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08.07.2021 | (rsn) - Nils Politt (Bora – hansgrohe) und sein erfahrener Freund André Greipel (Israel Start-Up-Nation) wohnen beide 500 Meter voneinander in Hürth und trainieren jeden Tag gemeinsam in der Gruppe "Trainingstiere" (unter anderem aich mit Rick Zabel). Bei der Tour de France rissen sie während der 12. Etappe von Saint-Paul-Trois-Chateaux nach Nimes gemeinsam aus. Und am Ende feierte der eine den Sieg des anderen!
"Er ist ein wirklich guter Freund von mir. Ich habe ihn schon als jungen Fahrer kennengelernt, gesehen, wie er groß geworden ist, habe ihm Trainingsklamotten für den Winter gegeben. Der Sieg von Nils ist schon emotional. Ich erinnere mich noch, wie ich mich bei meinem ersten Tour-Etappensieg gefühlt habe", freute sich Greipel, der am 16. Juli 39 alt wird, mit seinem zwölf Jahre jüngeren Trainingspartner, dem er wohl auch ein wenig die Ungeduld zügelte.
"Nils wollte schon vorher angreifen, aber ich habe ihm gesagt er soll ruhig bleiben, weil er der stärkste Fahrer der Gruppe war", verriet der "Gorilla", der Politt versprochen hatte, dass er ihm bei der finalen Attacke nicht folgen würde. Greipel: "Natürlich hätte ich auch gerne gewonnen, aber es war von Anfang an klar, dass mit mir keiner fahren würde."
Die Vierergruppe, die Politt mit Imanol Erviti (Movistar), Harry Sweeny (Lotto Soudal) und Stefan Küng (Groupama – FDJ) im Finale initiierte und die letztlich auch in dieser Reihenfolge die Plätze eins bis vier belegte, wäre mit Greipel im Schlepptau nicht weitergefahren, da wohl keiner gegen den Sprinter im Ziel eine Chance gehabt hätte.
"Ich habe ihn auch wegen meiner Taktik gefragt"
"André ist ein wirklich guter Freund von mir. Als wir beide in der Gruppe waren, haben wir direkt gesprochen. Ich habe ihn auch wegen meiner Taktik gefragt. So war er auch im Bilde, was ich geplant hatte. Er sagte mir: Du bist einer der Stärksten hier in der Gruppe, du kannst die Etappe gewinnen, probiere etwas", bestätigte Politt die Verabredungen mit seinem "Nachbarn". Der Zweitplatzierte von Paris-Roubaix 2019 freute sich auch, dass Greipel nach dem Rennen noch mal zum Gratulieren zu ihm kam. Politt: "Es ist für mich sehr wichtig, einen Fahrer wie André an meiner Seite zu wissen."
Greipels Vorschläge wurden von Politts Betreuern im Bergleitfahrzeug unterstützt. "Im Finale vor der Attacke habe ich viel mit meinem Sportdirektor gesprochen und auch mein Trainer saß im Auto, er kennt ja meine Werte. Sie sagten mir, dass da noch eine letzte Welle kommen würde, etwa 800 Meter bergauf. Probiere es dort und drehe dich nicht um. Das habe ich gemacht. Über Funk sagten sie mir, wie der Vorsprung wuchs. Auch ein großer Dank an die Jungs im Teamwagen."
Nicht nur als Sieger der Mann des Tages
"Nils hat gewonnen und das wirklich verdient", lobte Greipel - und das war nicht übertrieben. Gleich nach dem Start dominierten die strahlend weißen Zähne und die rausgestreckte Zunge, die Markenzeichen des Tour-Etappensiegers, an der Spitze des Feldes. Politt zerriss das Peloton an der darauffolgenden Windkante in mehrere Teile, bis sich die 13-köpfige Spitzengruppe gebildet hatte, die er 38 Kilometer vor der Linie mit einer weiteren Attacke nochmals spaltete und am Schluss zwölf Kilometer vor dem Ziel als Solist verließ. Deshalb wurde der 1,92 Meter-Schlaks auch als kämpferischster Fahrer des Tages ausgezeichnet.
"Ich habe mich die letzten Tage schon ziemlich gut gefühlt", verriet Politt, der nach dem Etappengewinn bei der Deutschland Tour 2018 erst seinen zweiten Sieg feierte. "Heute ergab sich dann für mich die Chance. Es ist schön, vor allem für das Team, den Etappensieg geholt zu haben. Heute war mein Tag. Der zweite Platz in Roubaix war schon schön, aber ein Tour-Etappensieg ist noch mal viel größer. Ich hoffe, dass ich nun auf dieser Welle des Erfolgs weiter schwimmen kann und auch im Oktober bei Paris - Roubaix noch vorne dabei bin."
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