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22.08.2021 | (rsn) - Als sich Ende 2019 sein luxemburgisches Team Differdange auflöste, stand Toni Franz zunächst ohne Mannschaft da. Der 24-Jährige fuhr dann die darauffolgende Saison für KED Stevens, konnte dort wegen der Corona-Pandemie aber kaum Rennen bestreiten. Zur laufenden Saison schaffte Franz aber wieder den Sprung zurück in den KT-Bereich. Er heuerte beim neuen ukrainischen Lviv Cycling Team an.
"Ich bin über den Sportlichen Leiter Luc Schuddinck zum Team gekommen. Ich hatte mit ihm schon in den letzten fünf, sechs Jahren Kontakt und ihn Ende 2019 kontaktiert, damals konnte er mir aber noch nicht helfen. Im letzten August hat er an mich gedacht und gefragt, ob ich für das Lviv-Team fahren möchte", berichtete Franz nun gegenüber radsport-news.com.
Namenssponsor der Equipe ist die ukrainische Stadt Lemberg. "Wir sind aber zweigeteilt", erklärte Franz. So gebe es einen ukrainischen Teil, der die Verträge gemacht habe, und noch einen belgischen Teil um Luc Schuddinck. "Ich selbst habe mehr mit dem belgischen Teil zu tun, wozu auch Pfleger, Betreuer und Sportliche Leiter zählen. Wir fahren quasi unter der ukrainischen Flagge, aber im Grunde steckt da eine komplett belgische Fraktion drunter", erklärte der Leipziger.
Auch deshalb fährt das Team so viele Rennen in Belgien. Die für das Sportliche verantwortlichen Schuddinck und Patrick Tuerlinckx hatten ihre Kontakte zu Ex-Profi Nick Nuyens spielen lassen, der Veranstalter des Bingoal-Cups ist. Dies ist eine Rennserie vergleichbar mit der Rad-Bundesliga, allerdings bestehend aus Eintagesrennen der Kategorie 1.1 und 1.Pro, an denen auch WorldTeams teilnehmen. "Das ist natürlich super, dass unsere Trikots im belgischen Fernsehen zu sehen sind, weil wir auch viele belgische Sponsoren haben", so der Lviv-Profi.
Bunt gemischter Haufen wächst zusammen
Das Team besteht aktuell aus insgesamt 18 Fahrern: Sechs Ukrainer, fünf Belgier, drei Litauer und je ein Portugiese, ein Brite, der Luxemburger Raphael Kockelmann und Franz als einziger Deutscher. "Die Kommunikation ist nicht immer einfach, wenn man ein so buntgemischter Haufen ist", gestand Franz, der aber anfügte: "Heutzutage kann aber ja praktisch jeder Englisch sprechen."
Damit das internationale Team schnell zusammenwächst, findet sich dieses regelmäßig im Teamhaus im belgischen Hanne zusammen. Dort übernachten die Fahrer, wenn es innerhalb kürzester Zeit viele Renneinsätze in der Region gibt. Dies scheint im ersten halben Jahr schon Früchte zu tragen. "Wir haben ein sehr gutes Teamklima. Bis jetzt bin ich voll und ganz zufrieden. Innerhalb des ersten Jahres als KT-Team ist eine gute Infrastruktur entstanden. Es ist natürlich immer alles ausbaufähig, aber wir stehen ja noch ganz am Anfang. Ich denke, wir machen unsere Sache ganz gut", so Franz.
Schwere Rennen machen Erfolge rar
Was jetzt noch fehlt, sind sportliche Erfolge. Die waren in der ersten Saison auf KT-Niveau aber aus zweierlei Gründen nicht zu erwarten. Zum einen waren die zum Team gehörenden Akteure in der Vergangenheit noch nicht durch die ganz großen Erfolge aufgefallen. Franz etwa belegte 2019 den 21. Platz beim Gooikse Pijl (1.1) und war im Jahr davor auf einer Etappe der polnischen Dookola Mazowsza (2.2) Neunter geworden. Der Litauer Justas Beniusis war 2020 immerhin Sechster der Baltic Chain Tour (2.2) geworden, dessen Landsmann Vanantas Lasinis schloss 2018 die Tour of Iran (2.2) auf Rang drei ab und der Ukrainer Oleksandr Prevar gewann 2016 und 2017 jeweils ein kleines UCI-Rennen der Kategorie 1.2. Alles gut, aber eben nicht überragend.
