Ausreißergruppe schlägt Sprintzüge

Cort Nielsen macht den Etappensieg-Hattrick perfekt

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Cort Nielsen macht den Etappensieg-Hattrick perfekt"
Magnus Cort Nielsen (EF Education - Nippo) feiert den dritten Etappensieg bei der 76. Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos

03.09.2021  |  (rsn) - Auf dem 19. Tagesabschnitt der Spanien-Rundfahrt hat Magnus Cort Nielsen (EF Education – Nippo) seinen Etappen-Hattrick perfekt gemacht. Rui Oliveira (UAE – Emirates) und Quinn Simmons (Trek – Segafredo) hatten nach 191 Kilometern im Sprint einer am Ende noch siebenköpfigen Ausreißergruppe gegen den Dänen das Nachsehen. Im geschlagenen Hauptfeld sicherte sich 18 Sekunden dahinter Alexander Krieger (Alpecin – Fenix) einen guten zehnten Rang, während Primoz Roglic (Jumbo – Visma) souverän seine Gesamtführung behauptete.

"Das ist wirklich großartig. Diese Vuelta ist ein Traum und ich hoffe einfach, dass ich nicht mehr aufwache", freute sich Cort Nielsen. Der 28-Jährige bewies ein weiteres Mal ein gutes Gespür für die richtige Spitzengruppe. Auf den bergigen Auftaktkilometern sprang er gemeinsam mit seinem Teamkollegen Lawson Craddock in die 18 Fahrer große Gruppe des Tages. Als Simmons und Oliveira 30 Kilometer vor dem Ziel eine entscheidende Selektion initiierten, waren Craddock und Cort Nielsen aufmerksam und gingen wieder mit.

Die letzten Kilometer entwickelten sich dann zu einer Hochgeschwindigkeitsjagd zwischen dem Hauptfeld und der auf sieben Fahrer geschrumpften Spitze. "Erst fünf oder sechs Kilometer vor Schluss habe ich angefangen, daran zu glauben. Sie haben uns immer sehr nah gehalten und es war ein wirklich harter Tag. Wir haben vorne nicht die ganze Zeit perfekt zusammengearbeitet, es gab einige Attacken und die Gruppe wurde kleiner. Am Ende hatte dann jeder müde Beine", beschrieb Cort Nielsen die Situation.

Das entscheidende Ass im Ärmel war Craddock, der die Gruppe auf den letzten Kilometern auf Geschwindigkeit hielt und Cort Nielsen so den Sprint vorbereitete. "Irgendwie haben wir es geschafft. Ich muss meinem Teamkollegen Lawson Craddock für einen unglaublichen Job danken. Ohne ihn in der Gruppe hätte ich heute nicht gewonnen", wusste Cort Nielsen, bei wem er sich zu bedanken hatte.

Roglic schlüpft in sein 50. Leaderjersey

Spitzenreiter Primoz Roglic (Jumbo – Visma) hätte sich sicher einen gemütlicheren Arbeitstag vor dem Abschluss-Wochenende gewünscht. "Es war ein harter Tag vom Start bis zum Ziel. Eine super starke Spitzengruppe ist weggefahren. Für uns war das in Ordnung, wir konnten es locker angehen lassen. Aber die Vuelta neigt sich ihrem Ende zu und es gibt nicht viele Möglichkeiten mehr. Die Sprinterteams sind ein sehr hartes Tempo gefahren", analysierte Roglic.

Der Slowene schlüpfte nach der Etappe in sein schon 50. Spitzenreitertrikot bei einer Grand Tour. "Das ist verrückt. Hoffentlich kann ich es behalten. Ich bin nicht so gut in Statistiken, deshalb bin ich immer positiv überrascht", meinte ein erstaunter Roglic, der am Samstag mit den 51 Leadertrikots eines Chris Froome gleichziehen könnte.

Meintjes muss nach Sturz aufgeben

Auch wenn die Klassementfahrer im Feld beisammen blieben, kam es in den Top 10 der Gesamtwertung zu einer Änderung: Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert Matériaux) musste nach einem Sturz rund 45 Kilometer vor dem Ziel das Rennen aufgeben und verlor seinen am Donnerstag auf der 18. Etappe erst erkämpften zehnten Gesamtrang, den nun David de la Cruz (UAE – Emirates) übernahm.

