Drei starke Statements am bisher schwersten Tag

Caruso gewinnt, Roglic und Mas mausern sich zu Hauptfavoriten

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Caruso gewinnt, Roglic und Mas mausern sich zu Hauptfavoriten"
Damiano Caruso (Bahrain Victorious) | Foto: Cor Vos

22.08.2021  |  (rsn) – Mit 33 Jahren scheint Damiano Caruso auf dem absoluten Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit angekommen zu sein. Der Italiener in Diensten von Bahrain – Victorious schloss auf der 9. Etappe der Vuelta a Espana ein 71 Kilometer langes Solo erfolgreich ab und gewann mit einem Vorsprung von 1:05 Minuten vor dem Slowenen Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der sein Rotes Trikot nicht nur in den ersten Ruhetag rettete, sondern seinen Vorsprung in der Gesamtwertung sogar leicht ausbaute.

"Ich kann das gar nicht glauben, was ich gemacht habe", berichtete Caruso im Ziel. Nachdem sich lange keine Ausreißergruppe wirklich aus dem Feld lösen konnte, setzte er früh alles auf eine Karte, die sich als gewinnbringend herausstellen sollte. "Ich war mir sicher, dass Ineos die letzten Berge hart fahren wird und deshalb musste ich früh etwas probieren", schilderte der Bahrain-Profi, der zunächst noch einige Begleiter hatte, die aber dann auch stehen ließ.

"Als ich alleine war, wurde dann der Abstand zwischen mir und dem Feld immer größer und größer. Bis zum Schluss dachte ich aber noch, es würde nicht reichen", so Caruso, der im Spätherbst seiner Karriere dem Giro-Etappensieg und dortigen zweiten Gesamtrang im Mai nun auch noch einen Vuelta-Tageserfolg hinzufügen konnte. Viele Jahre verdingte er sich als treuer Helfer für seine Kapitäne, nun bekam er erneut die Möglichkeit, eine Etappe zu gewinnen. Wie schon im Mai, wo er auf der Alpe Motta erfolgreich war, drückte er einer schweren Bergetappe seinen Stempel auf.

Aber nicht nur der Italiener setzte auf der 9. Etappe ein Statement ab, auch die beiden Klassementfahrer Roglic und dessen nun größter Konkurrent Enric Mas (Movistar) unterstrichen mit ihrem Kampf um den zweiten Tagesrang, dass sie die stärksten Beine der diesjährigen Vuelta haben, wenn man auf die Gesamtwertung blickt. Ihren nächsten Verfolger, den Australier Jack Haig (Bahrain – Victorious) konnten sie um 40 Sekunden distanzieren, Giro-Sieger Egan Bernal (Ineos Grenadiers), verlor über eine Minute.

"Es war ein harter Tag mit vielen Bergen und es war wieder richtig heiß. Ich musste diese Etappe überleben, um das Trikot in den Ruhetag zu retten", gab Roglic ein verbales Understatement im Ziel ab, lobte aber seinen Begleiter und nun wohl größten Kontrahenten Mas: "Enric war super stark und wir haben gemeinsam gut zusammengearbeitet."

Der Spanier verlor dann den Sprint um den zweiten Rang und kassierte damit wieder ein paar Sekunden auf Roglic. Er liegt 28 hinter dem Slowenen nun vor dem ersten Ruhetag auf Platz zwei. "Wenn du hinter ihm Zweiter wirst, dann kannst du zufrieden damit sein. Ich weiß, dass wir auf dem gleichen Niveau sind und das ist ein gutes Zeichen", freute sich der 26-Jährige, der die Hoffnungen seiner Landsleute auf den ersten Gesamtsieg eines Iberers seit 2014 trägt.

Sein Teamkollege Miguel Angel Lopez ist nun Gesamtdritter, nachdem vor allem der Österreicher Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) einen rabenschwarzen Schlussanstieg erwischte und drei Minuten auf Roglic und Mas kassierte: "Ich hatte im letzten Berg völlig überzogen und einen Sonnenstich erlitten. Ich bin eigentlich froh, dass ich noch in den Top Ten der Gesamtwertung bin", sagte Großschartner. Besser erging es dem Schweizer Gino Mäder, der als Tagessiebter den Alto de Velefique erreichte und sich auf Rang 12 der Gesamtwertung verbesserte.

