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19.08.2021 | (rsn) – Das Gefühl an sich kannte Magnus Cort Nielsen (EF Education – Nippo) schon: In Cullera durfte sich der Däne am Mittwoch zum bereits vierten Mal in seiner Karriere als Etappensieger der Vuelta a Espana feiern lassen. Und trotzdem war es diesmal anders, als er knapp vor Primoz Roglic (Jumbo – Visma) die Ziellinie überquerte. Denn diesmal feierte Cort keinen Sprintsieg, sondern setzte sich als Solist am Ende einer Mini-Bergankunft durch.
"Das ist schon ein besonderer Sieg, weil er auf eine ganz andere Art war: Meine anderen Siege habe ich meist im Sprint gefeiert, und ich bin sehr glücklich zu zeigen, dass ich es auch auf anderem Terrain kann", freute sich der 28-Jährige, der schon vor einem Jahr in Ciudad Rodrigo die 16. Etappe vor Roglic gewonnen hatte - damals aber eben sprintend auf einer flachen Zielgeraden nach einer schweren Etappe.
Diesmal rettete sich Cort am zwei Kilometer langen Schlussanstieg zum Montana de Cullera südlich von Valencia als letzter Verbliebener der Ausreißergruppe des Tages vor Roglic ins Ziel, der damit das Rote Trikot des Gesamtführenden übernahm, weil dessen bisheriger Träger Kenny Elissonde (Trek – Segafredo) in der Schlusssteigung nicht mehr mit den Besten mithalten konnte.
Auf den letzten Metern schien Roglic froh zu sein, seine Kontrahenten im Kampf um den Gesamtsieg abgeschüttelt zu haben. So zog der Slowene auf den letzten 50 Metern nicht mehr voll durch und es schien, als überlasse er Cort den Sieg gerne.
"Es war am Ende sehr, sehr knapp und ich war sehr froh, dass ich Roglic gerade so noch hinter mir halten konnte", strahlte Cort im Ziel. "150 Meter vor Schluss habe ich zurückgeschaut und ihn kommen sehen. Aber ich habe mit allem gesprintet, was ich noch hatte und glücklicherweise konnte ich ihn gerade noch hinter mir halten."
Roglic überragt, Carthy mit schwarzem Tag
Rolgic sagte: "Ich bin nicht enttäuscht, dass ich nicht gewonnen habe. Magnus war einfach stärker. Er hatte eindeutig gute Beine und hat sich den Sieg verdient. Mir ging es heute auch nicht wirklich um den Etappensieg. Das Hauptaugenmerk lag darauf, dass ich mich aus dem Stress heraushalte und das Finale genieße. Am Ende hatte ich gute Beine. Wir sind bei der Vuelta erst am Anfang, bis zum Gesamtsieg ist es noch ein langer Weg."
Tagesdritter wurde der Italiener Andrea Bagioli (Deceuninck – Quick-Step) mit zwei Sekunden Rückstand vor Aleksandr Vlasov (Astana – Premier Tech / + 0:04) und Enric Mas (Movistar / + 0:04) sowie Michael Matthews (BikeExchange / + 0:06) und Egan Bernal (Ineos Grenadiers / + 0:08). Roglic führt die Vuelta nun mit 25 Sekunden Vorsprung auf Mas und 36 Sekunden auf dessen Teamkollegen Miguel Angel Lopez an. Bernal und der dritte Movistar-Mann, Alejandro Valverde, folgen mit 41 Sekunden Rückstand.
Während Cort jubelte, musste sein Teamkollege Hugh Carthy (EF Education – Nippo) einen großen Rückschlag hinnehmen. Der Vorjahresdritte erlebte im Finale der 6. Etappe eine schwarze Stunde, als das Rennen aufgrund starken Seitenwindes hektisch und schnell wurde. Er verlor den Anschluss, wurde von seinem Team nochmal zurück nach vorn gebracht und hatte in der Schlusssteigung dann aber keine Kraft mehr und büßte 2:50 Minuten ein.
Gut lief es hingegen diesmal für Bora – hansgrohe. Kapitän Felix Großschartner wurde 16 Sekunden hinter Cort und Roglic Etappenzehnter und ist nun mit 2:09 Minuten Rückstand aufs Rote Trikot 15. der Gesamtwertung.
So lief das Rennen:
In einer rasend schnellen ersten Rennstunde auf meist abfallender Straße vom Startort Requena in Richtung Mittelmeerküste und Valencia konnte sich trotz zahlreicher Attacken keine Ausreißergruppe bilden. Es dauerte knapp 50 Kilometer, bis sich um den Gesamt-71. Jetse Bol (Burgos – BH) ein Quintett bildete, das man auch wegfahren ließ.