Fabio Jakobsen (Deceuninck – Quick-Step) erlebte einen harten Tag, da er zusammen mit einigen anderen Sprintern schon früh abgehängt wurde. Er erreichte das Ziel erst 26 Minuten nach dem Tagessieger im Gruppetto. Als Trostpflaster durfte er aber trotzdem ein weiteres Mal in das Grüne Trikot des Punktbesten schlüpfen. In der Bergwertung führt immer noch Michael Storer (DSM). Diese Nebenwertung wird sich auf der morgigen Etappe zwischen ihm und seinem Teamkollegen Romain Bardet entscheiden. Der beste Nachwuchsfahrer ist Egan Bernal (Ineos Grenadiers) und die Teamwertung gehört weiterhin Bahrain Victorious.

So lief das Rennen:

Das Tempo war bereits kurz nach dem Start der Etappe hoch. Eine 18 Fahrer große Spitzengruppe um Nico Denz (DSM), Cort Nielsen, Craddock, Simmons, Oliveira, Anthony Roux (Groupama-FDJ), Andrea Bagioli (Deceuninck – Quickstep), Andreas Kron (Lotto Soudal), Fabio Aru (TQA) und Mikaël Cherel (AG2R – Citroën) konnte sich an der zweiten Bergwertung des Tages absetzen. Die erste Bergwertung sicherte sich Cort Nielsen, die zweite gewann Cherel, der dritte Bergpreis ging ebenfalls an den Franzosen.

Zum gleichen Zeitpunkt fiel eine Gruppe um Sprinter mit Jakobsen und Jordi Meeus (Bora – Hansgrohe) zurück. Sie schaffte bis zum Ziel nicht mehr den Anschluss ans Feld. Das sorgte dafür, dass DSM mit seinem Sprinter Alberto Dainese Morgenluft witterte und die Spitzengruppe mit maximal 2:45 Minuten Abstand an der kurzen Leine hielt. Im Laufe des rasant absolvierten zweiten Teils der Etappe schrumpfte dieser Rückstand auf nur noch eine Minute zusammen.

Die Ausreißer gewinnen das Sekundenspiel

In der Spitzengruppe war man sich nicht einig – unter anderem arbeitete Denz nicht mit, weil sein Team hinten im Feld auf Dainese setzen wollte. Dann fuhr Oliveira schon 50 Kilometer vor dem Ziel eine erste Attacke, die die Spitze auf elf Fahrer reduzierte. Als BikeExchange im Feld nun für Michael Matthews' Sprinthoffnungen zur Unterstützung eilte, zog sich DSM jedoch zurück, was die Aufholjagd verzögerte. An der letzten Welle 34 Kilometer vor dem Ziel sprengten Simmons und Oliveira die Ausreißergruppe dann endgültig. Simmons sicherte sich die Sprintwertung. Craddock, Cort Nielsen, Bagioli, Roux und Kron konnten wieder zu dem Duo aufschließen.

15 Kilometer vor dem Ziel hatte BikeExchange den Rückstand auf nur noch 30 Sekunden reduziert. Als dann DSM wieder mit in die Führungsarbeit einstieg, waren die Zeichen eigentlich auf Massensprint gestellt. Doch auf leicht abschüssigem Terrain verbrannten beide Teams ihre Körner zu schnell. Sie konnten den Rückstand auf 20 Sekunden senken, verloren aber auf den letzten Kilometern wieder Zeit gegenüber dem gut kooperierenden Septett an der Spitze. Auf dem letzten Kilometer führte Craddock die Spitzengruppe an und hielt das Tempo hoch. Simmons eröffnete den Sprint 200 Meter vor dem Ziel, wurde jedoch von Cort Nielsen und Oliveira überflügelt. Den Sprint des Feldes gewann Dainese vor Matteo Trentin (UAE – Emirates) und Krieger.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.10.2021Lopez: “Movistar schafft bestimmte Dinge nicht gut“