Und zum anderen macht es ein hochkarätiges Rennprogramm in Belgien, wo die Mannschaft auf zahlreiche WorldTeams trifft, natürlich schwer, Erfolge einzufahren. "In diesem Jahr sind wir nur 1.1 und 1.Pro-Rennen gefahren. Was allerdings komplett fehlt im Rennkalender sind Rundfahrten. "Vor allem Rundfahrten tragen zur Rennhärte bei, sind superwichtig, um in Form zu kommen", bedauerte Franz. Wegen der Corona-Pandemie fiel für das Team zudem das angedachte Trainingslager zum Saisonbeginn flach.
Platz 17 in Monseré bestes Saisonresultat des Teams
"Sportlich war die Vorbereitung für mich auf diese Saison schwer, nachdem ich 2020 kaum Rennen gefahren bin. Ich habe mich zu Hause im Winterwetter vorbereitet und bin dann direkt bei einem so hochklassigen Rennen wie Le Samyn eingestiegen", so Franz, bei dem zum Saisonauftakt wie in den meisten Fällen ein "Did not Finish" im Ergebnis stand. Sein bis dato bestes Resultat ist Rang 66 beim Heistse Pijl (1.1.). Beim GP Monseré (1.1) hätte ein noch besseres Ergebnis herausspringen können, doch zehn Kilometer vor dem Ziel kam Franz zu Fall und war raus aus der Verlosung. Dafür sprang sein britischer Teamkollege Oliver Robinson ein, der mit Rang 17 das bisher beste Saisonergebnis der Equipe erzielte.
Die vielen DNFs sind bei Franz aber auch auf die strikte Karenzzeitregelung in Belgien zurückzuführen. "Belgien ist da ein bisschen ein unfaires Land zum Radrennen fahren. Bis 150, 160 Kilometer vor dem Ziel ist das alles machbar. Aber wenn die Jungs von Deceuninck - Quick-Step, Lotto Soudal oder Jumbo - Visma loslegen, dann wird es für uns schwer. Alles was dann drei, vier oder fünf Minuten hinter dem Feld fährt, wird sofort rausgenommen. Das macht es für uns kleine Teams zusätzlich schwer, denn man hat praktisch keine Chance zusätzliche Rennkilometer zu sammeln", erläuterte Franz.
Hoffnung auf Rundfahrteinsätze
Dieser stellte in den letzten Rennen aber dennoch einen Aufwärtstrend fest. "Ich habe das Gefühl, dass es schon besser wird und ich langsam wieder in den Renntritt komme", so Franz, der am Freitag beim GP Marcel Kint (1.1) als 132. zum zweiten Mal in dieser Saison bei einem UCI-Rennen in die Endwertung kam.
Diesen Trend will Franz nun fortsetzen. "Ich habe noch den Gooikse Pijl im Auge, ein Rennen das mir liegt. Dazu kommen weitere Bingoal-Cup Rennen wie Houtland Lichtervelde und Binche. Ich hoffe, dass ich da noch ein Ergebnis einfahren kann", so der 24-Jährige, der aber keinen Druck von den Verantwortlichen verspürt. "Ich habe die vollständige Rückendeckung vom Team. Ich bin total zufrieden, wie die Sportliche Leitung und das Management hinter uns Rennfahrern steht"; so Franz, der entsprechend von einem Verbleib beim Lviv-Team ausgeht.
Unterschrieben sei zwar noch nichts, "aber es gab schon diverse Gespräche und es sieht auch ganz gut aus", so der Deutsche. Für ihn entscheidend sei vor allem der attraktive Rennkalender. "Ich hoffe, dass für uns noch ein paar Rundfahrten dazukommen, dass wir uns weiterentwickeln können. Nur mit Eintagesrennen ist das schwierig", so Franz abschließend.
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