So lief das Rennen:

Vor dem ersten Ruhetag der 76. Vuelta a Espana wartete die wohl härteste Prüfung der diesjährigen Austragung bislang. 188 Kilometer, gespickt mit fast 5.000 Höhenmetern galt es auf der Strecke von Alicante bis zum Alto de Velefique auf 1.787 Metern über dem Meeresspiegel zurückzulegen. Auf der langen Anfahrt bis zum ersten Berg war das Tempo sehr hoch im Feld, sodass sich keine Ausreißergruppe wirklich lösen konnte, obwohl zahlreiche Fahrer es immer wieder probierten. 

Die erste Bergwertung des Tages am Alto de Cuatro Vientos sicherte sich der Niederländer Wout Poels (Bahrain – Victorious) vor Romain Bardet (DSM). Der Franzose initiierte dann mit dem erfahrenen Polen Rafal Majka (UAE Team Emirates) nach knapp 80 Kilometern dann auch die erste Gruppe, die sich wirklich absetzen konnte. Als es in den rund 30 Kilometer langen Alto Collado Venta Luisa hineinging, war eine kleine Gruppe formiert. Nach der Hälfte der Steigung attackierte dann im steilsten Stück Caruso.

71 Kilometer waren von dort noch ins Ziel zu absolvieren. Caruso baute seinen Vorsprung von Sekunde zu Sekunde aus. Dahinter führte Bardet mit seinem Teamkollegen Martijn Tusveld ein Verfolgerquartett an, dem neben Majka auch noch der Spanier Julen Amezqueta (Caja Rural – Seguros RGA) angehörte.

Caruso holte sich die Bergwertung am Alto Collado Venta Luisa sowie danach am Alto de Castro de Filabres und hatte bis eingangs des finalen Anstieges seinen Vorsprung auf die Verfolger auf über drei Minuten ausgebaut, die Gruppe der Favoriten um Leader Roglic hatte sogar über fünf Minuten an Rückstand.

Somit konnte der Italiener sich den Schlussberg perfekt einteilen und kontrollierte seinen Vorsprung perfekt, sodass er eine Minute vor seinen ersten Verfolgern das Ziel erreichte. In der Gruppe der Favoriten entbrannte aber am finalen Anstieg dann ein munterer Schlagabtausch, den vor allem die drei Teams Movistar, Ineos Grenadiers und Jumbo – Visma prägten. Die erste Tempoverschärfung im steilen Part des letzten Berges warf Mitfavorit Mikel Landa (Bahrain – Victorious) zurück. Der 31-jährige verlor vier Minuten auf Roglic.

Am Ende des steileren Parts des Schlussanstiegs hatten dann Roglic, Mas, Lopez und Adam Yates (Ineos Grenadiers) das Feld der Favoriten völlig zerpflückt. Doch die Uneinigkeit der Klassementfahrer führte dazu, dass viele Kontrahenten wie Bernal oder Großschartner noch einmal heranfahren konnten. Erst als Mas die entscheidende Attacke setzte, fiel Fahrer um Fahrer in einem Ausscheidungsrennen endgültig zurück. Am Ende musste sich der Spanier dem zweifachen Vuelta-Gesamtsieger aus Slowenien im Schlussspurt beugen, durfte sich aber wie Caruso und Roglic zu den großen Siegern des Tages zählen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.10.2021Lopez: “Movistar schafft bestimmte Dinge nicht gut“

(rsn) - Erstmals seit seinem vorzeitigen Weggang von Movistar hat sich Miguel Angel Lopez öffentlich gegenüber spanischsprachigen Medien zu den Umständen der Trennung geäußert. Movistar und Lopez

18.09.2021Bestätigt: Lopez verlässt Movistar nach Vuelta-Eklat

(rsn) – Nun ist offiziell, was sich in den vergangenen zwei Wochen seit dem Ende der Vuelta a Espana immer mehr andeutete: Miguel Angel Lopez wird das spanische Team Movistar verlassen. Wie sein Arb

07.09.2021Roglic ist der erste, der Romingers Serie einstellen konnte

(rsn - Bis zu Primoz Roglic‘ drittem Vuelta-Gesamtsieg in Folge war der Schweizer Tony Rominger alleiniger Rekordsieger der Spanienrundfahrt. Zwar hatte Roberto Heras das Rennen in den Jahren 2000,