Der Niederländer war mit 9:17 Minuten Rückstand aufs Rote Trikot des Gesamtführenden Kenny Elissonde (Trek – Segafredo) der bestplatzierte Ausreißer in der Gesamtwertung und so gewährten Elissondes Teamkollegen, die im Hauptfeld das Tempo kontrollierten, dem Quintett schnell bis zu sieben Minuten Vorsprung.
Dann aber schaltete sich 85 Kilometer vor dem Ziel das Team BikeExchange für seinen Kapitän Michael Matthews in die Führungsarbeit im Peloton ein und begann, den Abstand wieder zu verringern. 15 Kilometer später standen nur noch fünf Minuten auf der Uhr, so dass weiterhin alles möglich schien für die Ankunft in Cullera.
BikeExchange macht für Matthews Dampf
60 Kilometer vor Schluss spurtete Bol am Zwischensprint des Tages aus der Spitzengruppe heraus, um sich die Punkte zu sichern – wohl wissend, dass es die Gruppe schwer haben würde, durchzukommen. Denn der Rückstand des Feldes betrug nun nur noch 3:45 Minuten, da im Hauptfeld inzwischen mehrere Teams Tempo machten, als es an die Küste ging und ein Richtungswechsel gen Süden Windkantengefahr bot.
Kurz vor der 50-Kilometer-Marke sorgte dann ein Fahrer des Teams Alpecin – Fenix mit einem Manöver am rechten Straßenrand für einen weiteren Sturz, als er Andrey Zeits (BikeExchange) überholen wollte, touchierte und zu Fall brachte.
Der Abstand des Feldes zur Spitze betrug da nur noch drei Minuten, blieb dann aber erstmal stabil, weil das Hauptfeld nach dem Sturz und vor der nun anstehenden Verpflegungsstelle etwas sein Tempo drosselte. Da nun die fünf Spitzenreiter Vollgas gaben, wuchs die Lücke 40 Kilometer vor Schluss sogar nochmal auf 3:20 Minuten an.
Windkantenrennen südlich von Valencia
Der Wind wehte nun zwar stark vom Meer und somit der linken Straßenseite herüber, doch meist war die Straße durch Bäume oder Gebäude geschützt – bis 37 Kilometer vor Schluss. Dort ging es plötzlich aufs offene Feld und Ineos Grenadiers, Movistar und Jumbo – Visma gaben Vollgas, um das Hauptfeld an der Windkante in seine Einzelteile zu zerfetzen.
Das gelang sofort sehr gut, doch nach einigen Kilometern rollten die ersten zwei großen Gruppen des Feldes wieder zusammen und auch der Deutsche Meister Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) sowie Kenny Elissonde (Trek – Segafredo) im Roten Trikot des Gesamtführenden schafften den vorübergehend verlorenen Anschluss noch einmal.
20 Kilometer vor dem Ziel hatten die fünf Spitzenreiter noch zwei Minuten Vorsprung auf das inzwischen wieder recht große Hauptfeld, das dann auf der Schlussrunde um Cullera aber erneut auseinanderfiel – mit einem prominenten Opfer: Der Vorjahresdritte Hugh Carthy (EF Education – Nippo) verlor knapp 15 Kilometer vor Schluss den Kontakt und wirkte nun völlig entkräftet. Begleitet von drei Teamkollegen jagte der Brite dann dem Feld hinterher und schaffte es acht Kilometer vor Schluss doch noch einmal zurück nach vorn – nur um dann im Schlussanstieg trotzdem knapp drei Minuten einzubüßen.
Roglic schüttelt alle ab und zeigt dann Gnade mit Cort
Carthys Teamkollege Cort und die vier anderen Ausreißer des Tages hatten nun noch immer 55 Sekunden Vorsprung auf das dezimierte Hauptfeld und hofften noch immer darauf, den Etappensieg davontragen zu können. Als es in die zwei Kilometer lange Schlusssteigung ging, beschleunigte Ineos Grenadiers im Feld brutal und brachte selbiges sofort zum Explodieren, während auch der Vorsprung der Spitzenreiter sofort zusammensackte.
Trotzdem konnten Cort und Lindemann sich kurz vor der 1.000-Meter-Marke noch einmal von ihren Begleitern absetzen und sich vorn behaupten, weil auf dem Schlusskilometer die Favoriten anfingen, sich etwas zu beäugen.
600 Meter vor Schluss fiel Lindemann zurück, während Matthews aus der Favoritengruppe heraus attackierte. Der Australier wurde dann aber von Roglic überholt und der Slowene wurde zum ersten Verfolger von Cort. Er kam gefährlich nah an den Spitzenreiter heran, nahm auf den letzten Metern aber die Beine hoch und rollte als Zweiter über den Zielstrich, während Cort über den Sieg jubeln durfte.
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