Auf prominenten Spuren auf Königsetappe

Bernal: “Man muss leiden, wenn man was erreichen will“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Bernal: “Man muss leiden, wenn man was erreichen will“"
Egan Bernal (Ineos Grenadiers) einsam unterwegs am Passo Giau | Foto: Cor Vos PRÃœFEN

24.05.2021  |  (rsn) – Als er das Ziel in Cortina d’Ampezzo erreichte, nahm sich Egan Bernal nach 153 Kilometern auf der verkürzten Königsetappe des 104. Giro d’Italia noch die Zeit, auf den letzten Metern seine durchnässte Regenjacke auszuziehen, um  sein Maglia Rosa zu präsentieren. Es war sein erster Erfolg bei einer Grand Tour im Leadertrikot und wahrscheinlich war es auch der Wunsch, diesen am Foto abgebildet zu haben.

"Du gewinnst nicht jeden Tag bei einer Grand Tour und noch seltener in Rosa. Wenn ich an Fahrer denke, die in diesem Trikot gewonnen haben, dann erinnere ich mich an Marco Pantani. Zu Hause habe ich ein Foto von ihm und da hat er in Rosa gewonnen", schilderte der Kolumbianer und gab zu, von sich selbst kein einziges Bild zu haben. Und dass, obwohl er 2019 die Tour de France gewann. Einen Etappensieg konnte er damals aber nicht erringen. Die wohl beste Chance vermasselte ihm damals das Wetter, als auf dem Weg nach Tignes die Etappe vorzeitig endete. Am Col de l’Iseran wurden zwar die Abstände für das Klassement genommen, eine Tageswertung, die Bernal gewonnen hätte, gab es aber nicht.

Auf dem Dach der Tour nahm er damals Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) das Maillot Jaune ab. Tage später feierte er als jüngster Toursieger seit den Weltkriegen seinen bislang größten Erfolg in Paris. Einen Vergleich zu damals, vermied der Kolumbianer allerdings zunächst. "Die Situation war eine andere. Damals waren wir mitten in der Etappe, als die Verkürzung verordnet wurde. Heute wussten wir von Beginn an, wo die Ziellinie sein würde", erklärte er, um sich dann doch daran zu erinnern, dass er vom Tourdirektor Christian Prudhomme in der Abfahrt vom Iseran angehalten und im Ziel mit seinem ersten Gelben Trikot geehrt wurde.

Vielleicht auch deshalb wollte er unbedingt die 16. Etappe des Giro 2021 für sich entscheiden. "Ich wollte etwas Besonders machen, ein Spektakel abliefern. Klar lag ein Risiko darin, aber ich wollte einfach guten Radsport zeigen", erzählte der 24-Jährige in der Pressekonferenz. Falls er in sechs Tagen nach dem Einzelzeitfahren in Mailand auch als Sieger vor dem Dom sein Trikot übergestreift bekommt, hat sich Bernal mit seiner Leistung am Weg nach Cortina in einen illustren Kreis gefahren.

Denn erst sieben Fahrern gelang es im gleichen Jahr die Cima Coppi, die 1965 als Reminiszenz an den überragenden Rundfahrer der 40er und 50er Jahre, Fausto Coppi,  eingeführt wurde, und den Giro zu gewinnen. Und jene Liste liest sich wie das Who-Is-Who der absoluten Superstars: Felice Gimondi (1967), Eddy Merckx (1968), Franco Chioccoli (1991), Miguel Indurain (1993), Marco Pantani (1998), Vincenzo Nibali (2013) und Chris Froome (2018).

"Wenn das Rennen hart ist, muss man selbst auch hart sein"

Seine aggressive und angriffslustige Fahrweise erinnert einige Journalisten in Italien an die Zeiten von Pantani, doch diese Vergleiche wies Bernal ab, auch wenn er sich als Fan des glatzköpfigen Kletterers zu erkennen gab: "Es freut mich, von ihm zu hören und ich habe auch das Bild von ihm zu Hause, aber ich richte meine Taktik nicht an der seinen aus. Es war die Taktik unseres Teams."

Nicht einmal die kalten Temperaturen in den Dolomiten konnte Bernal bei seinem Parforceritt bremsen. "Natürlich war es hart, aber wenn das Rennen hart ist, dann muss man selbst auch hart sein. Heute musste man leiden, wenn man was erreichen will", blickte der Ineos-Kapitän auf das Wetter zurück.

Die Etappe schon einige Tage im Kopf verankert

Die Frage, ob ihm die um Fedaia-Pass sowie Pordoijoch verkürzte Etappe, entgegenkam, beantwortete der Mann in Rosa: "Dadurch war das Rennen noch schwerer zu kontrollieren, da viele Fahrer wegen der fehlenden Schwierigkeiten bessere Beine hatten. Somit entwickelte sich die Etappe zu einem Vollgastag." Auf den letzten Kilometern hinauf zum Passo Giau hatte aber nur Bernal noch genügend Treibstoff im Tank, um auch seinen letzten verbliebenen Kontrahenten, dem Franzosen Romain Bardet (DSM) sowie dem Italiener Damiano Caruso (Bahrain – Victorious) auf und davon zu fahren.

"Diese Etappe hatte ich schon einige Tage in meinem Kopf verankert. Ich war bereit für den Tag, egal wie wir gefahren wären und wollte mein Bestes geben", sagte der Kolumbianer, der nun mit einem Vorsprung von 2:24 Minuten in den zweiten und letzten Ruhetag geht. Seine Position für die letzte Woche scheint komfortabel, auch wenn sich Bernal selbst noch nicht als möglicher Sieger fühlt. "Bei einer Grand Tour kannst du immer einen schwierigen Tag haben. Das kann jedem passieren, speziell bei so kaltem Wetter. Die Form ist gut, aber ich muss weiterhin konzentriert bleiben", meinte der Träger des Maglia Rosa abschließend.

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