(rsn) - Erstmals seit seinem vorzeitigen Weggang von Movistar hat sich Miguel Angel Lopez öffentlich gegenüber spanischsprachigen Medien zu den Umständen der Trennung geäußert. Movistar und Lopez

18.09.2021Bestätigt: Lopez verlässt Movistar nach Vuelta-Eklat

(rsn) – Nun ist offiziell, was sich in den vergangenen zwei Wochen seit dem Ende der Vuelta a Espana immer mehr andeutete: Miguel Angel Lopez wird das spanische Team Movistar verlassen. Wie sein Arb

07.09.2021Roglic ist der erste, der Romingers Serie einstellen konnte

(rsn - Bis zu Primoz Roglic‘ drittem Vuelta-Gesamtsieg in Folge war der Schweizer Tony Rominger alleiniger Rekordsieger der Spanienrundfahrt. Zwar hatte Roberto Heras das Rennen in den Jahren 2000,

06.09.2021Lopez war rücksichtslos gegenüber seinen Teamkollegen

(rsn) - Der Fall Miguel Angel Lopez (Movistar) hat für heftige Diskussion in der Szene gesorgt. Wie ist es zu bewerten, dass der 27-jährige Kolumbianer aus Trotz während der vorletzten Etappe der V

06.09.2021Mäder: “Das Ergebnis ist vielleicht etwas zu gut ausgefallen“

(rsn) - Für die Vuelta a Espana hatte sich das Team Bahrain Victorious große Ziele gesteckt. Mikel Landa sollte nach seinem sturzbedingten Ausscheiden beim Giro d`Italia nun in seiner spanischen He

06.09.2021Lopez-Aus: Unzue kritisiert scharf, zeigt aber auch Verständnis

(rsn) – Movistar-Teamchef Eusebio Unzué hat sich im spanischen Radio am Sonntag erstmals öffentlich zum Ausstieg seines Schützlings Miguel Angel Lopez bei der Spanien-Rundfahrt am Samstag geäuß

06.09.2021Roglic: körperlich, mental und taktisch in neuen Dimensionen

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) war bei dieser Vuelta ein viel beschäftigter Mann. Im Rennen, aber auch noch nach dem Rennen. Während auf dem Platz vor der Kathedrale von Santiago de Compost

06.09.2021Großschartner: “Man gewinnt oder man lernt daraus“

Nach drei Wochen bei der Vuelta a Espana wollte Felix Großschartner im Bus zufrieden mit seiner Leistung sein. Das gab der Österreicher im Trikot von Bora – hansgrohe vor dem Auftakt der Rundfahrt

06.09.2021Video-Highlights zur 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Mit dem erwarteten Zeitfahr-Triumph von Gesamtsieger Primoz Roglic (Jumbo – Visma) ist die 76. Vuelta a Espana am Sonntag in Santiago de Compostela zu Ende gegangen. Beeindrucken konnte ab

05.09.2021Roglic kannte bei seinem 3. Vuelta-Triumph keine Gnade mit Mas

(rsn) – Sein Sieg kam nur wenig überraschend; Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der Goldmedaillengewinner von Tokio im Zeitfahren, hat mit seinem Triumph im Kampf gegen die Uhr in Santiago de Compos

05.09.2021Roglic gewinnt Zeitfahren und feiert 3. Gesamtsieg in Folge

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) hat auch im abschließenden Zeitfahren der Vuelta a Espana seine Überlegenheit mit einem deutlichen Sieg demonstriert. Der Slowene überholte kurz vor dem Ziel

05.09.2021Palzer: “Ich habe noch nie so viel leiden müssen“

(rsn) - Es war ein völlig neues Kapitel seiner Karriere, dass Anton Palzer vor drei Wochen in Burgos aufschlug und nun in Santiago de Compostela erfolgreich abschloss. Der 28-Jährige, der im April a

Weitere Radsportnachrichten

05.11.2024Vollerings neues Team hat langfristige Planungssicherheit

(rsn) - Die Equipe FDJ - Suez kann langfristig planen. Wie der ambitionierte französische Frauen-Rennstall bekannt gab, habe man sich mit den beiden Namenssponsoren auf Vertragsverlängerungen bis je

05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund

(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka

05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine