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22.03.2022 | (rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat bei der 101. Katalonien-Rundfahrt knapp seinen zweiten Saisonsieg verpasst. Der 27-jährige Kölner musste sich über 202,4 Kilometer zwischen L`Escala und Perpignan ganz knapp dem Australier Kaden Groves (BikeExchange - Jayco) geschlagen geben, der damit für den zweiten Tagessieg seines Teams sorgte, nachdem Michael Matthews den Auftakt gewonnen hatte.
Diesmal stellte sich der 31-Jährige allerdings in den Dienst seines jungen Mannschaftskollegen, der seinen ersten Saisonsieg feierte. Dritter wurde der Franzosen Hugo Hofstetter (Arkéa - Samsic), Matthews rollte auf Position sieben ins Ziel.
“Mir gefiel die Etappe und wollte sie unbedingt gewinnen. Auf einen solchen Erfolg habe ich lange gewartet, dieser Sieg ist eine Befreiung. Das Finale war ziemlich hart mit den Windkanten. Wir hatten leider Simon Yates hinten und vorne waren starke Teams wie Jumbo und Movistar, die aus dieser Situation einen Vorteil ziehen wollten. Entsprechend wurde Vollgas gefahren“, kommentierte Groves seinen siebten Sieg als Profi, der zugleich der erste auf WorldTour-Niveau war.
Matthews stellt sich in den Dienst seines Teamkollegen
Maßgeblich zu verdanken hatte er den dem bisherigen Spitzenreiter Matthews, der als erster Fahrer auf die Zielgerade eingebogen war, um seinem Landsmann zu lancieren. "Es war ein ziemlich stressiger Tag, härter als erwartet. Wir haben schon lange für Kadens ersten Sieg in der WorldTour gekämpft und jetzt Teil seines ersten großen Sieges zu sein, das ist etwas Besonderes“, so Matthews im Ziel. “Wir waren ja schon auf der letzten Tirreno-Etappe (Dritter, d. Red.) nahe dran. Ich habe gestern gewonnen und konnte dann heute im Führungstrikot den Sprint anziehen und mein Teamkollege holt den Sieg - mehr geht nicht“, freute sich Matthews über Groves‘ Erfolg genauso wie über seinen eigenen vom Vortag.
Neuer Gesamtführender ist der Norweger Jonas Hvideberg (DSM), der Matthews um eine Sekunde auf Rang zwei verdrängte. Hofstetter folgt mit sieben Sekunden Rückstand auf Rang drei. Hvideberg, der erneut als Ausreißer beeindruckte, war gemeinsam mit Groves der große Gewinner des Tages und führt nun neben der Gesamt- auch noch die Punkte-, die Berg- und die Nachwuchswertung an.
Während es für Groves und Matthews perfekt lief, musste Teamkollege Simon Yates im Kamof um den Gesamtsieg einen herben Rückschlag einstecken. Der Brite stürzte rund 16 Kilometer vor dem Ziel und schaffte nicht mehr den Anschluss. Im Klassement hat Yates ebenso wie der Spanier Oscar Rodriguez (Ineos Grenadiers) nun bereits 44 Sekunden Rückstand auf die Spitzenposition. Nicht mehr dabei ist der Vorjahreszweite Richie Porte (Ineos Grenadiers) der an einem Anstieg abgehängt wurde und kurz darauf vom Rad stieg.
So lief das Rennen:
Im Gegensatz zur hart umkämpften Auftaktphase der 1. Etappe ließ das Peloton diesmal schon früh Hvideberg mit den beiden Spaniern Adria Moreno (Burgos-BH) und Joan Bou (Euskaltel - Euskadi) ziehen und gestattete dem Trio bei Sonnenschein und rund 15 Grad einen Maximalvorsprung von rund fünf Minuten zu. Damit war Hvideberg sogar zwischenzeitlich virtueller Gesamtführender. Allerdings hatte es der 23-Jährige viel mehr auf die drei Bergpreise des Tages abgesehen, wobei er die erste gewann und bei den folgenden beiden jeweils Zweiter wurde, und so seine Führung in der Bergwertung festigte.
Am Coll dels Belitres, dem dritten und letzten Berg des Tages, wo zugleich die Grenze nach Frankreich überquert wurde, betrug der Vorsprung der Ausreißer nur noch rund 1:30 Minuten. An der nicht sehr fordernden Steigung fiel Porte ohne ersichtlichen Grund überraschend aus dem Feld heraus und stieg kurz darauf vom Rad.
In einer Kurve der Abfahrt stürzte Mattias Skjelmose (Trek - Segafredo) über die Absperrung einen Hang hinunter, kletterte unverletzt aber wieder auf die Straße zurück und konnte das Rennen fortsetzen und fand genau wie der gestürzte Ivan Sosa (Movistar) den Weg zurück ins Feld, in dem vor allem Intermarché und Arkéa - Samsic das Tempo bestimmten.
Allerdings zeigte die Verfolgungsarbeit zunächst keinen Erfolg, doch auf flachen letzten 35 Kilometern schwanden die Chancen der kleinen Gruppe unter dem Tempodiktat der entschlossenen Verfolger schnell dahin und schon 29 Kilometer vor dem Ziel war der Fluchtversuch beendet. Nach kurzem Zögern nahm das nun von Jumbo - Visma angeführte Feld kurz vor einer Richtungsänderung wieder an Fahrt auf, was Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) in Bedrängnis brachte, da er in diesem Moment durch einen Defekt gestoppt wurde.
Auf der Windkante zerfällt das Feld erneut
Bei böigem Seitenwind zerfiel das Feld in mehrere Gruppen, ehe 16 Kilometer vor dem Ziel mit Simon Yates einer der großen Favoriten zu Boden ging und mit Hilfe mehrerer Teamkollegen versuchte, wieder den Anschluss zu schaffen. Da aber Teams wie Jumbo - Visma, UAE Emirates, Movistar, Quick-Step und auch Bahrain Victorious zusammenspannten, blieben die Bemühungen erfolglos.
Dafür lief es für die kleine Sprinterfraktion von BikeExChange umso besser. Nachdem Quick-Step das noch rund 40 Fahrer starke erste Feld auf den Schlusskilometer geführt hatte, tauchte plötzlich das Weiße Trikot an der Spitze auf. Matthews zog mit Bauhaus am Hinterrad seinem jungen Teamkollegen Groves den Sprint an, nachdem er sich umgedreht und von diesem ein Kopfnicken erhalten hatte.
Als der Auftaktsieger ausscherte, musste der Deutsche seinen Sprint starten und hatte nunmehr Groves in seinem Windschatten. Den nutzte der BikeExchange-Profi aus, um sich noch kurz vor der Ziellinie knapp an Bauhaus vorbeizuschieben.