawrence Naesen (AG2R – Citroën), Dries De Bondt (Alpecin - Fenix), Enrico Battaglin (Bardiani – CSF - Faizanè), Francesco Gavazzi (Eolo - Kometa), Simon Guglielmi (Groupama - FDJ), Taco van der Hoorn (Intermarché – Wanty – Gobert Matériaux), sowie Bert-Jan Lindeman (Qhubeka – Assos) aus dem Feld ab. Die Nachführarbeit wurde Ineos Grenadier überlassen, sodass der Vorsprung der Spitze auf maximal 14:30 Minuten anstieg.

Auf dem ersten Schotterabschnitt erhöhte Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) das Tempo für Bernal. Das Feld zersplitterte in mehrere Gruppen. In der ersten Gruppe befanden sich unter anderem Bernal, Marc Soler (Movistar) und Gulio Ciccone (Trek – Segafredo). Die anderen Favoriten waren in einer größeren zweiten Gruppe um Evenepoel, die maximal 30 Sekunden Rückstand besaß. Formolo und Martin wurden abgehängt und konnten den Anschluss nicht mehr herstellen.

Kurz vor dem zweiten Sektor schlossen sich die beiden Gruppe wieder zu einem größeren Hauptfeld zusammen, dass den ersten Anstieg des Tages gemeinsam in Angriff nahm. Kurz vor dem Gipfel attackierten George Bennett und Tobia Foss (beide Jumbo – Visma). Das Duo wurde jedoch wenige Kilometer später wieder von Ineos Grenadiers gestellt. Die Spitzengruppe arbeitete zu diesem Zeitpunkt noch zusammen, um ihren Vorsprung zu bewahren. Gavazzi gewann die erste Sprintwertung und den Bonussprint. Vanhoucke sicherte sich die erste Bergwertung.

Auf der Abfahrt setzten sich Covi und Guglielmi von ihren Begleitern ab, wurden jedoch kurze Zeit später von Kluge wieder eingeholt. Auf dem dritten Schotterabschnitt verlor Evenepoel den Kontakt zum Feld. Der Belgier musste einige Zeit auf die Unterstützung seines Teamkollegen Joao Almeida (Deceuninck – Quickstep) warten. Das Duo fuhr später noch zu Attila Valter (Groupama – FDJ) und Romain Bardet (DSM) auf und kämpfte sich mit mehr als zwei Minuten Rückstand ins Ziel.

In der Favoritengruppe erhöhten sowohl Ineos Grenadiers als auch Movistar das Tempo, um Evenepoel möglichst weit zu distanzieren. Auf dem letzten Schotterabschnitt, knapp 15 Kilometer vor dem Ziel, brachen sowohl die Spitzengruppe als auch das Hauptfeld auseinander. An der Spitze setzten sich Schmid und Covi ab. Im Feld verschärften nacheinander Marc Soler (Movistar), Bernal, Alexander Vlasov (Ineos Grenadiers) und Gulio Ciccone (Trek – Segafredo) das Tempo.

Am letzten Anstieg übernahm schließlich Education First – Nippo mit Alberto Bettiol und Ruben Guerreiro die Kontrolle. Doch Hugh Carthys Helferduo konnte eine Attacke von Buchmann sechs Kilometer vor dem Ziel nicht unterbinden. Buchmann baute seinen Vorsprung auf 20 Sekunden aus, bevor erst Carthy und dann Vlasov aus der Favoritengruppe heraus attackierten. Bernal wartete an Vlasovs Hinterrad und startete dann einen beeindruckenden Antritt, mit dem er zu Buchmann aufschloss.

Die beiden Spitzenreiter kämpften inzwischen um den Tagessieg. Durch einen erfolglosen Versuch, Covi vorzeitig abzuschütteln, sicherte sich Schmid die zweite Bergwertung. Die Etappe wurde schließlich auf einer ansteigenden Zielgeraden im Sprint entschieden, in dem Schmid der eindeutig stärkere Fahrer war. Wenige Kilometer dahinter arbeiteten Buchmann und Bernal bis ins Ziel zusammen. Vlasov konnte sich kurz vor einer Gruppe aus Carthy, Damiano Caruso (Bahrain – Victorious) und Simon Yates (BikeExchange) ins Ziel retten. Ciccone, Soler und Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo) verloren mehr Zeit.

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