Tour: 2008 und 2011 schon in Chateauroux erfolgreich

Cavendishs Rekordjagd führt ihn dorthin zurück, wo alles begann

Von Peter Maurer

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Mark Cavendish bejubelt 2008 in Chateauroux seinen ersten Tour-Etappensieg. | Foto: Cor Vos

01.07.2021  |  (rsn) - In den vergangenen vier Jahren war Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step) nicht nur bei der Tour de France ein Schatten seiner selbst. 30 Etappensiege hatte er 2016 auf seinem Konto und war drauf und dran, den Rekord von Eddy Merckx mit 34 Tageserfolgen einzustellen. Doch es folgten zwei Teilnahmen ohne Sieg, in den Jahren 2019 und 2020 war der Brite gar nicht erst am Start. Doch auf der 4. Etappe der 108. Frankreich-Rundfahrt meldete sich die “Manx Missile“ wieder zurück.

Cavendish zeigte es all seinen Konkurrenten und schoss in Fougères zu seinem 31. Sieg bei der Tour. Kurz nach dem Jubel brachen alle Dämme, Freudentränen liefen über sein Gesicht, alle Teamkollegen versammelten sich um den kleinen Sprinter. Der Ersatzmann von Sam Bennett hatte es allen gezeigt: Cavendish hat es doch noch drauf.

Stürze, Krankheiten und Selbstzweifel hatten ihn lange gequält. Vor acht Monaten wollte Cavendish sein Rad sogar an den Nagel hängen. Doch sein alter Chef Patrick Lefevere holte ihn zu Deceuninck - Quick-Step zurück und gab ihm nochmal eine Chance. Seit dem Jahresbeginn 2018 war Cavendish ohne Erfolg geblieben, bis er im April bei der Türkei-Rundfahrt gleich vier Tagessiege errang. Damit zog er in die Top Ten der ewigen Siegstatistik des Radsports ein. Hinter dem Hürther André Greipel (Israel Start-Up Nation) ist er der erfolgreichste der noch aktiven Profis.

"Ich hatte eine schwierige Zeit. Viele Leute haben mir den Rücken zugewendet. Ich war ein bisschen in einem Loch", schilderte der Engländer von der Isle of Man und fügte an: "Ich hoffe, dass meine Geschichte den Menschen Hoffnung gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befinden." Ausgerechnet sein tiefster Moment, vor acht Monaten bei Gent-Wevelgem, war so etwas wie eine Wiedergeburt. Denn die Bilder des weinenden Cavendish gingen um die Welt und erreichten auch Lefevere, der für seine manchmal derbe Teamführung bekannt ist.

"Ich habe mir gesagt, ich habe nicht das Recht, ihn auf der Straße zurückzulassen. Nicht ihn, nicht Mark Cavendish", erklärte der Belgier zuletzt und führte aus: "Champions, die am Ende ihres Weges sind, haben diese emotionale Stärke, um sich davon zu überzeugen, dass es nicht vorbei ist." Nach der Absage von Bennett, zweimaliger Etappengewinner 2020 und Gewinner des Grünen Trikots, wurde für Cavendish plötzlich ein Platz im Tourkader frei. Er nutze die unverhoffte Gelegenheit mit dem Etappensieg und kann nun seine Jagd auf den Merckx-Rekord fortsetzen.

Eisel: "Der Sieg 2008 hat alle Türen für ihn geöffnet"

Auf dem sechsten Tagesabschnitt nämlich geht es ausgerechnet in jene Stadt, in der vor 13 Jahren seinen Siegeslauf startete – Chateauroux. In der malerischen Stadt im Loire-Tal gewann Cavendish damals die erste Touretappe seiner Karriere. "Das ist definitiv auf der Liste seiner Erfolge ein ganz großer gewesen. Ich weiß, dass sein erster, derjenige im Regenbogentrikot und zuletzt jener in Fougères zu den drei wichtigsten Seigen seiner Karriere zählen", schilderte Eurosport-Experte Bernhard Eisel gegenüber radsport-news.com. Der Österreicher war übrigens vor 13 Jahren einer seiner Teamkollegen bei der Tour de France.

"Jeder hat damals gewusst, wie stark und schnell er ist. Der Sieg in Chateauroux hat alle Türen für ihn geöffnet dann", erinnerte Eisel, der lange Zeit an der Seite des Briten fuhr und mit Cavendish bei der Tour durch erfolgreiche aber auch schwere Phasen ging.

"Mark redet nicht über Rekorde und ich möchte es eigentlich auch nicht tun. Aber viele Leute sind sich sicher, dass Mark noch heuer an der Marke von Eddy Merckx kratzen kann", fügte Eisel an. Zum vierten Mal besucht die Tour de France in ihrer Geschichte nun Chateauroux und die drei bisherigen Ankünfte gingen an die Topstars im Sprint. 1998 siegte der extrovertierte Mario Cipollini, zehn Jahre später war es Cavendish, der auch die letzte Ankunft 2011 für sich entscheiden konnte. Terrain also, das der Manxman mit Erfolgen verbindet.

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