06.09.2021Lopez war rücksichtslos gegenüber seinen Teamkollegen

(rsn) - Der Fall Miguel Angel Lopez (Movistar) hat für heftige Diskussion in der Szene gesorgt. Wie ist es zu bewerten, dass der 27-jährige Kolumbianer aus Trotz während der vorletzten Etappe der V

06.09.2021Mäder: “Das Ergebnis ist vielleicht etwas zu gut ausgefallen“

(rsn) - Für die Vuelta a Espana hatte sich das Team Bahrain Victorious große Ziele gesteckt. Mikel Landa sollte nach seinem sturzbedingten Ausscheiden beim Giro d`Italia nun in seiner spanischen He

06.09.2021Lopez-Aus: Unzue kritisiert scharf, zeigt aber auch Verständnis

(rsn) – Movistar-Teamchef Eusebio Unzué hat sich im spanischen Radio am Sonntag erstmals öffentlich zum Ausstieg seines Schützlings Miguel Angel Lopez bei der Spanien-Rundfahrt am Samstag geäuß

06.09.2021Roglic: körperlich, mental und taktisch in neuen Dimensionen

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) war bei dieser Vuelta ein viel beschäftigter Mann. Im Rennen, aber auch noch nach dem Rennen. Während auf dem Platz vor der Kathedrale von Santiago de Compost

06.09.2021Großschartner: “Man gewinnt oder man lernt daraus“

Nach drei Wochen bei der Vuelta a Espana wollte Felix Großschartner im Bus zufrieden mit seiner Leistung sein. Das gab der Österreicher im Trikot von Bora – hansgrohe vor dem Auftakt der Rundfahrt

06.09.2021Video-Highlights zur 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Mit dem erwarteten Zeitfahr-Triumph von Gesamtsieger Primoz Roglic (Jumbo – Visma) ist die 76. Vuelta a Espana am Sonntag in Santiago de Compostela zu Ende gegangen. Beeindrucken konnte ab

05.09.2021Roglic kannte bei seinem 3. Vuelta-Triumph keine Gnade mit Mas

(rsn) – Sein Sieg kam nur wenig überraschend; Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der Goldmedaillengewinner von Tokio im Zeitfahren, hat mit seinem Triumph im Kampf gegen die Uhr in Santiago de Compos

05.09.2021Roglic gewinnt Zeitfahren und feiert 3. Gesamtsieg in Folge

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) hat auch im abschließenden Zeitfahren der Vuelta a Espana seine Überlegenheit mit einem deutlichen Sieg demonstriert. Der Slowene überholte kurz vor dem Ziel

05.09.2021Palzer: “Ich habe noch nie so viel leiden müssen“

(rsn) - Es war ein völlig neues Kapitel seiner Karriere, dass Anton Palzer vor drei Wochen in Burgos aufschlug und nun in Santiago de Compostela erfolgreich abschloss. Der 28-Jährige, der im April a

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024Vollering-Schwester vor Profi-Debüt

(rsn) – Bodine Vollering, Schwester von Demi Vollering, steht vor dem Sprung in den Profi-Radsport. Die 21-Jährige hat für zwei Jahre beim Kontinental-Team VolkerWessels unterschrieben. Teammanage

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

02.12.2024Offiziell: 80. Vuelta a Espana beginnt in Turin

(rsn) – Nachdem die Tour de France in diesem Jahr in Florenz gestartet war, wird 2025 auch die Spanien-Rundfahrt in Italien beginnen. Wie die Organisatoren der letzten Grand Tour des Jahren nun auch

02.12.2024Boros beendet in Dublin mit Querfeldeinlauf Nys´ Ambitionen

(rsn) – Die ersten beiden Weltcups der Cross-Saison 2024/25 hat sich Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sicher anders vorgestellt. Zum Auftakt am vergangenen Wochenende kam der Europameister beim S

02.12.2024Indiz für Sanremo-Start? Pogacar trainiert am Poggio

(rsn) – Mailand-Sanremo gehört zu den wenigen großen Rennen, die Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch nicht gewonnen hat. Noch ist unklar, ob der Weltmeister an der kommenden Ausgabe des italien

02.12.2024Van Aert hat für den Winter einen Plan

(rsn) – Mittlerweile steht fest, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) erst nach dem Ende des Team-Trainingslagers von Visma – Lease a Bike Ende Dezember in die Cross-Saison 2024/25 einsteig

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine