Lotto Soudal verzichtet auf Sprintzug

Kluges Tour-Aus erfolgte in Etappen

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Kluges Tour-Aus erfolgte in Etappen"
Roger Kluge (Lotto Soudal) | Foto: Cor Vos

27.06.2022  |  (rsn) – In den vergangenen Jahren war der Montag vor der Tour de France für Roger Kluge (Lotto Soudal) Packtag. Doch in diesem Jahr bleibt der Koffer im Schrank. Nach drei Teilnahmen in Folge an der Seite von Caleb Ewan bei der Frankreich-Rundfahrt findet das größte Radrennen der Welt ohne den 36-Jährigen statt.

"Klar wäre ich gerne gefahren. Aber ich versuche es jetzt positiv zu sehen. So habe ich im Sommer mehr Zeit für die Familie", sagte der Familienvater gegenüber radsport-news.com. Dass Kluge in diesem Jahr nicht zur Tour fahren würde, hatte sich in den letzten Monaten schon etappenweise angekündigt. Im Vergleich zu den letzten Jahren bekam er im Winter keine feste Startzusage, sondern fand sich lediglich auf der Longlist wieder.

Zuvor sollte er stattdessen erst einmal den Giro d`Italia bestreiten. Einen weiteren Fingerzeig, dass es mit der Tour wohl nichts werden würde, gab es dann nach der ersten Grand Tour des Jahres. In den beiden Wochen nach dem Rennen standen weitere Rennen in Kluges Kalender, womit klar war: Eine wirkliche Pause nach der Italien-Rundfahrt zum Erholen und der Vorbereitung gibt es nicht. "Richtung Tour hätte es einen anderen Formaufbau gebraucht", so der Deutsche, der dann auch von der Longlist genommen wurde und somit auch nicht als Ersatzfahrer für die Tour eingeplant ist.

Kluge gab aber auch zu, dass seine Leistungen in diesem Jahr nicht so überzeugend waren, als dass Lotto Soudal ihn zwingend mit zur Tour hätte mitnehmen müssen. Viele Krankheiten – erst Corona nach der Saudi Tour und dann noch eine Bronchitis nach Tirreno-Adriatico warfen ihn zurück, in die Klassiker ging er entsprechend ohne richtigen Formaufbau und beim Giro stürzte er erst und wurde dann auch noch krank. Kurzum, es war nicht das Frühjahr des Roger Kluge. “Das Frühjahr war durchwachsen. Vielleicht hatte das Team dann auch kein Vertrauen in mich, aber letztlich wurde mir auch nicht gesagt, warum ich nicht dabei bin“, erklärte er.

Dass am Ende nicht nur er, sondern Ewans kompletter Sprintzug zu Hause bleibt, kam für den Routinier überraschend. Rüdiger Selig wurde aus Leistungsgründen nicht nominiert, Jasper De Buyst war nach seinem schweren Sturz bei der Türkei-Rundfahrt erst zu 75 Prozent fit und Michael Schwarzmann schaffte es “nur“ auf die Longlist. “Wenn Jasper nur zu 90 Prozent fit gewesen wäre, dann wäre er schon eine Bank für Caleb gewesen. Aber so hat er selbst abgewunken“, berichtete Kluge, der nun vor allem Klassikerass Florian Vermeersch bei dessen Tourdebut als Helfer von Ewan sieht.

Lotto braucht Ergebnisse im Kampf um die Weltrangliste

Der Australier hätte sich sicherlich einen Sprintzug gewünscht, doch die Teamleitung entschied anders. “Caleb hat in der Vergangenheit schon gezeigt, dass er ohne Zug erfolgreich sein kann. Ich traue ihm schon den einen oder anderen Etappensieg zu“, meinte Kluge.

Dass die Entscheidung gegen die Sprintzug und für eine Aufstellung mit Etappenjägern gefallen sei, weil man sich so mehr Punkte für die Weltrangliste im Kampf um den Klassenerhalt erhofft, wollte Kluge nicht bestätigen. “Für gute Platzierungen gibt es relativ wenig Punkte, dafür viele für einen Sieg. Und da ist Caleb nach wie vor unser aussichtsreichster Fahrer“, stellte Kluge klar.

Nun hofft er, dass die Nicht-Nominierung für die Tour kein Fingerzeig mit Blick auf seine Vertragssituation ist. Denn der Kontrakt des Bahn-Asses läuft Ende der Saison aus. Kluge würde gerne in Belgien bleiben, doch noch konnte sich die Teamleitung von Lotto Soudal nicht zu einer neuen Offerte durchringen. An ein Karriereende denkt er aktuell noch nicht, er will bis 2024 weiterfahren.

Hoffnung auf Polen-Rundfahrt und Heim-EM

Auf die Deutschen Meisterschaften im Sauerland hatte Kluge nicht nur angesichts des schweren Kurses verzichtet, sondern auch, weil er zuvor praktisch acht Wochen am Stück unterwegs gewesen war. Nach dem Giro standen an den beiden Wochenenden danach Rennen in Belgien an, wo es richtig gut lief und Kluge “richtig Standgas“ hatte. danach folgte noch die Bahn-DM in Büttgen. Statt dann noch ins Sauerland zu reisen, entschied sich Kluge dazu, eine neuntägige Trainingspause einzulegen. Er wird erst am Dienstag wieder seine ersten Ausfahrt machen.

Seinen Rennkalender für die zweite Saisonhälfte hat Kluge noch nicht vorliegen. Mitte Juli steht ein Eintagesrennen in Belgien im Kalender, danach hofft er auf einen Start bei der Polen-Rundfahrt sowie die Teilnahme an den European Games in München. Beim Heimspiel würde Kluge gern sowohl das Straßenrennen als auch auf der Bahn bestreiten.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine