Van der Poel rettet Gelb um acht Sekunden

Pogacar im ersten Tour-Zeitfahren eine Klasse für sich

Von Peter Maurer

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Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat das erste Tour-Zeitfahren gewonnen. | Foto: Cor Vos

30.06.2021  |  (rsn) – Das erste Zeitfahren der Tour de France 2021 bot alles, was sich ein Radsportfan nur wünschen kann. Wechselnde Bedingungen, Spannung bis zum Schluss und ein packendes Duell um das Gelbe Trikot, das Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) um gerade einmal acht Sekunden gegen Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für sich entschied. Dem slowenischen Überflieger blieben in der Mayenne der Etappensieg und die Erkenntnis, dass er von allen Tour-Favoriten derzeit die beste Form aufweist.

"Heute war ein wirklich guter Tag für mich. Ich habe keinen einzigen Fehler gemacht", sagte der 22-jährige Pogacar, der für die 27,2 Kilometer von Changé nach Laval Espace Mayenne genau 32 Minuten benötigte. Damit verwies er den Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ) um 19 Sekunden auf den zweiten Platz. “Mein Funk ist früh ausgefallen heute. Aber das hat keine 18 Sekunden gekostet. Ich konnte das abrufen, was ich wollte“, sagte der etwas geknickte Europameister. Dritter wurde überraschend der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma / +0:27), gefolgt von seinem niederländischen Teamkollegen Wout van Aert (+0:30). Fünfter wurde im wohl besten Zeitfahren seiner Karriere der als letzter der 177 Profis gestartete van der Poel.

"Ich habe mich selbst überrascht. Bis Mitternacht haben wir noch an der Position gefeilt. Es ist einer meiner besten Tage. Ich bin superstolz auf mich", freute sich der Niederländer, der einen knappen Vorsprung in der Gesamtwertung verteidigte. "Gestern habe ich nicht gelogen. Die Angst das Trikot zu verlieren war groß und auch berechtigt", fügte er an. Der 26-jährige van der Poel war auch einer der ersten Gratulanten von Pogacar.

Pogacar: "Mathieu steht das GelbeTrikot auch ganz gut"

"Ich kenne ihn gut. Er ist ein netter Kerl und immer freundlich. Unglaublich, was er heute geleistet hat. Er ist einer der Favoriten, um das Trikot in Paris zu gewinnen", streute der Alpecin-Profi dem Etappengewinner Rosen. Zuvor hatte Pogacar die Konkurrenz mit seinen Zeitfahrkünsten in den Schatten gestellt. "Mein Ziel war es, heute keine Zeit zu verlieren", gab er sich allerdings bescheiden und musste im Hinblick auf seinen Vorsprung wohl innerlich grinsen.

"Ich würde natürlich gerne Gelb tragen, aber Mathieu steht das Trikot im Moment auch ganz gut", scherzte Pogacar, der weiterhin das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers innehat und hier seine Führung ausbauen konnte. In den Sonderwertungen Sprint und Berg gab es keine Veränderungen. Dort führen weiterhin Mark Cavendish (Deceuninck – Quick Step) und Ide Schelling (Bora – hansgrohe). Die Mannschaftswertung eroberte wieder Jumbo – Visma, die mit Vingegaard, Van Aert und Roglic gleich drei Fahrer der Top sieben stellten.

Der auf der 3. Etappe so schwer gestürzte Slowene zählte zu den Gewinnern des Tages, verbesserte sich in der Gesamtwertung wieder in die Top Ten. “Ich habe alles aus mir gequetscht und bin sehr stolz auf meine Performance“, sagte Roglic nach seinem Auftritt. Dagegen verabschiedeten sich aus den Top Ten unter anderem Geraint Thomas (Ineos Grenadiers/12./+1:54), Wilco Kelderman (Bora – hansgrohe/13./+1:56) und Nairo Quintana (Arkea Samsic/18./+2:56).

Bester Deutscher der Gesamtwertung ist Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) auf Rang 29. Er liegt 4:31 Minuten hinter van der Poel. Der beste deutsche Profi im Zeitfahren war Max Walscheid (Qhubeka – NextHash) auf Rang 28, zeitgleich mit Bora-Kapitän Kelderman. Das Duo war 1:49 Minuten langsamer als Pogacar.

So lief das Rennen:

Um 12:15 eröffnete der Norweger Amund Grondahl Jansen (BikeExchange) das Rennen als letzter der 177 Fahrer der Gesamtwertung vor dem Zeitfahren. 27,2 Kilometer ging es von Changé im Uhrzeigersinn durch die Mayenne bis zum Ziel, dass am Expo-Gelände, dem Espace Mayenne, in Laval angesiedelt war.

Die erste Richtzeit des Tages lieferte der zweimalige U23-Weltmeister Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) ab. Der Däne landete schlussendlich auf Rang elf, blieb aber für zweieinhalb Stunden auf dem Hot Seat. Im Begleitauto hinter ihm befand sich übrigens Pogacar, der so einen ersten Blick auf den Kurs werfen konnte. Da nach einer Stunde leichter Regen einsetzte, war es  für viele Fahrer unmöglich, an die Zeit von Bjerg ranzukommen.

Einer der Leidtragenden des Wetters war der Schweizer Stefan Bissegger (EF Education - Nippo), der zwar auf den 27,2 Kilometern alles riskierte, aber durchgehend auf nassen Straßen unterwegs war. Erst später trocknete die Strecke wieder auf und prompt übernahm der Italiener Mattia Cattaneo (Deceuninck – Quick Step) zwischendurch die Führung.

An Küngs Zeit bissen sich alle die Zähne aus - bis auf Pogacar

Der 30-Jährige, schlussendlich Tagesneunter, wurde dann von Küng übertroffen. Der aktuelle Europameister im Kampf gegen die Uhr flog förmlich über den Asphalt, verbesserte die Zeit des Führenden um 36 Sekunden. Küng, dessen Teamchef Marc Madiot im Zielort in Naval lebt, war der erste Fahrer, der mit einem Schnitt von mehr als 50 km/h den Kurs bewältigte.

An der Bestzeit des Schweizers bissen sich viele Fahrer die Zähne aus. Auffallend vor allem die Dänen, die mit Vingegaard wohl die große Überraschung des Zeitfahrens stellten. Um lediglich acht Sekunden verpasste er Küng, wenig später kam dann Pogacar mit einer neuen Fabelzeit. In exakt 32 Minuten bewältigte er die 27,2 Kilometer, was einem Schnitt von 51 km/h entsprach.

Schon bei den Zwischenzeiten zeichnete sich ab, dass niemand an Pogacars Zeit mehr herankommen würde. Spannend wurde aber dann das Duell mit van der Poel um das Gelbe Trikot. Dieser rettete acht seiner 39 Sekunden, die er an Polster vor der Etappe hatte, und ist auch am Donnerstag im Maillot Jaune zu sehen.

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